Fastenzeit vor Weihnachten?

5 Antworten

Hier muss man gut auseinanderhalten. Dass es eine 40-täge Fastenzeit vor Weihnachten gab, die nach dem Martinstag begann, stimmt so nämlich gar nicht. Ein grober Blick in die Geschichte klärt hier auf:

Zunächst einmal: Die Fastenzeit vor Ostern ist die ursprünglichere. Diese dauert in Anlehnung an Jesu 40-tägiges Fasten in der Wüste eben 40 Tage. Oder besser ausgedrückt: Sie enthielt 40 Tage des Fastens bzw. der Buße. Was die Zählung dieser 40 Tage angeht, gab bzw. gibt es stets verschiedene Traditionen zwischen West- (Rom) und Ostkirche (Konstantinopel, Antiochien, Jerusalem, Alexandrien). Analog zum Osterfestkreis entstand ausgehend vom 5. Jahrhundert allmählich ein eigener Festkreis um das erst im 4. Jahrhundert etablierte Weihnachtsfest. Dies geschah auch nicht einheitlich, sondern dezentral auf Grundlage verschiedener west- und ostkirchlicher Traditionen.

In Rom (Westkirche) feierte man seit Mitte des 4. Jahrhunderts das Fest der Geburt Christi am 25. Dezember. In Jerusalem (Ostkirche) lässt sich etwa um dieselbe Zeit ein Geburtsfest am 6. Januar mit entsprechender Stationsliturgie unter der Bezeichnung Epiphanie (Erscheinung des Herrn) nachweisen. Bereits zum Ende des 4. Jahrhunderts haben sich beide Feste von ihrem Ursprungsort so rasch ausgebreitet, dass es zu einem Austausch zwischen West und Ost kam: Die Westkirche übernahm das Fest am 6. Januar, die Ostkirche dasjenige am 25. Dezember. Seitdem bilden beide Feste mit unterschiedlichen Festinhalten die Angelpunkte des Weihnachtsfestkreises.

In Gallien jedoch lässt sich das Weihnachtsfest am 25. Dezember erst am Ende des 5. Jahrhunderts nachweisen. Bis dato feierte die gallikanische Kirche ihr Weihnachtsfest gemäß östlicher Tradition ausschließlich am 6. Januar. Von hier aus verbreitete sich auch die Verehrung des Bekennerbischofs Martin, dessen Fest in der ganzen Kirche am 11. November gefeiert wird.

Nun kam es genau in dieser Zeitspanne (bis Ende des 5. Jahrhunderts) in der Ostkirche zur Etablierung einer 40-tägigen Fastenzeit auch vor Weihnachten. Das hat zu unterschiedlichen Traditionen geführt, die bis heute z. T. greifbar sind:

  • Heute umfasst die vorweihnachtliche Fastenzeit in den byzantinischen Kirchen genau 40 Kalendertage und heißt auch Philippus-Fastenzeit. Sie beginnt am 15. November (dem Tag nach dem Fest des Apostels Philippus) und endet am 24. Dezember, dem Vorabend des Weihnachtsfestes. Im Gegensatz zur römischen Tradition werden die Sonntage hier mitgezählt.
  • In Gallien jedoch griff man auf eine andere ostkirchliche Tradition zurück, wahrscheinlich aus Jerusalem. Hier kannte man noch kein Weihnachtsfest am 25. Dezember. Stattdessen wurde 40 Tage vor dem Epiphaniefest am 6. Januar gefastet - unter Ausschluss der Samstage und Sonntage, die als Feiertage galten. Diese Fastenzeit begann am Tag nach St. Martin, also am 12. November und zählte gemäß der o. g. Regel 40 Tage bis zum 5. Januar einschließlich. Darauf beruht auch die Karnevalstradition, am 11. November zu starten und dann bis zum 6. Januar zu unterbrechen.
  • Die ostkirchliche bzw. gallikanische Fastenzeit hat nichts mit dem heutigen Advent zu tun! Die Ostkirchen kennen keine Adventszeit, da deren vorweihnachtliche Fastenzeit überhaupt nicht mit den Motiven verbunden ist, die dem Advent eigen sind. Der Advent war auch vom Ursprung her keine Fastenzeit. Er entstand in Rom und umfasste je nach Zeit und lokaler Tradition zwei bis sechs Sonntage. Erst im 6. Jahrhundert begann sich in der katholischen Kirche die Anzahl der vier Adventssonntage durchzusetzen, jedoch nicht flächendeckend. Noch heute umfasst der Advent in Mailand und Toledo sechs Sonntage. Bußelemente (violette Farbe, Bußgottesdienste, Fastengebote) traten erst später im Austausch mit anderen Traditionen hinzu.

