Gedicht: An Luna - Goehte - Verständnisfrage
Hallo, für das Gedicht "An Luna" von Goehte (1769) muss ich eine Gedichtinterpretation verfassen. Allerdings habe ich damit arge Probleme, da ich mehrere Dinge als Inhalt ablese. Vielleicht kann mir ja jemand helfen mich in die richtige Richtung zu bringen:
Ein Vergleich der Schöhnheit des Mondes mit der Liebe und Sehnsucht zu einer Frau. Das lyrische ich ist ein Soldat der den Mond betrachtet und dabei an die Liebe zu einer Frau denkt.
Das lyrische ich ist ein Ritter, der Sehnsucht zu einer Frau hat die er aus der Ferne beobachtet. Er vergleicht sie mit dem Mond, der ebenso unerreichbar ist.
Es geht im seine Schwester (wie die EInleitung sagt). Da stellt sich mir aber die Frage, was das mit der Schwämerei zu tun haben soll. Er hat ja nicht seine Schwester angehimmelt oder doch?
4 Antworten
Ich glaube, nichts davon trifft zu: Das lyrische Ich ist weder ein Soldat noch ein Ritter, sondern einfach ein Liebender, der sich wohl im Mondeslicht auf den Weg zu seiner Geliebten machen möchte ("nun zieht sie mich hernieder"). Dabei spricht er zum Mond, den er darum beneidet, dass er duchs Fenster ("das gläserne Gegitter") "die unverhüllten Glieder" der Geliebten betrachten kann. Um seine Schwester geht es nicht, sondern er redet den Mond als die "Schwester von dem ersten Licht" an, weil die Mondgöttin Luna in der römischen Mythologie die Schwester der Aurora (Morgenröte) ist.
Hier übrigens das Gedicht:
Schwester von dem ersten Licht,
Bild der Zärtlichkeit in Trauer!
Nebel schwimmt mit Silberschauer
Um dein reizendes Gesicht;
Deines leisen Fußes Lauf
Weckt aus tagverschloßnen Höhlen
Traurig abgeschiedne Seelen,
Mich und nächt'ge Vögel auf.
Forschend übersieht dein Blick
Eine großgemeßne Weite.
Hebe mich an deine Seite!
Gib der Schwärmerei dies Glück!
Und in wollustvoller Ruh'
Säh der weitverschlagne Ritter
Durch das gläserne Gegitter
Seines Mädchens Nächten zu.
Dämmrung, wo die Wollust thront,
Schwimmt um ihre runden Glieder.
Trunken sieht mein Blick hernieder-
Was verhüllt man wohl den Mond!
Doch was das für Wünsche sind!
Voll Begierde zu genießen,
So da droben hängen müssen -
Ei, da schieltest du dich blind!
In dem Gedicht schreibt Goethe seiner Geliebten. Diese wird hier als Mond bezeichnet, deshalb der Titel "An Luna". Der Mond galt als etwas Unerreichbares, wie seine Geliebte, weil ihre sozialen Stände sich zu sehr voneinander unterschieden und sie deshalb nicht heiraten konnten. Goethe beschreibt also ein persönliches Erlebnis, was als "Erlebnislyrik" typisch für die Literaturepoche Sturm und Drang ist.
Mit "Schwester von dem ersten Licht" ist der Mond gemeint, welcher als Schwester von der Sonne (ersten Licht) gilt.
Es geht also weder um einen Ritter, Soldaten oder Goethes Schwester.
"Es geht im seine Schwester (wie die EInleitung sagt). Da stellt sich mir aber die Frage, was das mit der Schwämerei zu tun haben soll. Er hat ja nicht seine Schwester angehimmelt oder doch?"
Die Beziehung zwischen Goethe und seiner Schwester Cornelia sind echt kompliziert gewesen. Es ist durchaus möglich, dass sie eine Rolle bei der Abfassung des Gedichtes gespielt hat.
Aber da geht es doch um Grundsätzliches: kein echter Text geht in einem feststellbaren Erlebnis auf. Der Text wird gerade erst dann zum Text, wenn es sich von ihm ablöst und ein eigenständiges Dasein führt. Da sagt man, dass der Text "in sich steht".
Mit "Schwester von dem ersten Licht" ist der Mond als Schwester der Sonne gemeint. Nicht Goethes Schwester.