Erster Schultag im Rolli...?

7 Antworten

Optisch: Decke oder Winterjacke drüber legen (Winterjacke so, dass der Saum vorne etwas runter hängt - das sieht dann evtl. etwas natürlicher aus als eine Decke).

Die Lehrer haben sicher schon mit der Klasse geredet. Sage ggf.deinen Freunden, dass du gerade nicht drüber reden möchtest, frage nach Entwicklungen im Bereich Hobby, Sport, AG, Schule, gemeinsamen Lieblingsserien etc., wenn du die Mitschüler vom Thema Unfall ablenken möchtest.

Oft funktioniert Offenheit: „Das ist auch für mich alles neu. Sicherlich brauche ich hier und da Hilfe, es würde mir aber am besten helfen, wenn wir ganz normal über (Schule, Hobbys, Weihnachtsferien etc.) reden könnten!“

PS Evtl. nimm dir etwas mit, das du in der Hand halten kannst, Stift, Taschentuch, Desinfektionsmittelflasche. Etwas in der Hand zu drehen etc. hilft oft gegen Nervosität.


Benny010 
Fragesteller
 17.12.2021, 01:47

Darüber zu reden ist nicht mal so das Problem. Ich mache mir eher Sorgen darüber, dass ich da noch mehr im Mittelpunkt stehe, als das seit dem Unfall sowieso schon der Fall ist.

Was die Kleidung betrifft: Der Pulli fällt eh schon halb über meine Stümpfe. Vorne gucken dann noch die Stumpfspitzen mit Stumpfsocken oder was immer ich halt gerade daran trage heraus. Das ist natürlich immer für alle der totale Blickfang...

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apophis  17.12.2021, 02:13
@Benny010
Ich mache mir eher Sorgen darüber, dass ich da noch mehr im Mittelpunkt stehe, als das seit dem Unfall sowieso schon der Fall ist.

Davon kannst Du ausgehen.
Es ist "etwas Neues" und eine Veränderung, auch für Deine Mitschüler.
Natürlich erregt das Aufmerksamkeit.

Das nimmt mit der Zeit aber wieder ab.
Die Leute gewöhnen sich daran und dann ist es alltäglich.

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Maritha25  17.12.2021, 03:45
@Benny010

Das ist nur am Anfang so, das kannst Du nur überspielen, aber nicht vehindern.

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Hallo,

das kenne ich gut! Ich bin durch Unfall beidseitig hüftexartikuliert, also vollkommen beinlos und bewege mich in einem Rollstuhl fort.

Vor den ersten Auftritten ohne Beine in der Öffentlichkeit war ich auch total nervös, auch störte mich das dauernde Angegaffe.

Wahrscheinlich hast Du nun schon die ersten Schultage hinter Dir, ich weis nicht wie es bei Dir gelaufen ist.

Ich bin den ersten Tag ganz bewusst sehr lange in der Öffentlichkeit unterwegs gewesen, war ja alles anders und neu, die dauernden Blicke haben mir zu schaffen gemacht, ich konnte auch noch nicht gut um Hilfe bitten. Der erste Tag war echt anstrengend für mich, am nächsten Tag wollte ich lieber zuhause bleiben, aber das wäre falsch gewesen, ich bin wieder den ganzen Tag durch die Öffentlichkeit gerollt und den nächsten wieder etc. Nach ein- zwei Wochen wurde alles zur Normalität für mich, die Blicke störten mich nicht mehr, ich konnte ohne Probleme um Hilfe bitten und ich konnte ohne Probleme alle Fragen zu meiner Beinlosigkeit beantworten, da hatte ich es geschafft.

Heute ist meine Beinlosigkeit, vollkommene Normalität für mich, die dauernden Blicke auf meinem sehr kurzen Körper im Rolli finde ich inzwischen eher interessant, denn ich bin etwas besonderes.

Ich führe ein interessantes, abwechslungsreiches, mobiles Leben in einem wendigen, chicen Carbonrolli und vermisse meine Beine keine Sekunde mehr.

Also denke daran, der Anfang ohne Beine ist gewöhnungsbedürftig und schwer, wenn Du die Beinlosigkeit aber annimmst und akzeptierst und selbstbewusst damit umgehst es ist absolut kein Makel keine Beine zu haben) wirst Du, wie ich, ein tolles Leben ohne Beine führen können.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hallo Benny,

ich kann das gut nachvollziehen, weil eine gute Freundin von mir ebenfalls beidseitig Oberschenkelamputiert ist und ähnliches durchgemacht hat - sie hat sich die selben Fragen gestellt, kann mich noch gut erinnern. Es ging wohl recht gut, sie hat sich Fragen und Kommentare usw. - die immer mal wieder kommen und die heute (wir sind Anfang 30) immer noch als kommen - einfach nicht so zu Herzen genommen. Das wird auch am besten sein.

Letztlich werden die anderen in Klasse und Schule das Ganze sicherlich "ungemein interessant finden", aber nach gewisser Zeit werden sich Fragen und Kommentare usw. erübrigt haben, weil sie sich an die Sache gewöhnt haben und es selbstverständlich für sie ist, dass der Benny im Rollstuhl sitzt und keine Beine mehr hat. Der Lehrer dürfte die Klasse schon drauf hingewiesen haben und auch erklärt haben, dass man vielleicht gewisse als taktlos anzusehende Frage vermeiden sollte. Letztlich würde ich so positiv wie möglich denken, so schwer das auch fallen mag. Es ist jetzt so, wie es ist - und man muss das Beste aus der Situation machen, nach vorne blicken und sollte nicht immer mit dem Schlimmsten rechnen - das hemmt uns nur.

Bezüglich der Kleidung würde ich versuchen, vielleicht ein Shirt zu tragen, das dir viel bedeutet, in dem du dich attraktiv findest und das dir dahingehend Sicherheit schenkt. Bei der Hose würde ich auch drauf achten, dass es für dich passt und du der Meinung bist es ist okay so - schau einfach, was du an Optionen im Kleiderschrank hast.

Ich kann dir hier was von Silke Naun-Bates da lassen, die ich mal im SWR-Fernsehen gesehen habe - das hat mich alles spontan ziemlich beeindruckt und vielleicht kann es dir helfen. Sie hat auch Bücher geschrieben.

https://www.youtube.com/watch?v=92sBlFmm8b4

https://www.youtube.com/watch?v=srzJ__hU294

Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, dass ich dir zumindest ein bisschen helfen konnte mit meinen Ausführungen & "Hinweisen".

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Hallo Benny!
Du bist sehr stark ich kann deine Situation verstehen bleib sowie du bist lass dich von keinen einschüchtern lass sie reden wenn die dich sehen irgendwie muss du leider in die Schule oder du redest mit deinen Eltern über die Situation. Bleib stark

Du musst sowieso lernen, damit umzugehen. Also: hin und durch. Am 2. Tag ist es dann schon besser und er wird schnell zur Normalität.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung