Gab es "ä ö ü" auf deutsch schon immer oder kamen die Buchstaben später?

6 Antworten

Schon immer gab es sie auch bei uns nicht. Unser Alfabet stammt vom lateinischen Alfabet ab, da gab es diese "Umlaute" nicht. Latein kennt die Unterscheidung o/ö und u/ü phonetisch gesehen gar nicht (Türkisch kennt diese aber sehr wohl). Die Schreibweise ä gab es im Latein auch nicht (nur "e", was aber je nach Wort anders gesprochen werden konnte).

Italienisch kennt auch kein ä, ö, ü (ebensowenig Spanisch, Portugiesisch...).

Früher schrieb man bei uns "ae" "oe" oder "ue", und die zwei Pünktchen sind eigentlich nur eine Abkürzung dieses früheren "e", was man zuerst hinter den Stammvokal schrieb, dann darüber.

Auch Österreich und die Schweiz nutzen heute ä, ö, ü.

Im Norden gibt es etwas unterschiedliche Schreibweisen. Schwedisch nutzt ä und ö (aber kein ü). Dänisch und Norwegisch nutzen einen Strich durch das o (anstelle des ö). Also schreibt man in Dänemark z.B. Øresund (anstelle von schwedisch Öresund).

Die Dänen schreiben "æ" anstelle von "ä", das ist aber derselbe Laut.

Die Isländer kennen ö, aber nicht ä oder ü. Isländisch nutzt (im Gegensatz zu den anderen nordgermanischen Sprachen) "Akzente", so gibt es ú und u, é und e und andere (á, ó, ý, í). Dabei entspricht u in etwa unserer Aussprache von ü, und e etwa unserer Aussprache von ä. Die Laute ú und é werden lang und geschlossen gesprochen. Zusätzlich gibt es "æ" in Island (vgl. Dänemark).

Im Deutschen (aber auch in anderen germanischen Sprachen) hängen Stammvokale und deren Umlaute zusammen. So gehören "arg" und "ärger" zusammen, "gesund" und "gesünder" sowie "rot" und z.B. "erröten".

Isländisch kennt (im Gegensatz zum Deutschen) zusätzlich z.B. eine Umlautung von a/a zu ö/u. So ist der Akkusativ des Vornamens "Anna" "Önnu".
Bruder/Brüder erfährt eine ähnliche (aber nicht gleiche) Umlautung (bróðir/bræður).

Ä, ÄU, Ö, Ü heißen A-Umlaut etc. Diese Umlaute gab es in der geschriebenen Sprache nicht immer. Sie kommen häufig in den Pluralformen und in Ableitungen vor, beispielsweise Nomen -> Adjektiv, Verb, Diminutiv.

  • der Mann, die Männer / der Baum, die Bäume / das Schloss, die Schlösser / der Flug, die Flüge
  • die Macht -> mächtig / Bauer -> bäuerlich / Wort -> wörtlich / Furcht -> fürchterlich
  • Macht -> ermächtigen / Auge -> beäugen / Trost -> trösten / Pflug -> pflügen
  • der Mann -> das Männchen / die Maus -> das Mäuschen / die Bohne - das Böhnchen / der Kuss - das Küsschen

Achtung: Bei einem nachfolgenden "ch" ändert sich im Standarddeutschen die Aussprache, wenn ein Wechsel von "a, au, o, u" zu den jeweiligen Umlauten stattfindet, vom Rachen-ch [x] zum palatalen "ch" [ç].

  • das Dach [x] - die Dächer [ç]
  • der Bauch [x] - die Bäuche [ç]
  • das Loch [x] - die Löcher [ç]
  • das Buch [x] - die Bücher [ç]

genauso: Fach, Fächer/flach, Fläche/Rache, rächen, Rächer/Bach, Bäche/Brauch, Bräuche/Schlauch, Schläuche/Koch, Köche/Tochter, Töchter/Fluch, Flüche/Flucht, flüchten, flüchtig, Flüchtling/ Sucht, Süchte, süchtig

Die nennen sich Umlaute und gibts auch in ACH.

Sie sind im klassischen Alphabet nicht aufgeführt, da es Abwandlungen von A O U sind und keine eigenständigen Buchstaben. Es gab die Laute in der gesprochenen Sprache schon lange, überall, wo früher ein i im Wort war (das ist meist verloren gegangen), verwendete man der einfacheren Aussprache wegen einen Umlaut. geschrieben wurde es ae, ob und ue - danach wurde das e klein oben drüber geschrieben und im weiteren Verlauf irgendwann nur noch Striche.

Gab es "ä ö ü" auf deutsch schon immer

Nein.

Wie nennt man die?

Umlaute

Warum zahlt man die nicht im Alfabet?

Tut man doch. Und es heißt immer noch Alphabet.

Haben das ACH auch?

Ja. Die Schweiz hat aber kein "ß".