Erklärung Gottesbeweiß von Amseln von Canterbury

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Kann mir das bitte irgendeiner erklären?^>

Nein, so einen Stuss kann keiner "erklären"!

Geh einfach davon aus, dass alle, wirklich ALLE so genannten "Gottesbeweise" inzwischen widerlegt wurden.

Bei Anselm handelt es sich um den so genannten ontologischen "Beweis":

Im Gegensatz zu den Gottesbeweisen des Thomas von Aquin geht der ontologische [von griech.: on = Seiendes] Gottesbeweis nicht von der Erfahrung, sondern vom Begriff Gottes aus.

Das Argument lautet: Gott ist seinem Begriff nach das höchste Wesen, über das hinaus nichts Höheres und Vollkommeneres gedacht werden kann. Deshalb muss „Existenz“ notwendig zu seinem Begriff dazugehören, denn wenn sie ihm fehlte, wäre er nicht vollkommen. Der Begriff findet in der neueren Zeit Verwendung bei den Philosophen René Descartes und Baruch Spinoza.


Gegen diesen Unsinn steht:

Diese Argumentation, die die Existenz Gottes beweisen will, geht von folgender Assoziation aus: Es gibt das Vollkommene -> dieses Vollkommene ist Gott -> das Vollkommene muss auch die Existenz mit einschließen, also existiert Gott.

Sie setzt also das „Vollkommene“ mit „Gott“ gleich. Das ist aber logisch und sprachlich komplett unzulässig. Hier, wie im Grunde auch bei den vorherigen „Beweisen“, wird das Thema verfehlt, denn es gilt nicht das Vollkommene zu beweisen, sondern darum zu beweisen, dass dieses Vollkommene auch als Gott bezeichnet werden kann.

Zudem ist das Vollkommene zunächst eine sich lediglich aus der Logik ergebende Idee, worin man sich die Summe aller Dinge vorstellt. Dieser Summe eine eigenständige Existenz einzuräumen, ist wiederum nur Annahme und Glaube.

Kant sagte dazu: "Die Vorstellung oder der Begriff von 100 Reichstalern bedeutet noch nicht, dass man diese 100 Reichstaler auch wirklich in den Händen hält. Angenommen man ließe eine solche Argumentation zu, so wäre es doch äußerst fraglich, ob man nicht noch etwas Höheres denken kann, als einen existierenden Gott. Ein allmächtiger Gott, der das Universum erschafft, mag groß erscheinen. Aber eine noch viel größere Leistung wäre es doch, wenn er irgendeine Krankheit oder Behinderung hätte. Als größte ´Behinderung´ wäre Nichtexistenz anzusehen. Demnach würde Gott nicht existieren."

Klar beweist das keinesfalls, dass Gott nicht existiert, aber es zeigt, dass oben angeführter Beweisversuch einer ernsthaften logischen Überprüfung nicht standhalten kann.

Zwischenton  05.05.2012, 15:50

DH - super verständliche Erklärung.

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Die Argumentation geht über die Grenzlinie zwischen Denkbarem und nicht mehr Denkbarem. Einen allmächtigen Gott kann man nicht "durchschauen" weil seine Allmacht ihn für uns nicht erfassbar macht. Könnten wir seine Allmacht erfassen, wären wir selbst allwissend und das sind wir nicht. Daher können wir Gott nur zu einem Teil gedanklich erfassen und der Rest ist außerhalb unseres Denkens. So kommt man auf Anselm von Canterbury's Definition von Gott als das worüber hinaus nichts größeres Gedacht werden kann.

Jetzt kommt ein klassischer Beweis durch Widerspruch. Wir nehmen etwas an und versuchen daraus einen Widerspruch abzuleiten. Finden wir den Widerspruch, dann haben wir die Annahmen damit widerlegt.

Also z.B.:
Annahme: "Die Erde ist eine Scheibe."
Widerspruch: "Wir können einmal außen herum mit dem Schiff fahren ohne an eine Kante zu gelangen."
Folgerung: "Die Erde kann keine Scheibe sein."

Anselm von Canterbury geht zunächst mal davon aus dass "Gott in unserem Denken ist." und versucht das dann zu einem Widerspruch zu führen. Vereinfacht ausgedrückt: Wenn Gott gänzlich innerhalb unseres Denkens ist, dann vereinnahmt unser Denken ihn rundum. Man kann sich also auch noch etwas größeres denken und genau das ist dann der Widerspruch.

Soweit ist das auch gut und logisch. Aber er hat damit leider keine Existenz Gottes bewiesen. Er hat damit nur bewiesen dass ein Gott der seiner Definition von Gott entspricht sich notwendigerweise auf der Grenze zwischen Denkbarem und nicht Denkbarem befinden muss. Er hat also nur ein Eigenschaft seiner eigenen Definition von Gott bewiesen. Nicht mehr und nicht weniger.

Der Satz "Daher ist zweifellos etwas worüber hinaus Größeres nicht gedacht werden kann, sowohl im Denken als der Sache nach wirklich." ist eine Folgerung die sich nicht notwendig aus dem vorhergehenden ergibt.

Im Mittelalter nahm man es mit der Logik noch nicht so genau. Damals galt: alles, was man sich vorstellen kann, existiert auch. Daher handelt es sich bei diesem Gottesbeweis um keinen "Beweis" im eigentlichen Sinne, sondern um eine Definition.

Gott ist a.

a ist Gott.

Das ist kein Beweis.

Denn wir könnten das auch anders ausdrücken: Gott ist das, worüber hinaus nichts dämlicheres gedacht werden kann.

;-)

Das Problem ist hierbei, dass die Prämisse (Gott existiert) im Beweis enthalten ist (Gott IST). Das ist auf der Ebene einer Beweisführung ziemlicher Käse.

Anselm vertrat die Meinung, dass auch die, die die Existenz Gottes bezweifeln, ein gewisses Verständnis von dem, was sie anzweifeln, haben müssen. Das ist das Verständnis von Gott als einem Wesen, das von nichts denkbar Größerem überragt werden kann. Vorausgesetzt dass eine Existenz außerhalb des Geistes größer ist als innerhalb desselben, wäre es ein Widerspruch, an der Existenz Gottes zu zweifeln, da der Zweifler davon ausgehen würde, dass es etwas größeres gibt als ein Wesen, das von nichts denkbar Größerem überragt werden kann. Folglich ergibt sich per Definition, dass Gott notwendigerweise existiert.

Es geht hier um Philosophie. Genaugenommen geht es um einen Teufelskreis: Du denkst über etwas nach dass so hoch steht, dass man nicht drüber nachdenken kann. Das ist so gesehen ein philosophischer Widerspruch. Meine Meinung: Ob man an Gott glaubt oder nicht ist eine Einstellungssache. Wissenschaftlich lässt sich da weder etwas beweisen, noch widerlegen.