Fragen an Autisten?

5 Antworten

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Meine Mutter hatte bemerkt, dass ich mich anders verhielt und entwickelte, als die restlichen Kinder, als ich ungefähr 3 Jahre alt war. Damals hatte sie jedoch noch nie etwas von Autismus gehört. (Das war so 2001/2002 rum.)

So genau kann ich mich auch nicht mehr daran erinnern, aber ich war - bis zu meiner Autismus-Diagnose - an unterschiedlichen Stellen. Einmal hieß es nur, ich hätte eine "Entwicklungsstörung", die anderen Male hatte ich entweder nichts (worüber meine Mutter nur herzlich lachen konnte), oder meiner Mutter wurde die Schuld für mein Verhalten in die Schuhe geschoben, da sie mich "falsch/nicht erziehen" würde.

Irgendwann dann, als die anderen Mütter (in der Grundschule oder noch im Kindergarten - Ich weiß es absolut nicht mehr) mich häufiger gesehen hatten und mit mir sprachen, fanden sie auch, dass ich irgendwie "komisch" war und gaben meiner Mutter den Tipp, sich mal in Richtung Autismus umzuschauen. Ich glaube, in dem Moment bzw. während sie sich darüber informiert hatte, ging ihr ein Licht auf.

Meine Diagnose bekam ich endlich, als ich 10 war. (Nicht ganz, so 2, 3 Monate vor meinem 10. Geburtstag.)

Die Sache mit den Einschränkungen ist bei mir sehr schwer zu beantworten, da ich auch eine diagnostizierte Sozialphobie habe.

Mal überlegen ...

  • Ich mag keine lauten Orte
  • Ich kann Leuten nicht in die Augen schauen (nur meiner Mutter)
  • Ich habe ein erhöhtes Schmerzempfinden (Nicht bei allem, aber z.B bei Spritzen heißt es ja immer, die würden nicht wehtun, aber bei mir tut es so stark weh, dass ich wie am Spieß kreische und heule)
  • Ich kann Geräusche in meiner Umgebung nicht ausblenden bzw. ignorieren (Kindergekreische, Bauarbeiten, laute Gespräche der Nachbarn, Gelächter, Rasenmäher, Motorsägen, wenn jemand ein Bild an die Wand nagelt, Gehupe, das Geläute der Kirchenglocke, der Eiswagen, etc.)
  • Ich vertraue Leuten (im Internet) viel zu schnell
  • Insbesondere als Baby und Kleinkind hatte ich ein derart eingeschränktes Essverhalten (und noch heute schüttelt es mich, wenn ich daran denke, z.B jemals Oliven zu probieren und häufig traue ich mich nicht, etwas "zu Neues" zu probieren, wenn ich es nicht genug einschätzen kann)
  • Ich war ein Schreibaby - Meine Mutter konnte die Uhr danach stellen
  • Die Eingewöhnungszeit im Kindergarten hat bei mir wirklich sehr lange gedauert (Über 6 Monate, glaube ich, oder sogar noch länger) Korrektur: Laut meiner Mutter dauerte sie wohl doch nur 2 Monate, was angeblich noch im Rahmen liegt ... Nun ja.
  • Ich hab nie/selten oder nur mit Aufforderung mit den anderen Kindern gespielt
  • Ich schien immer sehr "verträumt"
  • Ich neige dazu, zu viel über meine (Spezial?)interessen zu reden
  • Ich neige zum Oversharing
  • Ich habe manchmal Probleme mit dem Verstehen von Ironie und Sarkasmus - Manchmal!
  • Ich kann nicht oder eher selten zwischen den Zeilen lesen
  • Ich hatte früher viele Overloads (Vorallem nach der Schule)
  • Ich hab mich im Kindergarten die meiste Zeit über zurückgezogen und wollte alleine sein, weil mir alles zu hektisch und zu laut war/ist
  • Wenn in der Schule ein Unterricht in einem anderen Raum stattfand, wurde ich richtig panisch (Routine)
  • Ich habe Angst vor Veränderungen
  • Ich mag Überraschungen nicht (Auch keine unangekündigten Besuche)
  • Meine Motorik war/ist auch nicht so das Wahre (Selbst damals, ich noch nicht so dick war)
  • Ich hab ziemlich lange gebraucht, bis ich laufen konnte (Erst so mit 19-22 Monaten)
  • Ich hab auch lange gebraucht, bis ich richtig sprechen konnte (Mit 4/5 Jahren war ich bei einer Logopädin, die auch mit behinderten Kindern zusammenarbeitete, weil ich das S nicht aussprechen konnte und weil ich generell wirklich starke Probleme hatte, mich auszudrücken. Meine eigene Mutter verstand mich häufig nicht einmal. Sie musste dann immer solange raten, was ich wollte, bis es das Richtige war. Aber das hat uns beide auch sehr frustriert. Ich bin regelmäßig richtig sauer geworden, weil sie mich einfach nicht verstanden hatte, ich mich aber auch nicht artikulieren konnte. Da kam dann immer nur so ein "Äh, äh, ähhh!" raus.)
  • Ich betreibe Stimming, mal mehr, mal weniger (in letzter Zeit sehr viel, eigentlich fast immer - Hab mal versucht, die letzten Tage mehr darauf zu achten. Stillsitzen und nichts tun ist keine Option für mich.)
  • usw.

