Für welche Berufe ist ein Philosopiestudium Voraussetzung?
Oder andersrum: Was kann man mit einem Philosopiestudium werden?
Ist das eine Art Hobbystudium für Reichgeborene, die mal eine Talkrunde moderieren wollen?
2 Antworten
Ist das eine Art Hobbystudium für Reichgeborene, die mal eine Talkrunde moderieren wollen?
Jaa.. das heißt es oftmals. Da hat man dann aber eben solche Leute wie Richard David Precht vor Augen oder sonstige mehr oder weniger als Tagträumer zu bezeichnende Gesellen, die zu diesem und jenem was sagen, sich dabei polyglott und gebildet fühlen, wenn sie jemand mal mehr und mal weniger beachtet und gelegentlich mal ein Buch veröffentlichen, ansonsten aber eher als Clochard ein Dasein fristen, um das man sie gemeinhin zumindest nicht beneidet.
Und dahingehend ist an der These "Hobbystudium" sicherlich auch was dran, wobei es andererseits nicht viele gibt, die ein solches Studium durchziehen - die meisten brechen ab oder studierten Philosophie nebenher; ein Freund von mir hat es in Kombination mit Europäischer Völkerkunde studiert - er kann damit nichts anfangen und ist heute Sachbearbeiter in einem Rathaus unter lauter ehemaligen Realschülern, die anders als er mit 17-20 Lenzen in die Lehre gingen und nicht zehn Jahre darbend studierten.
XXX
Ich kenne tatsächlich einen Mann, der Philosophie, Publizistik, kath. Theologie sowie Deutsch und Geschichte auf Lehramt studiert hat. Er hat alle (!) Studiengänge beendet, firmiert in der Öffentlichkeit als Dipl.-Theologe (eine Funktion, in der er auch Vorträge und Seminare hält) und ist seit Jahren hauptberuflich ein sehr erfolgreicher freier Journalist für Lokales und Kultur, der einen sehr üppigen Honorarsatz genießt, teilweise in der Redaktion mitschafft (da sitze ich als Fester) und am Fließband erstklassigste Arbeit abliefert - der Mann kann davon sehr gut leben und ist durchaus als gutsituiert zu bezeichnen. Als Lehrer hat er nie gearbeitet, weil er Mitte der 80er (das war für junge Lehrer eine schlechte Zeit) keine Anstellung fand und sich dann umorientieren musste, so dass er ein Volontariat absolvierte und Redakteur lernte.
Ich weiß nicht, wie sein Philosophie-Studium ihm heute hilft; möglicherweise tut es das, wenn er im Feuilleton schreibt, Rezensionen anfertigt oder ethische Fragen in seiner Glosse beleuchtet, aber das kann man im Grunde genommen auch durch theologische oder publizistische Ansätze oder schlicht durch Empathie, Menschenkenntnis und Lebenserfahrung - ich würde fast sagen, dass ich das nach der ganzen Zeit in diesem Metier, aber auch durch meine eigene nicht ganz einfache Vorgeschichte (aus der man vieles für sich mitnimmt, wenn man es zulässt), durch Ehrenamt, Kommunalpolitik und andere Parameter sowie mein Interesse an guten Büchern und guten Diskussionen auch nicht viel schlechter könnte.
Früher sagte man das sei Voraussetzung für den Taxischein. Echte Voraussetzung dürfte es quasi nur für eine Professur in diesem Fach sein.