Findet ihr, dass Fremdenhass in Deutschland immer noch (bzw. wieder) ein großes Problem ist?
Vor ab: ich bin Deutscher und habe sehr viele Freunde mit Migrationshintergrund. Von denen bekomme ich immer öfters mit, dass sie in alltäglichen Sachen (wie Jobsuche oder Wohnungssuche) diskriminiert werden.
Auch war ich letztens mit einem Arbeitskollegen und seiner Frau, welches ein Kopftuch trägt, Kaffeetrinken. Im Café ist eine ältere Dame aufgestanden und meinte zu der Frau meines Arbeitskollegen: „solche Leute wie sie haben wir viel zu viel in Deutschland sie bringen nur Probleme mit sich. Gehen Sie dahin, wo sie herkommt, sie Schleiereule.“ das Schlimmste an der Sache war nicht die Aussage der älteren Dame, sondern dass niemand im Café reagiert hat. Ich war der einzige, der der Frau was gesagt hat. Doch sie hat mich einfach ignoriert und hat das Café verlassen.
Laut dem Gespräch mit der Frau meines Arbeitskollegen kommen solche Situation für sie viel zu oft vor. Das macht mich schon sehr traurig. denn, wie kommt man darauf, einen Menschen anhand seines äußeren zu hassen?
Bitte begründet eure Antwort ausführlich und bleibt sachlich!
Das Ergebnis basiert auf 34 Abstimmungen
11 Antworten
Der Staat bemüht sich für Toleranz und Akzeptanz. Es findet trotzdem im Alltag Diskriminierung immer wieder statt, du hast zwei Beispiele aufgezählt; Jobsuche und Wohnungssuche gestalten sich mit ausländischen Namen schwierig.
Die Deutschen sind sehr distanziert und kühl. Wenn jemand aus dem Ausland kommt, ist es für ihn nicht gerade einfach in Deutschland Anschluss zu finden. Das ist leider kulturbedingt in fast allen westeuropäischen Staaten der Fall.
Diskriminierende Handlungen müssen nicht immer aus Fremdenhass oder einer Feindlichkeit heraus kommen, sondern manchmal auch aus einer misstrauenden Haltung.
Deutsche sind in der Regel misstrauisch wenn sie jemanden neues treffen. Die Erfahrung machen auch Deutsche ohne Migrationshintergrund wenn sie innerhalb von Deutschland bspw. von Ost nach West umziehen.
Ich spreche aus meiner eigenen Lebenswelt heraus; es wird an Schulen und Universitäten dafür sensibilisiert wo Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit schon anfängt, bspw. haben wir in einem Modul thematisiert, dass allein die Frage "Woher kommst du eigentlich wirklich" unhöflich sein kann. Darüber hinaus gibt es an vielen Einrichtungen gewisse Quotenanstrebungen für mehr Diversity und Gleichberechtigung. Außerdem machen auch die Medien durch Dokus, Filme, Serien auf Herausforderungen von Eingewanderten aufmerksam.
Welche Geflüchtete werden den wem gegenüber bevorzugt? Alle Rechte, die Geflüchtete aus der Ukraine bekamen, hatten die Geflüchteten bspw. von der letzten großen Flüchtlingswelle 2015 genauso. Der Unterschied lag daran, dass wir seit dem dazu gelernt haben und nun einige Dinge besser machen konnten als damals. Und damit die gleichen Fehler nicht wiederholten.
Einbürgerung ist kein Menschenrecht, und dass jemand nicht eingebürgert wird bedeutet auch nicht gleich Fremdenhass. Ich kenne kein Industriestaat der Welt, das Pässe verschenkt.
Irgendwo her müssen die Vorurteile bzw. dieser Hass kommen. Ich selbst habe auch ein Migrationshintergrund und bin erst vor 9 Jahren nach Deutschland gekommen, jedoch hat mich tatsächlich keiner nach meiner Herkunft beschuldigt. Ich haber aber dafür wenige Male mitbekommen wie jemand darauf angesprochen wird bzw. für seine Herkunft angesprochen wird und zwar im negativen Sinne.
