Freude über Geschenke?
Ich arbeite jetzt schon eine ganz Weile mit (Asperger und high-functioning) Autisten.
Gestern kam einer der Jugendlichen auf mich zu und fragte, was man machen kann, wenn man sich über ein Geschenk nicht so richtig freut. Die Schenker würden es bei ihm immer merken und wären dann sehr traurig, beleidigt oder böse. Er wisse aber, dass diese sich sehr viel Mühe damit gegeben haben und auch einen Grund für genau dieses Geschenk hatten und das Geschenk gut und nicht böse meinten.
Er wollte von mir dann wissen, wie er es anders angehen kann.
Nun meine Frage an euch anderen Menschen im Spektrum, wie macht ihr das, was soll ich ihm raten?
3 Antworten
Hallo
Menschen mit dem Asperger haben es oft schwer ihre Gefühle zu zeigen.
Mein Sohn hat es auch , wir kennen ihn und wissen wie er seine Freude ausdrückt. Ist halt anders. Alle Bekannten und Verwandten wissen es auch , und wissen auch das es nich böse gemeint ist wenn er keine Luftsprünge macht. Ich finde da kann man nicht beleidigt sein oder sauer. Alleine das im Mittelpunkt stehen macht ihnen schon zu schaffen, darauf sollte man Rücksicht nehmen. Es ist so wie es ist.
Mein Sohn ist ein richtig toller Junge der einfach ein wenig anders ist, das sollte man akzeptieren. Er ist toll so wie er ist. Ob Freudensprünge oder nur ein leuchten in den Augen weil er sich freut.
Lg
Da ich mittlerweile über 60 Jahre alt bin und daher all die Jahre Erfahrung als Autist habe, kann ich nur sagen, dass das mit den Geschenken mit der Zeit aufhört.
Auch ich kann mich über ein Geschenk nicht richtig freuen, vor allem wenn es unerwartet kommt. Das ist eine der spontanen Veränderungen, die ich so gar nicht schätze und bin daher mehr mit dem Aufarbeiten der Situation beschäftigt, als dass ich Freude empfinden könnte.
Zudem erlebe ich eine sehr ausgeprägte Objekt-Subjekt-Trennung. Das bedeutet, dass in mir die Verbindung vom Geschenk zum Schenkenden nicht automatisch erfolgt, sondern ich diese Verbindung erst bewusst knüpfen muss. Und selbst dann gilt solch eine Verknüpfung immer nur temporär, also für diesen einen Fall. So kann es durchaus sein, dass ich mich über das geschenkte Objekt freue, aber nicht über den Schenkenden. Leider genügt das meistens nicht, wenn ich meine Freude über das Geschenk alleine zum Ausdruck bringe (und dies meist in sachlichen Worten).
Des Weiteren habe ich eine ausgeprägte Abneigung gegen jegliche Körperberührung, die nicht von mir ausgeht. Deshalb halte ich ich gerade bei solchen Gesprächen immer Distanz um vor einen emotionalen Übergriff des Schenkenden gewappnet zu sein und schnell genug ausweichen zu können, falls er mich tatsächlich umarmen will oder ähnliches.
So nehme ich an, dass ich so manchen potentiellen Schenkenden verprellt habe und sich daher das Problem insofern gelöst hat, dass ich kaum mehr Geschenke bekomme; was mich aber nicht belastet - siehe zweiten Abschnitt meiner Antwort.
Hier könnte ich noch manche weiteren Details aufführen, aber dazu habe ich hier bei GF mein Profil und meine dort verlinkte Website.
Da helfen meines Erachtens nur zwei Reaktionen mit kurzem zeitlichem Abstand
- Schauspielmodus an und lügen. Ja, Lügen gelten als unfein ... aber der Schenker steht offenbar darauf. Er will belogen werden. Sonst wäre er von der Wahrheit nicht sauer.
- Später den Schenker lieb bitten, in Zukunft auf Geschenke zu verzichten.