Wenn du also liest, dass der Advent ursprünglich mal eine 40-tägige Fastenzeit vor Weihnachten ab St. Martin war, stimmt dies leider nicht wirklich. Jedoch lässt sich eine solche vorweihnachtliche "Martini-Fastenzeit" im Bereich der Westkirche durchaus in der gallikanischen Tradition nachweisen. Allerdings bezog sich diese auf das Epiphaniefest am 6. Januar.

Hallo, ich finde Fastenzeiten im Leben einzubauen sehr gut. Nicht nur vorm Weihnachten oder Ostern. Längere Phasen zwischen den Mahlzeiten tun dem Körper sehr gut. Eine längere Pause zwischen der letzen und ersten Mahlzeiten (z. B 12 ODER 14 Stunden) hilft dem Körper den das zu "reparieren" wo es dringend nötig ist(sonst steht Verdauung im Vordergrund). Ja, Fasten vom Weihnachten kann hilfreich sein. 👍

Woher ich das weiß:Recherche
annie80  11.11.2021, 14:36

Das beantwortet nicht die Frage.

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Bin mir nicht ganz sicher, aber ich meine mal gehört zu haben, dass die Sonntage ausgenommen waren. Die zählten dann nicht zu den Fastentagen.

annie80  11.11.2021, 14:35

Ja, ist so, jedenfalls bei den Katholiken.

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ruhrpott91  11.11.2021, 15:11

In einer angenommenen vorweihnachtlichen Fastenzeit, die, wie in der Fragestellung steht, am 11. November beginnt und bis zum 24. Dezember reicht (und damit 44 Tage umfasst), liegen stets sechs oder sieben Sonntage. Zieht man diese nun ab, käme man auf 38 bzw. 37 Tage. Das kann also auch nicht stimmen.

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Klaraaha  11.11.2021, 16:41
@ruhrpott91

Vermutlich ist es die sog. Philippus-Fastenzeit. Die begann erst am 15.11. Gibt es ja heute nicht mehr, nur noch n den Ostkirchen. Der 11.11. kann es nicht gewesen sein, denn da wurde ja noch ausgiebig gefeiert und getanzt. Frühestens am Tag danach, ähnlich wie Aschermittwoch am Tag nach Faschingsdienstag.

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ruhrpott91  11.11.2021, 17:13
@Klaraaha

Ja, wenn man davon ausgeht, dass der Festtag des hl. Martin nicht ausschlaggebend war, könnte man das annehmen. Allerdings ist nachgewiesen, dass in Gallien nach St. Martin, also ab dem 12.11., eine vorweihnachtliche Fastenzeit begann. Was die wenigsten wissen: Diese endete nicht mit dem 24. Dezember. Die gallische Kirche kannte bis dato noch kein Weihnachtsfest am 25. Dezember, sondern nur das Epiphaniefest am 6. Januar. Die Martini-Fastenzeit begann am 12. November und endete am 5. Januar. In dieser Tradition wurden sowohl die Sonntage als auch die Samstag nicht als Fastentage mitgezählt. So kommt man exakt auf 40 Tage. Die gallische Kirche war in ihrer für die westkirchlichen Verhältnisse sehr eigenen Tradition stark von der Ostkirche (vermutlich Jerusalem) beeinflusst. Daher das Bestreben, auch vor Weihnachten 40 Tage zu fasten, was ja mit dem Advent, wie er von Rom ausging, nichts zu tun hatte. Allerdings hat die byzantinische Philippus-Fastenzeit, wie sie heute existiert, damit nicht unmittelbar etwas zu tun. Das habe ich auch noch ausführlicher in meiner Antwort geschrieben.

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Weil in der katholischen Kirche die Sonntage nicht als Fastenzeit zählen. Dann sollte es aufgehen. (Je nach dem kann es auch noch davon abhängen, ob Heiligabend der 4. Advent ist.)

Ist auch vor Ostern so.

Woher ich das weiß:Hobby – Bibelschule, gute Predigten, Bibellesen, Austausch
ruhrpott91  11.11.2021, 15:14

In einer angenommenen vorweihnachtlichen Fastenzeit, die, wie in der Fragestellung steht, am 11. November beginnt und bis zum 24. Dezember reicht (und damit 44 Tage umfasst), liegen meistens sechs Sonntage. Falls jedoch der 24. Dezember auf einen Sonntag fällt, sind es tatsächlich sieben Sonntage. Weihnachten ist am 25. Dezember, d.h. unabhängig von der Anzahl der enthaltenen Sonntage (ob nun sechs oder sieben): Diese Fastenzeit reichte bis zum 24. Dezember einschließlich.

Zieht man nun diese sechs oder sieben Sonntage ab, käme man auf 38 bzw. 37 Tage. Nicht auf 40. Das kann also auch nicht stimmen.

