Eine der ersten Erfordernisse des Dichters ist Idealisierung, Veredlung, ohne welche er aufhört, seinen Namen zu verdienen.?

3 Antworten

Das hört sich nach dem Programm des poetischen Realismus an, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert eine entscheidende Rolle spielte. Ein typischer Vertreter ist Theodor Fontane. In dessen Roman Effi Briest spielt derTod Der jungen Frau eine wichtige Rolle am Schluss, aber er wird auf eine sehr poetische, beschönigende Weise dargestellt. D.h., diese Dichter beschäftigten sich mit der Realität, nahmen sie ernst, gaben sie aber etwas schön gefärbt an ihre Leser weiter. Darin sahen sie eben den Sinn der Kunst, während der Naturalismus später die Wirklichkeit auch in ihrer schrecklichkeit und Hässlichkeit präsentiert. Übrigens sollte man diese Haltung nicht vor schnell kritisieren, jedes Hochzeitsfoto ist ein idealisiertes Foto, das versucht, die Wirklichkeit möglichst schön darzustellen, gegebenfalls auch mit Tricks. Das erwartet man einfach, das gehört auch zum Leben dazu. Schon die Frauen im alten Ägypten trieben einen hohen Aufwand, um sich zu schminken. Heute gibt es einen französischen Staatspräsidenten, der angeblich viel Geld ausgibt für seinen Friseur.

Ein Dichter soll Zusammenhänge idealisieren und verschönern, auf besondere Weise darstellen und hervorheben. Nur, wenn er diese wichtigen Anforderungen erfüllt, verdient er, Dichter genannt zu werden.

Jemand, der nur reimt, ist kein Dichter. Ein Dichter sagt in Versform etwas Emotionales aus, was ihn berührt.