Elektromotor: 380/400V Dreieck hier erlaubt?

motor - (Elektrik, Elektrotechnik, Elektro)

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

mit deinen 220 Volt auf dem typenschild sind eigendlich 220 volt drehstrom gemeint, also nicht 220 zwischen L1 und N sondern 220 zwischen L1 und L2. in diversen ländern gibts das noch und auch hier in deutschland noch ganz vereinzelt z.B. in gewissen altbezirken von Berln.

in diesem fall und NUR in diesem fall kannst du den motor im Dreieck anklemmen. wenn du 380 volt (heute sind es nominal 400) zwischen den Phasen hast, dann MUSS der Motor im Stern angeschlossen werden.

die Spulen des Motors sind für eine Spannung von 220 volt von ende zu ende ausgelegt. die hast du bei 380, wenn der Motor im stern verschaltet ist...

wenn es nur kurz war, mit dem laufen lassen im dreieck, und der motor dabei nicht sonderlich ackern musste, dann besteht die chance, dass er es überlebt hat. ich würde aber sicherheitshalber nach dem umbau auf stern den Motor, am besten unter last mal vermessen d.h. die stromaufnahmen der 3 phasen vermessen und vergleichen. tritt eine asymetrie von mehr als 3% auf, ist es wahrscheinlich, dass eine der spulen schon einen weg hat.

um sicher zu gehen, dass der motor keinen abbekommen hat, was die isolation angeht, solltest du ihn an einen fi schalter anschließen und schauen was passiert. wenn ihr keinen fi schalter am drehstromanschluss habt, kannst du auch einfach die Phase an die wicklung anlegen. den nulleiter lässt du einfach weg. wichtig ist aber natürlich, dass der schutzleiter orndungsgemäß angeschlossen ist.

 das ist zwar nicht genauso gut, wie ein isolationstester, erlaubt aber eine erste aussage.

lg, Anna

atoemlein 
Fragesteller
 14.06.2017, 00:26

Danke schön! Ich werde ihn auf Asymmetrie testen.

Ich hatte einen Motorschutzschalter, der selbst Rauchzeichen gab und abschaltete... (war in einem Gehäuse, habs erst beim Öffnen gerochen.)

Kannst du noch klären, wie die Leistungsberechnung zustande kommt? Bzw. die angegebenen Stromstärken?

Ist die Stromstärke pro Phase gemeint? Kann fast nicht sein.Sonst gäbe das ja bei den alten 380V in Stern:
220V x 3 x 0,48 = 380 x Wurzel3 x 0.48 = 316W!
Oder das, was man am Motorschutzschalter einstellt (quasi ein "Gesamt"strom?
220 x 0.83A = 380V x 0.48A = 183W, wäre dann wohl ein plausibler Wert für die Scheinleistung.
Und die 0,12kW die Wirkleistung? Oder die mech. Leistung an der Welle?

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Peppie85  15.06.2017, 10:33
@atoemlein

wenn schon der motorschutzschalter geraucht hat, ist der motor selbst mit 99% sicherheit tot!

die 0,12 kW beziehen sich auf die leistung an der welle.

der Motorschutzschalter wird in der regel nach nennstromaufnahme eingestellt. 

die nennaufnahmeleistung des motors kannst du mit P = U x I x 1,73 x cosφ rechnen.

teilst du die leistungsaufnahme durch die wellenleistung, erhältst du den wirkungsgrad.

lg, Anna

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atoemlein 
Fragesteller
 21.06.2017, 23:13
@Peppie85

Der Motor hat es übrigens gänzlich überlebt. Alle Wicklungen symmetrisch und normal.

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Peppie85  21.06.2017, 23:19
@atoemlein

dusel gehabt... das war dann das berühmte 1 prozent :-)

lg, Anna

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Ergänzung zu Anna (Peppie85):

Das Typenschild sagt mir, dass Dein Motor regelrecht uralt ist  - diese Spannungssysteme haben wir vor über 30 Jahren europaweit abgeschafft.

Es steht aber ganz klar da: 220V Dreieck ODER 380V Stern.

Schaltest du versuchsweise immer alles auf die 1,7 fache Spannung? Da erwarte ich einfach mehr "Nachdenken" oder "Finger weg"! Manchmal ist es hilfreich, Datenangaben des Herstellers auch zu glauben!

Nun zu Deinen Beobachtungen:

Der Motor wird natürlich sehr heiß, weil das Eisen längst bei der hohen Spannung in der Sättigung ist - der Magnetisierungs-Strom steigt dann nichtlinear stark an und übersteigt auch den Nennstrom vielfach.

So kann man vortrefflich Geräte zerstören - Sinn???

Ach ja: die 220V (grrrr! man sollte diese antiken Werte endlich mal unterdrücken, wir haben 230V im Netz!!) sind dann zu verdrahten, falls dein Motor für Umrichter-Betrieb geeignet ist, diesen über einen Umrichter am Einphasennetz zu betreiben. Das ist auch der Grund, warum das auf dem Typenschild steht - außerdem könntest du ihn über einen Betriebskondensator auch direkt in der 230V-Variante ebenfalls am Einphasennetz betreiben.

Alles klar?

Bitte (!!!) mache dich doch mal zu Motoren ein wenig fit, wenn dich das Thema interessieren sollte - diese Mutmaßungen tun mir weh, so viel Mist enthalten sie. Denn: die Leistung in W bei einem Drehstrommotor (auch bei anderen) ist die Nennleistung, die dieser Motor mechanisch an der Welle dauerhaft abgeben kann. Das hat mit Gleichstrom-Klingeldraht-Denken nix mehr zu tun! Aus dieser Angabe kannst du so gewiss keinerlei Aussagen zum Phasenstrom in der Ständerwicklung oder an den Klemmen des Motors ableiten, schon gar nicht, wenn du das arme Gerät in die Sättigung hetzt und schmoren lässt.

Preisfrage: Welle leer, also Pmech. = null, trotzdem heißer Motor. Nanu???

Im Internet steht bestimmt, was die Angaben auf solchen Typenschildern bedeuten. Vorher lesen ist manches mal besser, als auf den weißen Rauch zu warten - Pech, wenn es schwarzer Rauch wird.

Bitte gehe verantwortlich mit elektrischer Energie um - zum Rumspielen ist unsere Netzspannung absolut nicht geeignet.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – 2 zusätzliche Meisterprüfungen
atoemlein 
Fragesteller
 14.06.2017, 01:00

Das meiste, was du schreibst, ist mir klar, normalerweise komme ich damit sehr gut klar, und ich war immer auf der sicheren Seite (um den Motor wäre es nicht schade, aber natürlich erfreulich, wenn er's überlebt hat, vielleicht ist der Motorschutz hinüber).

Die Typenschilder sind da wohl nicht alle ganz einheitlich, zumindest im Vergleich mit heutigen.
Aber du hast recht, wenn ich unsicher bin, besser zuerst fragen statt gleich ausprobieren...
Den Lehrer-Schimpf-Ton hättest du dir aber sparen können.
Danke trotzdem.

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Bei unserem heutigen öffentlichen Versorgungsnetz mit 400 V Außenleiterspannung lässt sich der Motor nur in Sternschaltung schadlos betreiben. Dann liegen an jeder Wicklung 230 V.

Ich erinnere mich noch an Ortsnetze mit 220 V Außenleiterspannung in den 40-er/50-er Jahren. Dort konnte man diesen Motor auch in Dreieck betreiben.

"120 Watt und diese hohen Stromstärken?"

I = P/U. Stromstärke = Leistung/Spannung = 120/220 A = rund 0,54 A. Warum soll das eine "hohe Stromstärke" sein?

Ich hänge mal ein Bild an, damit Du die interne Beschaltung siehst. Dabei ist es jetzt egal, ob 220/380V oder 230/400V angegeben sind. Es geht darum, das Prinzip zu verstehen.

Die Strangspannung jeder einzelnen Spule darf max. 230 V betragen. Somit darf der Motor im Dreieck nur an einem 230V-Drehstromnetz angeschlossen werden (≙ 132,79 V Wechselspannung gegen N)

Betreibt man den Motor im 400V-Drehstromnetz, so wird er im Stern angeschlossen. Es liegen jeweils zwei Spulen in Reihe an 400 V. Das macht dann aufgrund der Phasenverschiebung wieder 230 V je Spule.

Jedenfalls muss der Motor an 400 V in Dreieckschaltung überhitzen, immerhin bekommt er die 1,73-fache Spannung (1,73 ≙ √3). Da der Spulenwiderstand gleich bleibt, erhöhen sich der Strom (1,73-fach) und die elektrische Leistung (3-fach).

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Industrieelektriker (Betriebstechnik)
Motor Dreieck 230V / Stern 400 V (Quelle: GF/electrician) - (Elektrik, Elektrotechnik, Elektro)
atoemlein 
Fragesteller
 14.06.2017, 10:07

Danke für die Mühe.
Wer mich kennt, weiss, dass ich das Prinzip verstehe...

Was ich nicht wusste/verstand, war, dass es offenbar früher oder in bestimmten Anwendungen ein 220V-Drehstromnetz gab (?), und das Typenschild.
Es heisst 220/380  und Dreieck/Stern.

So wie es gemeint ist, sollte es "für mich" heissen:
220 Dreieck / 380 Stern, dann wär's mir sofort klar gewesen...

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electrician  14.06.2017, 10:33
@atoemlein

Ich habe gerade einigen Azubis anhand der Zeichnung das Prinzip dieses Motors erklärt, nachdem diese immer wieder den Versuchsmotor falsch beschaltet haben. Zum Glück wurden die Schaltungen aber immer vor dem Einschalten kontrolliert.

Zugegeben: Das Typenschild ist etwas ireführend. Aber genau deshalb lernt man das ja, damit man diesen Fehler im späteren Berufsleben nicht mehr macht.

Und wenn man sich dann mal die Beschaltung auf einen Zettel kritzelt, dann fällt einem auch schnell wieder ein, was mit dem Typenschild gemeint ist.

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In der dritten Zeile auf dem Typenschild steht:

220/380 Dreieck/Stern.

Das Bedeutet:

Die Spule U mit ihren Klemmen U1 un U2 ist für 220V ausgelegt. (Gleiches gilt für V und W)

Somit ist eine Dreieckschaltung, bei der die Spulen 380V bekommen, nicht zulässig. ES MUSS DIE STERNSCHALTUNG SEIN!!!

Wenn du Pech hast, hast du den Motor schon geschrottet.....

Das ist eine alte Bezeichnung. Heute sind es 230/400V. Das Stört die Motoren aber nicht.

atoemlein 
Fragesteller
 14.06.2017, 00:28

Danke schön!

Ich hatte einen Motorschutzschalter, der Rauchzeichen gab und abschaltete... (war in einem externen Gehäuse, habs erst beim Öffnen gerochen.) 

Der Motor läuft noch / wieder einwandfrei in der Sternschaltung.
Ich werde ihn aber auf Asymmetrie testen.

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