EURE ersten Assoziationen beim Wort "Autismus"?

5 Antworten

Meine Erfahrungen kommen da aus meinem direkten Umfeld. Hab nen Freund mit Autismus.

Was mit so ziemlich als erstes in den Sinn kommt ist, dass ein Autist die Stimmungen anderer nicht richtig wahrnimmt, deswegen häufig „over the top“ handelt oder egoistisch rüberkommt. Dickköpfig und Stur passt auch sehr gut, dazu teilweise panische Angst in ungewohnten oder hecktischen Situationen.

einJonas 
Fragesteller
 17.05.2022, 20:41

Vielen Dank :)

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Was sind eure ersten Gedanken, wenn ihr das Wort "Autismus" hört?

Ein breites Spektrum. Viele, verschiedene Menschen, auf der ganzen Welt verteilt, von jung bis alt, von reich bis arm, von weiß bis schwarz und alle ein unterschiedliches Leben führend. Oh, und ich denke natürlich auch in erster Linie an mich, da ich Autistin bin.

Auch die vielen Fehlinformationen, Klischees etc. springen mir bei dem Wort sofort ins Gehirn. Stichworte "Krankheit", "Inselbegabung", etc. Ich denke daran, dass ich zwar manchmal denke, es wird doch schon so oft über Autismus geredet und langsam aber sicher müssten doch mal die meisten aufgeklärt sein, doch dann lese ich irgendeinen Stuss und ich denke mir sofort wieder: Oh nein, wir sind wieder in den 70ern.

Was sind eure ersten (vielleicht auch unterbewussten) Assoziationen?

Puh, keine Ahnung ... Da fällt mir gerade echt nichts ein. Ich kann Autisten mit nichts assoziieren, weil wir alle verschieden sind.

Habt ihr da Stereotypenbilder, an die ihr denkt (auch wenn diese u.U. Blödsinn sind)?

Ich habe bestimmt welche, aber die wollen mir jetzt nicht einfallen. Ich versuche gerade wirklich, zu überlegen, wie ich mir jemanden vorstellen würde, der mir als allererstes sagt, er ist ein Autist ...

Dass er eher in sich gekehrt ist vielleicht? Allerdings ist Introvertiertheit sowie Schüchternheit kein Anzeichen von Autismus. Ich schätze mal, ich hätte als erstes dieses Bild im Kopf, weil einige Autisten auf viele Missverständnisse stoßen und sich daher immer mehr zurückziehen.

Oder dass er (oder sie) Däumchendrehend an einer Kreuzung steht und bis Zehn zählt, um sich beim über die Ampel gehen zu beruhigen (Stimming, Reizüberflutung). Ich weiß es wirklich nicht.

Ich muss gestehen: Ich gehe sehr häufig davon aus, dass Autisten Lügen mehr verabscheuen als Nicht-Autisten. Also ich stelle sie in dieser Hinsicht sozusagen "höher", obwohl natürlich auch Autisten lügen können. Wir machen es nur wirklich nicht gerne und manche von uns machen es auch nicht sonderlich gut.

Es gibt allerdings auch keine einzige Charaktereigenschaft, welche man uneingeschränkt auf alle Autisten anwenden könnte.

Kein direkter Blickkontakt

Verschämt um das Ziel herum laufen

Spontane Richtungsänderung

Selbstgespräche die vermeintlich Blödsinn wiedergeben, jedoch hoch komplex und effizient sind, wenn man genau zuhört

einJonas 
Fragesteller
 17.05.2022, 20:42

Danke :)

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einJonas 
Fragesteller
 17.05.2022, 20:48
@Klugscheisse69

Nicht das ich wüsste. Mein Arzt meinte aber, dass es evt. so sein könnte und hat gesagt, dass ich mal einen Spezialist aufsuchen kann, wenn ich mag

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Plincheeee  17.05.2022, 20:48
Selbstgespräche die vermeintlich Blödsinn wiedergeben, jedoch hoch komplex und effizient sind, wenn man genau zuhört

Der Satz bringt es echt genau auf den Punkt! Danke, den merk ich mir :)

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  • Krankheit
  • Mitunter schweres Los
  • Teilweise hochbegabte Inselfähigkeiten
  • Häufig unkontrollierbare Nervenreizungen
einJonas 
Fragesteller
 17.05.2022, 20:39

Danke :)

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Ich selbst!

Ich bin Asperger Autistin und habe somit wohl ein relativ breites Wissen über Autismus im Allgemeinen.

Auch einfach, weil mich das Thema interessiert.

SuperKnowledge8  17.05.2022, 20:38

würdest du uns bitte kurz erläutern wie du das selbst mit deinem Asperger erlebst?'

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einJonas 
Fragesteller
 17.05.2022, 20:38

Danke :)
Wann hast du rausgefunden, dass du Autistin bist bzw. wann wurde das festgestellt? Und wie hat sich das geäußert?

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Plincheeee  17.05.2022, 20:46
@einJonas

Das erste Mal wurde die Vermutung im Säuglingsalter bereits aufgestellt, weil ich überdurchschnittlich schnell gelaufen bin und gesprochen habe. Da ging es eher in Richtung Hochbegabung.

In der ersten Klasse war ich unterfordert und hatte auch starke soziale Probleme. Bin zum Beispiel auch vorher gar nicht in den Kindergarten gegangen, weil ich nicht ohne meine Mutter gehen wollte. Meine erste Lehrerin meinte sie würde mich auf eine (Zitat:) "Behindertenschule" schicken wollen, wenn sie könnte, weil ich hochgradig geistig beeinträchtigt wäre.

Bin das restliche Jahr (war Anfang des Schuljahres) nicht mehr zur Schule gegangen, bin die ganze Diagnostik und zahlreiche Hochbegabten-Programme durchlaufen und hab dann die Schule gewechselt.

Mit der Schule Probleme hatte ich immer, vor allem weil ich halt (gerade vor der Pubertät) extreme soziale Einschränkungen hatte. Ich konnte gar nicht richtig kommunizieren.

Mittlerweile warte ich noch auf einen Platz in spezieller Autismus-Therapie, denn man wartet echt jahrelang und für eine kinder- und jugendpsychatrische Praxis bin ich zu alt.

Hoffe ich konnte dir helfen :)

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SuperKnowledge8  17.05.2022, 20:55
@Plincheeee

also du hast in der Schule immer wieder Probleme gehabt das hat sich aber jetzt nicht auf die Leistung sondern nur auf die soziale Umwelt beschränkt, hab ich das richtig verstanden?

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Plincheeee  18.05.2022, 12:47
@SuperKnowledge8

Sowohl als auch.

Intelligenz ist in der Schule nicht unbedingt das einzige, das gefordert wird. Viele Lehrer:innen vergeben Noten nach Sympathie und da war ich dann nunmal immer ganz weit hinten.

Dazu kamen Kommunikationsschwierigkeiten unf unpädagisches Verhalten.

Als ich in die Pubertät kam ist meine Sozialkompetenz zwar schnell und stark gestiegen, allerdings noch immer nicht mit einer neurotypischen Person zu vergleichen.

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