Entstehung deutscher und italienischer Nationalstaat?

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Für das Deutsche Reich kann ich es ganz gut erklären. Der Vorläufer war das Heilige Römische Reich deutscher Nationen. Dieses Reich wurde vom Kaiser angeführt, der wiederum von den Kurfürsten gewählt wurde. Das Reich sah sich, wie der Name schon sagt, als Nachfolge des römischen Reiches. Das Gebiet umfasste sehr viel mehr als das heutige Deutschland. Es interessierte die Fürsten auch nicht welcher Sprache sich ihre Untertanen bedienten. Das Reich selbst Bestand aus einer riesigen Vielzahl von kleinen und großen Fürstentümern. Dort hatten die jeweiligen Herrscher das Sagen.

Das Reich bestand bis 1806. In der Zeit danach begann der Aufstieg Preußens zur Großmacht. Preußen versuchte, in dem Norddeutschen Bund möglichst viele Fürstentümer zu bündeln. Mit Hilfe von Kriegen würden die Bündnisse gefestigt (deutsch-dänischer Krieg, deutscher Krieg, deutsch-französischer Krieg). Preußen mit seinem Ministerpräsidenten Bismarck, versuchte, ein Bündnis ohne Österreich zu schaffen, da die Sorge vor einer Übermacht innerhalb des späteren Deutschen Reiches bestand. Mit der Reichsgründung blieben einige Gebiete das HRRDN außen vor.

Sowohl Deutschland als auch Italien sind als Nationalstaaten sogenannt junge Staaten. Ähnlich wie in Deutschland gab es in Italien zahlreiche verschiedene Staaten, deren Bewohner sich in erste Linie nicht als Italiener sahen, sondern sich mit ihrem Staat identifizierten. Hinzu kommt, dass es lange keine einheitliche italienische Sprache gab und sich die Bewohner der verschiedenen Staaten untereinander nur schwer verständigen konnten. Die Republik Venedig hat immerhin eine 1000jährige Geschichte, auch der Kirchenstaat ist alt. Ziemlich abwechslungsreiche Geschichten haben hingegen das Königreich beider Sizilien (Neapel) und das Königreich Sardinien-Piemont, die zu Österreich gehörede Lombardei und verschiedene kleinere Herzogtümer (Toskana, Parma usw.). Die Idee eines eigenen italienischen Nationalstaates kam um die Mitte des 19. Jahrhunderts auf und wurde dann vor allem von dem aus Frankreich (Savoien) stammenden Königshaus von Sardinien-Piemont vorangetragen. Die Savoier wollten natürlich ihr Königreich vergrößern. 1859 gelang es ihnen mit Hilfe Frankreichs, Österreich zu besiegen und die Lombardei zu erobern. Danach eroberten sie das Königreich beider Sizilien, ein Kampf, der noch jahrlang als Guerillakrieg andauerte. Trotzdem wurde bereits 1861 das Königreich Italien ausgerufen. 1866 erklärten Italien und Preußen Österreich den Krieg. Italien verlor zwar zur See und zu Lande alle Schlachten gegen Österreich, aber da Österreich von Preußen besiegt wurde, musste es Venetien an Italien abtreten. Den Krieg Frankreich-Deutschland nutzte Italien aus, um 1870 auch den Kirchenstaat zu erobern, da Frankreich seine Schutztrupen abgezogen hatte, um sie gegen Deutschland einzusetzen. 1911 erklärte Italien der Türkei den Krieg und eroberte das heutige Libyen sowie die Insegruppe des Dodekanes. 1915 trat Italien in den Ersten Weltkrieg gegen Österreich ein, nachdem die Entente-Staaten Italien den Großteil Tirols sowie Triest und das Küstenland (und noch viel mehr, was aber nicht eingehalten wurde) versprochen hatte. Triest und das Küstenland sowie Tirol bis zum Brenner wurden von Italien annektiert. Schließlich führte Italien 1935 noch Krieg gegen Äthiopien und annektierte das Land, worauf sich der italienische König zum Kaiser erklärte. Nach dem Zweiten Weltkrieg musste Italien Äthiopien, Libyen sowie den Dodekanes wieder abgeben, zum Trost durfte es das nicht italienische Südtirol behalten.