Fachbegriffe in Alltagsgesprächen - Geht es nur mir so?
In letzter Zeit wird mir immer wieder mehr deutlich, dass ich oft Gespräche nicht folgen kann weil so viele schon in normalen Gesprächen mit Fremdwörtern um sich schlagen.
Beispielsweise ging es darum, was wir Deutsche über die Schweizer denken. Dann kamen in einem normalen Gespräch Wörter wie Xenophob und Aversion.
Dann war ich letzte Woche in einer Bar. Hab mich mit einem Mann unterhalten der dann plötzlich mit "ambitioniert" und "dekadent" anfing.
Ganz ehrlich, wisst ihr immer was das alles bedeutet und woher habt ihr dieses Wissen? Redet ihr auch so?
4 Antworten
Ganz ehrlich, wisst ihr immer was das alles bedeutet und woher habt ihr dieses Wissen?
Ganz ehrlich?
Ja, meistens weiß ich, was Fremdwörter bedeuten.
Wenn nicht, schau ich nach.
Woher?
Ich hab sie halt gelernt. Wenn man sie immer wieder in einem bestimmten Zusammenhang hört oder liest, werden sie einem klar.
Ist nicht anders als beim Kleinkind, das nach und nach sprechen lernt.
Geholfen haben mir dabei auch meine Kenntnisse anderer Sprachen.
Redet ihr auch so?
Sicher, wieso nicht?
Normalerweise hätte ich z.B. weiter oben Kontext statt Zusammenhang benutzt.
Von den drei von dir genannten Wörtern verzichte ich einzig auf xenophob, weil's ausländerfeindlich auch tut und im Deutschen einfach gebräuchlicher ist.
Um ehrlich zu sein mache ich es auch manchmal. Doch es gehört sich meiner Meinung nach meist nicht. Umgangsspache ist einfach und die versteht jeder. Wenn man ein Buch schreibt, mit Experten diskutiert oder so ist das angebracht. Ansonsten werte ich es als Fauxpas, wenn jemand Fauxpas sagt. ^^
Doch es gehört sich meiner Meinung nach meist nicht.
Was soll denn bitte "es gehört sich nicht" heißen?
Ist es neuerdings verpönt, ein wenig Anspruch an den eigenen Wortschatz zu haben? Oder ihn schlicht ganz natürlich zu verwenden, weil er für einen selbst normal ist?
Wenn ich merke, dass sich mein Gegenüber mit Fremdwörtern schwer tut, dann passe ich meine Sprache in der Regel dem Niveau meines Gesprächspartners an. Aber in einem Gespräch mit Leuten, die sich sprachlich auf dem gleichen Level befinden, können nunmal auch Fremdwörter Teil der Umgangssprache sein.
Warum wird Bildung immer mit Arroganz verwechselt?
Und wie gesagt, ich passe mich gerne meinem Gesprächspartner an, aus Höflichkeit, damit sich nicht jemand wie der Fragesteller blöd vorkommt, und weil ich verstanden werden möchte. Aber "es gehört sich nicht" halte ich definitiv für den falschen Ansatz.
Es ist arrogant in diesem Zusammenhang das Wort immer zu verwenden. Denn damit bestätigst du, dass dich immer alle für arrogant halten, da du
gebildet bist.
Diese Verknüpfung solltest du mal erklären.
Den Zusammenhang hast doch DU hergestellt, auch noch indem du mir Verhaltensregeln auferlegen wolltest:
Aber versuch nicht so arrogant zu wirken.
MIR geht diese Gleichsetzung "hat einen größeren Wortschatz" = "wirkt arrogant" auf den Zeiger. Sorry, aber das ist nichts weiter als der nicht allzu subtil fleischgewordene Minderwertigkeitskomplex derer, die Fremdwörter nicht verstehen und aus diesem Minderwertigkeitsgefühl heraus einfach dem Gegenüber Arroganz unterstellen. Dadurch wird der eigene Stand der Dinge zum Normalzustand erklärt, der Fehler (= die Arroganz) liegt beim Gegenüber und man kann sich wieder wohlfühlen. Der Minderwertigkeitskomplex ist unnötig, noch unnötiger aber ist es, die Schuld für die eigene, gefühlte Unzulänglichkeit beim anderen zu suchen. DAS gehört sich in meinen Augen nicht.
Hab bitte keine Hemmungen, im Gespräch freundlich zu fragen: "kannst du das auch ganz normal in deutscher Sprache ausdrücken?"
Mit vielen Fremdwörtern schmeißen meist Leute um sich, die glauben, damit besser anzukommen. Das Gegenteil ist der Fall.
Gutes Beispiel: Frank Plasberg. Er fordert bei jedem Fremdwort seiner Gäste freundlich das deutsche Wort dafür ein.
Hab also keinerlei Komplexe deswegen! Gutes Kontern ist übrigens, wenn du dir manche Worte einprägst, nachschlägst und dann später konterst: "Ach, du meinst also XYZ" ?
Diesen Wortschatz kann man auf verschiedenen Wegen erarbeiten.
Lesen ist Pflicht. Tageszeitung, Bücher, Illustrierte.
Überall begegnen dir diese Wörter. Sie nicht zu verstehen ist nicht dramatisch, dann liest man sich halt bei google schlau. Goggle kennst du und weißt auch sicher, wie man eine Suchmaschine bedient.
Wissen zu erwerben ist heute sehr leicht.
Schöner letzter Satz!