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Google und Wikipedia geben Auskunft:

“Als Philippus-Fastenzeit oder Weihnachtsfastenzeit (Fasten vor Weihnachten) bezeichnet man die 40-tägige (sechswöchige) dem alten abendländischen Adventsfasten entsprechende Fastenzeit als Vorbereitungszeit vor Weihnachten in den Ostkirchen, benannt nach dem Apostel Philippus, da es am Tag nach dessen Gedenktag am 14. November beginnt. Sie entspricht dem vierwöchigen Advent in den westlichen Kirchen. Der Begriff der Weihnachtsfastenzeit ist in den orthodoxen Kirchen verbreiteter als der des Advents. In den Kirchen, die den Gregorianischen Kalender übernommen haben (wie z. B. die griechisch-orthodoxe Kirche), die sog. Neukalendarier, dauert sie vom 15. November bis 24. Dezember, in den Kirchen, die die Feste nach dem Julianischen Kalender begehen (wie z. B. die Russisch-Orthodoxe Kirche), die Altkalendarier, vom 28. November bis 6. Januar des modernen Kalenders (was dem 15. November und dem 24. Dezember des Julianischen Kalenders entspricht).“

annie80  11.11.2021, 14:36

Bist du sicher, dass die Frage von oben beantwortet oder habe ich was übersehen?

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EmmaLyne  11.11.2021, 14:44
@annie80

Ja, bin sicher. Frage war, warum 40 Tage Fastenzeit vor Weihnachten, wenn 11.11.-24.12. 44 Tage sind. Antwort warum im Text.

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annie80  11.11.2021, 14:49
@EmmaLyne

Dann muss ich das übersehen haben. Ich finde diese Info nicht in dem Text.

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ruhrpott91  11.11.2021, 15:04

Der Verweis auf die ostkirchliche Philippus-Fastenzeit stellt keine Antwort auf die Frage dar. Zwar umfasst diese Fastenzeit (vom 15.11. bis 24.12. einschließlich) genau 40 Tage, aber die Frage bezog sich auf die Tradition der westkirchlichen Martinus-Fastenzeit, die bereits am 12.11. begann. Das ist ungefähr so, als ob man die Frage nach dem Gehalt eines Schalke-Trainers mit dem Hinweis beantwortet, dass der 1. FC Bayern offenbar viel Geld zu haben scheint. Denn der eigentliche Grund der hiesigen Fragestellung, nämlich dass zwischen dem 12.11. und dem 24.12. eben mehr als 40 Tage liegen, wird mit dem Verweis völlig ignoriert. Außerdem handelt es sich, wie bereits angedeutet, bei der Philippus-Fastenzeit um ein Spezifikum der heutigen byzantinischen Liturgie. Das hat nichts mit ehemaligen westkirchlichen Fastenzeiten zu tun, zumindest nicht unmittelbar und direkt.

Wild aus Wikipedia zitieren kann jeder. Einschätzen, ob die dort herausgefilterten Informationen auch (sachlich bzw. lachlogisch) passend sein könnten, steht da auf einem anderen Blatt.

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EmmaLyne  11.11.2021, 15:31
@ruhrpott91

Tja, man kann auch selbst das Hirn einsetzen. Man muss nicht alles vorgekaut bekommen… einen Zusammenhang zwischen 44-40 und 15-11 finden sollte drin sein.

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ruhrpott91  11.11.2021, 16:03
@EmmaLyne

Ich glaube, hier lässt sich argumentativ nicht mehr viel machen. Niemand möchte Dir in Abrede stellen, dass es in der byzantinischen Orthodoxie eine 40-tägige Fastenzeit gibt, die vom 15.11. bis zum 24.12. einschließlich reicht. Wenn Du diese Philippus-Fastenzeit allerdings als Antwort auf die Frage hochhältst, dann stellst Du damit folgendes in Abrede:

  • Die/der Fragesteller/in bezieht sich auf eine Fastenzeit, die mit dem Fest des hl. Martin, nicht mit dem Fest des hl. Philippus, in Verbindung steht. Diese Martini-Fastenzeit begann bereits am 12.11., nicht erst am 15.11. Du tust also so, als ob dieses Datum irrelevant wäre, bloß damit das von dir aufgeführte Zitat passt. Der 12.11. ist aber gesetzt. Dann liefert deine Antwort leider keine Erklärung. Darauf wollte anniegirl80 ebenfalls hinweisen.
  • Die Fragestellung bezieht sich auf die Westkirche, nicht auf die Ostkirche. Was es heute in der Ostkirche gab, hat nichts mit der früheren Situation in der Westkirche zu tun. Du tust jedoch so, als sei die heutige Philippus-Fastenzeit aus der Orthodoxie dasselbe wie die gallikanische Martini-Fastenzeit, wie es sie früher mal gab. Das stimmt schlichtweg nicht!
  • In der gesamten Westkirche wird Philippus am 25. Juli gefeiert. Wieso sollte dann eine Fastenzeit im November/Dezember danach benannt sein? Nochmal: Es geht hier um zwei Paar Schuhe.

Ist es so schlimm für dich, nicht das richtige rausgesucht zu haben?

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