Hier ein Beispiel aus kurzer Zeit:
Ich saß im Bus und neben mir hat sich eine ältere Dame hingesetzt mit der ich auch ganz normal geredet habe, kurze Zeit später waren etwas mehr Wespen im Bus, Grund dafür ist das ein Mann mit einem Sack Pfandflaschen eingestiegen ist die sehr wahrscheinlich nicht sauber waren weshalb die Wespen davon angezogen wurde. Die Frau begann den Mann zu beschimpfen und ihm zu befehlen der solle aus dem Bus aussteigen. Neben dem Mann stand eine Frau die ein Kopftuch anhatte und sich gedreht hat um zu schauen was los war. Die ältere Dame hat dann begonnen die Frau anzusprechen und zu sagen das sie nicht blöd schauen solle und es eure Schuld sei. Sie erwähnte das die meisten herkommen und nur Hartz 4(Bürgergeld) beziehen und nicht arbeiten und das sie selber in Rente sei und immer noch Freiwilligen Dienst mache. Eine andere Dame hinter ihr hat ihr gesagt das das Stimme aber man sowas nicht laut sagen darf. Heißt das sehr wahrscheinlich viel mehr Menschen so denken es aber einfach nicht aussprechen. Als ich dann aussteigen wollte, ist die Frau aufgestanden und hat mir auch noch einen schönen Tag gewünscht obwohl ich selber nicht wie ein Deutscher aussehe und es auch nicht bin.
Ich würde mal behaupten das die Menschen nach einem Grund suchen bzw. die (Ausländer) einen Grund geben um dumm angesprochen zu werden wie im Falle der älteren Dame. (Mann bringt Wespen, Frau schaut doof). Zusätzlich bin ich selbst der Meinung das das Problem nicht die Ausländer sind sonder das sie es nicht schaffen sich zu integrieren, zumindest etwas richtung Integration. Damit meine ich nicht das man sich jetzt nur noch wie ein Staatsbürger verhalten soll sondern das man sich etwas der Gesellschaftlichen Norm und Verhaltensweise anpasst. (Nicht Laut telefonieren, sich im Bus breit machen, nicht an jedem Satz ein Bruder oder Wallah hinzufügen.
Irgendwie verstehe ich ihre Geschichte nicht. Was war der Grund, warum die Frau mit Kopftuch beschimpft wurde? Nachdem was ich verstanden habe, gab es gar kein Grund. Und trotzdem wollen sie mir sagen es gebe doch ein Grund und diese Ausländer, die beschimpft werden sind selber schuld. Nur weil ihnen das Gott sei, dank noch nicht passiert ist, heißt es nicht, dass jeder den das passiert selber schuld ist.
In meinem Fall wurde die Frau meines Arbeitskollegen aus dem Nichts beschimpfen von der älteren Dame.
Idioten gibt es leider überall. Es sind vor allem die Rechtsextremisten, die Fremde diskriminieren oder gar angreifen. Zwischen 2010 und 2021 gab es 7.843 fremdenfeindliche Gewalttaten und 438 antisemitische von Rechts. Das sind 54,5 fremdenfeindliche Gewalttaten pro Monat und 3 antisemitische Gewalttaten pro Monat. Meine Angaben basieren auf den letzten Verfassungsschutzberichten.
Aber der Durchschnittsdeutsche ist nicht fremdenfeindlich eingestellt.
Das sind also etwas mehr als es Vergewaltigungen in Gruppen gibt.
Bemerkenswert! :-(
Fremdenhass nicht. Viel eher sind es Probleme die mit der Großzügigkeit und Toleranz verschwiegen werden. Das nicht-thematisieren dieser Punkte führt zu Radikalisierungen einzelner Menschen.
Deutschland ist ein sehr tolerantes und offenes Land, welches aber selbstverständlich noch in beide Richtungen ordentlich Arbeit vor sich hat.
So gibt es natürlich Benachteiligung bei der Arbeits- oder Wohnungssuche, hier muss man aber an die Wurzel des Problems angehen und z.B kulturelle Differenzen ansprechen müssen, ansonsten dient das nur tatsächlichen Fremdenhassern und Rechtsradikalen.
Es gibt Ablehnungen und/oder Hass gegen bestimmte Gruppen. Alle diese Gruppen sind aber nicht fremd. Deshalb gibt es keinen Fremdenhass sondern Hass gegenüber bestimmten Gruppen.
Wer z. B. Steine auf ein Asylantenheim wirft, macht das nicht aus Fremdenhass sondern weil er die Menschen in dem Heim hasst.
Wo bemüht sich der Staat für mehr Toleranz und Akzeptanz, wenn er genau zu so etwas führt, indem er einigen Flüchtlingen anderen Flüchtlingen bevorzugt? Genau so ein politisches Verhalten führt zu Fremdenhass. Und auch sehe ich keine Bemühung von mehr Toleranz und Akzeptanz, wenn jemand, der sich nichts zu Schulden kommen ließ nach zwölf Jahren immer noch nicht eingebürgert wird.