Was die Vorteile angeht: Ich denke, ohne meinen Autismus würden mich meine Interessen gar nicht so sehr begeistern können. (Oder vielleicht doch, aber das ist halt nicht festzustellen.)

Außerdem habe ich einen SBA mit 80% und Merkzeichen G und B. Ist ziemlich praktisch, weil ich mir somit keinen Kopf um irgendwelche Wucherpreise beim ÖPNV machen muss. In manche Museen etc. kommt man kostenlos herein, oder stark vergünstigt. Ich will mir gar nicht ausrechnen, wie viel Geld ich bereits dadurch gespart habe ...

Wichtig: Der SBA ist kein Vorteil, sondern ein Nachteilsausgleich! Ich habe ihn aber mal trotzdem zu den "Vorteilen" mitgezählt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽

Am Sozialverhalten und der Motorik haben wir es gemerkt.
Nicht mehr wirklich viele, es darf halt nicht zu laut oder hell sein. Vorteile… einen anderen Blickwinkel eventuell, für Problemlösungen ganz praktisch.

Bei mir waren es die Erzieher im Kindergarten die meine Mutter darauf aufmerksam gemacht haben. Heute habe ich einen Diagnose für ASS und einen Schwerbehinderten Ausweis der mich mit der Wertmarke durch ganz Deutschland im Bus, Zug (nicht ICE, EC, IC etc.), Straßenbahn, U-Bahn und sogar die Bügeleisen in Hamburg fahren kann. Das alles kostet mich 0,00 EUR im Jahr. Was aber passiert ist das das Jugendamt für die Therapie eine zweite Diagnose wollte da die erste zu alt war. Der Arzt hat einen Brief geschrieben der besagt das Autismus lebenslang da ist. Die vom Jugendamt meinten aber das ich ohne aktuelle Diagnose kein Offizieller Autist wäre. Es ist wie dem Rollstuhlfahrer zu sagen steht doch bitte auf und laufe um den Tisch. Es wird nicht möglich sein. Die zweite Diagnose habe ich aber mir reicht eine nämlich die erste.

Zu deiner Frage welche Einschränkungen ich habe kann ich dir sagen das ich Ironie nicht verstehe und auch Gefühle nicht immer erkenne. Auch werde ich hin und wieder in Dinge reingezogene die ich nicht brauche.

Meine Vorteile sind um die Ecke denken in manchen Fällen aber auch Ordnung. Ich habe eine gewissen Ordnung die ich einhalten muss. Die kennt jeder in meinem Umfeld und es bringt mir würde ich sagen den Vorteil das ich nicht viel nachdenken muss. Was auch bei mir ist ist das ich immer helfe wo ich kann.

Das hier ist natürlich nur ein Ausschnitt von dem wie mein Leben ist. Um alles zu erwähnen bräuchte ich Stunden da ich meiner Struktur der Ordnung folgen würde.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin Autist (ASS) mit Diagnose

1. Die Lehrer haben das bemerkt

2. Ich habe etwas Probleme mit dem knüpfen neuer Kontakte

3. Ich habe ein gutes Langzeitgedächtnis

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Asperger Autist

Tierfreundin81 
Fragesteller
 01.06.2022, 10:50

Danke für deine Antwort.

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Diagnose hatte ich in der Kita. Und das nicht nur weil ich da mit Mädchenspielzeug gespielt habe und meine Eltern dahingeholt wurden, weil die Erzieher Angst hatten, ich wäre SCHWUL, bin ich aber nicht!

Nachteile: Probleme mit Redewendungen, Probleme, Emotionen anderer gänzlich zu verstehen.

Vorteile: Streber

Was ich daran mag: Dass ich in der Schule durchstarten kann.

PS: Bist du auch Austistin, Tierfreundin81?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Tierfreundin81 
Fragesteller
 24.06.2022, 22:24

Nein, bin ich nicht. Ich interessiere mich für dieses Thema einfach.

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