Frage zu Schwulem Leben in den 70ern/80ern?
Ich hätte mal eine Frage, die mich rein persönlich interessiert, da ich die damalige Zeit nicht selbst miterlebt habe.
Wenn man historische Infos und Bücher zur Schwulenbewegung der 70er/80er in Deutschland liest bekommt man aufgrund des Fokus auf den radikalen Aktivismusflügel häufig den Eindruck, dass damals die meisten Schwulen irgendwie maoistisch/marxistisch orientiert waren und sexuelle Promiskuität stark propagiert und auch dementsprechend politisiert wurde, während monogame Beziehungen oder sexuelle Bindungen aus Ausdruck des "kapitalistischen Spießers" nahezu verteufelt wurden.
Das Problem an der Provenienz dieser Infos ist, dass sie sich meist auf die Aussagen von Aktivisten aus sexuell und politisch sehr extremen Szenen wie West-Berlin etc. beziehen und somit nur begrenzt Aussagekraft für die Gesamtheit der damaligen Community besitzen. Dementsprechend würde mich einmal interessieren, wie verbreitet diese Konzepte damals in der BRD unter den "Otto-normal-Schwulen" waren. War es überhaupt möglich, eine nach heutigen Maßstäben "konventionelle" Mono-Beziehung zu finden? Und war die Szene wirklich so universell pro-marxistisch aufgeladen, wo wir ja heute wissen, dass die allermeisten marxistischen Länder überhaupt nicht pro-Homosexualität waren?
1 Antwort
Anfang der 70er Jahre galt in Deutschland noch der $ 175. Nach dem waren gleichgeschlechtliche Handlungen verboten und wurden mit bis zu 5 Jahren Gefängnis bestraft. Merkwürdiger weise standen wegen dieses "Vergehens" immer nur Männer vor Gericht, (Mir ist zumindest kein Fall bekannt bei dem eine lesbische Frau vor Gericht stand). Die "linke Bewegung" stand damals für eine sexuelle Freizügigkeit. Es gab noch kein Bewusstsein für Fragen wie Pädophilie oder Gewalt in der Beziehung. Das hatte zur Folge das so etwas auch öffentlich behandelt wurde. Zum Teil taucht das sogar heute noch in den Memoiren einiger Protagonisten jener Zeit auf. (Beispiel, die Buchhandlung vom "roten Dany") Viele Verhaltensmuster dieser Zeit orientierten sich aber an den "alten Zeiten" wo Mann sich ein "Weibchen" suchte und Kinder in die Welt setzte. Halbwüchsige die so indoktriniert wurden suchten sich dann ein Hobby wie "Schwulenklatschen". Hierbei wurde ein Ort aufgesucht der von Homosexuellen frequentiert wurde, ein Junge wurde als Lockvogel vorgeschickt und die Bande "rächte" dann dan Jungen wenn er angesprochen wurde. Auch wenn der 175er mitte der 70er Jahre abgeschafft wurde und die Polizei sich wieder um wichtigere Dinge kümmern konnte hielt der Trend noch fast ein Jahrzeht an.