Eure Meinung zum „demokratischen Sozialismus“ der Linken?
Hey, bei mir in Sachsen sind bald Landtagswahlen und ich weiß nicht, ob ich die Grünen oder die Linken wählen werde. Deswegen beschäftige ich mich zurzeit intensiv mit dem Grundsatzprogramm beider Parteien.
Dabei fällt besonders bei den Linken auf, dass sie unser Wirtschaftssystem drastisch verändern wollen und einen demokratischen Sozialismus anstreben.
Was ist eure Meinung dazu. Wie demokratisch kann ein sozialistischer Staat tatsächlich sein? Meine Bedenken sind nämlich, dass die Linken letzten Endes der Demokratie mehr schaden würden.
6 Antworten
Hallo T4serFace,
als sich so manches gewendet hatte, hatte auch eine Partei in einem Land, das sich selbst im Namen demokratisch nannte, den Begriff geprägt. Wie demokratisch diese Partei und das Land wirklich waren, darüber dürfen sich die Politolog*innen und Historiker*innen auslassen.
Der Begriff "demokratische Sozialismus" impliziert, dass es auch einen "nicht-demokratischen Sozialismus" geben möge. Dazu impliziert der Begriff "Sozialismus", dass es um etwas Gemeinschaftliches geht, was wiederum einen Pluralismus einräumen mag. In einer solchen Gesellschaft wäre dieser Pluralismus eher auf das Gemeinschaftliche gerichet: wie es erreicht werden kann. Auszuschließen ist aber auch nicht, dass es auch keinen Sozialismus mehr geben sollte, wenn dies eine Mehrheit finden würde.
Ignoriert eine Gesellschaft Letzteres bewusst im Sinne es darf nicht sein, was nicht sein kann, würde der Sozialismus zu seiner eigenen Diktatur.
Sprechen wir wieder von einem "demokratischen Sozialismus", der mit dem Fokus genau diese Diktatur ausschließen möchte: der den Sozialismus, das Gemeinsame thematisiert, dessen Gegenteil aber nicht ausschließt sondern lediglich nicht wählen würde.
Ist der Begriff jedoch eher ein Vorwand für einen diktatorischen Sozialismus, ist die Partei im Sinne von Sozialismus unglaubwürdig. Und das könnte einer Demokratie schaden.
Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen
Da sich in einer Demokratie sowieso keine Partei voll mit ihren Positionen durchsetzen kann, selbst wenn sie in eine Regierungskoalition kommt, finde ich die Linke als soziales Gewissen und Stachel im Fleisch der anderen, marktwirtschaftlichen, Parteien ganz gut.
Selbst in der Opposition kann man Anfragen im Parlament einbringen. Die Linke macht das häufig um soziale Ungerechtigkeiten aufzuzeigen.
Wie demokratisch kann ein sozialistischer Staat tatsächlich sein?
Vollkommen. Der Begriff umfasst so ein breites Spektrum an politischen Ideen, dass darunter alles beinhaltet sein kann. Anti-demokratische und maximal demokratische Vorstellungen.
Du wirst mit deinem Vorgehen denke ich auch der Frage nicht näher kommen, wohin die Linke strebt (zumal sich die Linke gerade in einem Veränderungsprozess befindet und der autoritäre, nationalistische Flügel abspaltet).
Ich glaube es ist besser, den Menschen zuzuhören, wie sie reden, welche Werte sie vertreten usw. Zum Beispiel auf Parteitagen oder in Talkshows.
Meine Bedenken sind nämlich, dass die Linken letzten Endes der Demokratie mehr schaden würden.
Anti-demokratische Bestrebungen gab es sicherlich schon in der Linken aber eine Relevanz haben sie heute nicht mehr.
Mir ist keine linke Strömung bekannt, außer eventuell bei den absoluten Kleinstparteien, die in irgendeiner Form einen fundamentalen Sozialismus forcieren. Soziale Gerechtigkeit hat nichts mit Sozialismus zu tun. Aktuell möchte man lediglich bei kritischer Binneninfrastruktur eine stärkere staatliche Hand integrieren.
Und ich habe diesen Text lesbar in Allgemeinsprache übersetzt.
Ich wollte nur sagen, dass scheinbar doch die gesamte Partei für den demokratischen Sozialismus einsteht.
Der "demokratischer Sozialismus" ist eine undefinierte Worthülse, die ohne klare Erläuterung keine Greifbarkeit und keine Bedeutung hat und viel Interpretationsspielraum zulässt.
Wie demokratisch kann ein sozialistischer Staat tatsächlich sein?
Ein sozialistischer Staat kann eigentlich nicht nicht demokratisch sein. Sozialismus ohne Demokratie hat sehr wenig mit dem Kerngedanken des Systems zu tun, weil es dem Prinzip der Gleichheit widerspricht. Im Sozialismus ist nicht nur der Staat demokratisch, sondern zusätzlich auch die Wirtschaft.
Meine Bedenken sind nämlich, dass die Linken letzten Endes der Demokratie mehr schaden würden.
Wenn das so ist, dann nur, weil sie ihre Prinzipien aufgegeben haben. In letzter Zeit hat sich der Parteivorstand leider öfter undemokratisch verhalten. Zum Beispiel wurde im Livestream bei der Kandidatschaftsrede von Bijan Tavassoli der Ton mehrfach ausgesetzt. Die Linke scheint wie die Grünen werden zu wollen, warum auch immer. Passenderweise zeigt der i-Punkt im neuen Logo nach rechts
In ihrem offiziell veröffentlichten Grundsatzprogramm von 2011 steht geschrieben:
„Wir verfolgen ein konkretes Ziel: Wir kämpfen für eine Gesellschaft, in der kein Kind in Armut aufwachsen muss, in der alle Menschen selbstbestimmt in Frieden, Würde und sozialer Sicherheit leben und die gesellschaftlichen Verhältnisse demokratisch gestalten können.
Um dies zu erreichen, brauchen wir ein anderes Wirtschafts- und Gesellschafts-system: den demokratischen Sozialismus.“