Empathie abtrainieren wie?

11 Antworten

Du musst dir keine Empathie abgewöhnen.

Analysiere mal, wann und wie Empathie für dich zu viel wird und was dich dabei belastet. Denkst du zu lange über etwas nach? Handelst du gegen deine eigenen Interessen (z.B. aus Mitleid etwas tun, das du gar nicht möchtest, da du sonst ein schlechtes Gewissen bekommst)?

Stelle Regeln für dich auf und halte dich anfangs streng daran. Z.B. NIE gegen deine eigenen Interessen handeln. Dinge, die du nicht ändern kannst, innerhalb von einem Tag "verarbeiten", also dich ablenken, dir bewusst machen, dass du nicht der einzig Verantwortliche bist.

Du kannst auch Verantwortung abgeben, also dem Betroffenen professionelle Anlaufstellen vermitteln, die ihm helfen können. Es gibt einen Mittelweg zwischen "ich regele das für dich oder übernehme zumindest Schuldgefühle, weil ich es nicht regeln kann" und "ich ignoriere dein Problem", nämlich "ich gebe dir Tipps, ich recherchiere bessere Ansprechpartner oder andere Möglichkeiten". Hier muss man sich entscheiden, ob man nur die Information vermittelt oder auch den Betroffenen dahin begleitet, physisch oder emotional.

Mache dir bewusst, dass du niemandem helfen kannst, wenn du selbst z.B. durch zu viel Mitleid oder Schuldgefühle angeknackst bist.

Mache dir deine eigene Grenzen bewusst und versuche, die nicht zu überschreiten.

Empathie ist Mitgefühl, für alle/alles, aber auch für dich selbst. Mitgefühl ja und helfen, wenn du was helfen kannst. Benutzt dich aber jemand, dass du ihn bemitleiden musst, dann entziehe dich ihm und schütze dich damit selbst.

Also: Mitgefühl und helfen, Ja!
Dich als gutmütigen Zuhörer zum Jammern benutzen lassen, Nein!!!

Bleib empathisch!!!, aber entziehe dich, wenn dich ein Negativer mitleidheischend als Müllablageplatz benutzen will. Dann sei empathisch für dich und entziehe dich ihm.

Jeder ist zuerstmal für sein eigenes Wohl zuständig.

Geschichte: Eine ältere Frau rief laufend ihren Hausarzt. Beim 5. Besuch sagte er zu ihr: "Ich muss nun wieder in mein Gesund. Sie möchten ja nicht gesund werden." Und sie begriff endlich, dass es an ihr lag und änderte sich.

Es liegt nichts Erstrebenswertes darin, sich Empathie abzutrainieren. Und man kann sie sich auch nicht einfach so abtrainieren, weil man gerade mal Lust dazu hat, was cooles zu lernen.

Dass dir Dinge zu nahe gehen, die dich eigentlich nicht persönlich betreffen, hat mit deiner emotionalen Abgrenzung zu tun und ist Bestandteil des reifer Werdens.

Die Persönlichkeitsentwicklung zwischen 20 und 50 nimmt nicht in demselben Masse zu, wie sie zwischen Geburt und 20 steigt, bzw. die Anzahl Entwicklungsschritte ist nach 20 geringer. Das ist Entwicklungspsychologie.

Das einzige, was ich dir als Anregung anbieten kann, ist: Befasse dich mit Menschen, deren Motive, also warum sie Dinge tun und warum sie manche anderen unterlassen. In den Beweggründen liegen die ursächlichen Dinge verborgen.

Damit werden die Resultate - also auch die Schicksalsschläge anderer, welche dich traurig stimmen - verständlich und sind nicht mehr zufällig.

Selbst wenn der andere seine Lage nicht auf bestimmte Dinge zurück führen kann, du kannst das trotzdem verstehen und daraus mit der Zeit erkennen, weshalb dies oder jenes dem anderen Menschen widerfahren ist. Daraus kannst du dann die Abgrenzung vornehmen, welche dich vor Mitleid (mit ihm leiden...) bewahrt, aber dir dein Mitgefühl erhält.

Empathie abzutrainieren wäre ganz schlimm. Empathiefähigkeit ist ganz wichtig für das soziale Zusammenleben.

Was du vermutlich meinst, ist, dass du dich nicht gut abgrenzen kannst. Man sollte lernen, dass man sich sehr wohl in die Gefühle anderer Menschen einfühlen kann, mitfühlen kann, aber sich dennoch immer bewusst bleibt: es ist nicht meine Situation, es ist nicht meine Trauer.

Das heißt mitnichten, dass man kalt ist, aber man unterscheidet zwischen ich und dir. Ich bin ich, und du bist du. Es ist deine Trauer/Wut/Verzweiflung, aber nicht meine.

Ich gebe allerdings zu, dass das nicht ganz einfach ist. Ich kann mich noch an das erste Jahr meiner Psychotherapieausbildung erinnern. Sie fand als Lehrtherapie in der Gruppe statt. Und jedesmal, wenn jemand über Belastendes sprach, heulten die meisten Gruppenmitglieder gleich mit. Das legte sich aber im Zuge der Ausbildung, weil man bei aller Empathie nicht mehr mit dem Anderen verschmolz.

Auch dann, wenn wir intensiv zuhörten und natürlich zum Teil auch zutiefst betroffen waren von dem Erlebten, weinten wir nicht mehr mit aber dennoch ging die Empathie in den Anderen nicht verloren. Aber wir hatten gelernt, dass die Trauer und Verzweiflung zu dem Anderen gehörten und nicht zu mir.

Aber Kälte ist etwas ganz anderes. Und wirklich nichts Erstrebenswertes.

Man muss mit Empathie umgehen können. Empathie schafft nun mal in einem selbst Leiden, das jenige, das man am anderen wahrnimmt und somit gewissermassen in sich überträgt.

Zur Empathie sind viele fähig; aber kaum jemand dazu, für sich in etwas Positives zu verwandeln.

Der Versuch, sie abzutöten, den Du hier erfragst, wird zwar allgemein empfohlen - z.b. ständig von Kollegen in Sozial- und Gesundheitsberufen unter dem Stichwort "professionelle Distanz". Doch ist das auch nicht wirklich erfolgreich. Es härtet ab, macht endlich einen unglücklichen kalten Zyniker aus Dir.

Produktiver ist es schon, die Empathie zu entwickeln.