Friedrich Barbarossa - Mythos der Deutschen, warum?

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Ein alter Herrscher sitzt in einem Berg, erscheint in höchster Not oder wenn die Krähen nicht mehr um den Berggipfel fliegen usw. und errichtet ein Reich, in dem für immer Gerechtigkeit und Frieden herrschen wird.

Derartige Sagen gibt es in vielen Ländern und bis auf Kleinigkeiten sind sie immer gleich. Darin spiegelt sich die immer gleiche Sehsucht der Menschen. Die Figuren, auf die diese Sehnsüchte projiziert werden, sind dabei austauschbar.

Es liegt also nicht an der Person Barbarossas selbst, dass eine solche Sage um ihn entstand. Es liegt vielmehr an seinem Enkel Friedrich II. (Stupor Mundi) der als zu früh gekommener mittelalterlicher "Renaissance-Herrscher" aussergewöhnlich war und somit genug Projektionsfläche für Sehnsüchte bot. Dass mit der Zeit Barbarossa die Stelle seines Enkels in der Sage einnahm liegt wohl daran, dass Friedrich I. in deutschen Landen bekannter war, als sein sizilianischer Nachkomme.

Mit der Reichsgründung brauchte man auch nationale Symbole. Die Kyffhäuser-Sage um Barbarossa passte da prima ins Konzept. Wilhelm I. ("Barbablanca") als Vollender der Reichseinigung bekommt auf dem Kyffhäuser ein monumentales Denkmal und erscheint als moderner Barbarossa, der die Erfüllung der Sehnsüchte des deutschen Volkes sein soll.

Die Kyffhäusersage ist eine normale Sage, die aus propagandistischen Gründen zum Nationalmythos stilisiert wurde. Deshalb erscheint Barbarossa bedeutender, als er war.

PeVau  28.11.2012, 14:27

Danke für den Stern, Nicki!

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Im späten Mittelalter erschien eine Biografie, die den Rotbart auf einmal zum Sieger über Saladin und den Eroberer von Jerusalem machten, auch andere, politische Erfolge, wurden Ihm zugeschrieben, die aber sein Enkel Friedrich II. vollbrachte, letzterer ist heute völlig vergessen, den Barbarossa kennt jeder, auch wenn er Dir vielleicht entfallen war.

Der grösste Mythos entstand aber im deutschen Kaiserreich mit der Suche nach den Gebeinen und schließlich mit der Errichtung des Kyffhäuser-Denkmals, unter dessen Berggipfel der sagenumwobene Kaiser ruhen sollte.

Selbst die Nazis benutzten den Namen in Ihrem "Unternehmen Barbarossa" als sie die Sowjetunion überfielen. Erst ab 1945 sah man Friedrich den I. unverzerrter. Anlässlich seines 800. Todestages widmete Ihm der Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte eine 2-tägige Tagung, seit dem sind einige Bücher erschienen, die das Bild über diese historische Person mit der Realität versöhnt haben.

Verehrt wird er von den Kyffhäusern immer noch...schlag es nach...

Im 19. Jahrhundert haben die Deutschen versucht, zu einer Nation zu werden. Dafür wurden an diversen Ecken nationale Symbole augegraben/erdacht/umgedeutet. Eines davon war Barbarossa, der Kaiser ohne Grab. Seine historische Bedeutung war eher mittelmäßig. Alleine aus dem Umstand, dass es für ihn kein offizielles Grab gab, konnte man aber ordentlich Geschichten erfinden.

Ludwig20  27.11.2012, 16:13

So unbedeutend war er nicht, er hat die norditalienischen Städte besiegt und die Gebeine der heiligen 3 Könige nach Köln gebracht, außerdem das damals größte Fest veranstaltet und Deutschland war das stärkste Reich Europas, erst nach ihm ging es langsam bergab.

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Datenimporteur  27.11.2012, 16:20
@Ludwig20

Dass er unbedeutend war, wollte ich auch nicht sagen. Er war aber nicht der wichtigste Kaiser. Diese Rolle kommt in seiner Zeit wohl eher Friedrich II. zu. Die nutzung von Barbarossa ür den Mythos hatte praktischere Gründe.

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derdorfbengel  27.11.2012, 22:14
@Ludwig20

Da es damals kein Deutschland gab, konnte es auch kein Reich sein. Und auch kein starkes.

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Datenimporteur  28.11.2012, 09:07
@derdorfbengel

Er meint das Heilige Römische Reich. Das war stark. Eine Gleichsetzung mit Deutschland ist natürlich falsch. Ob er das so gemeint hat, weiß nur er.

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