Ein Narzist mit sozialer Phobie?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das Wort "Narzisst" wird heute leider viel zu schnell verwendet.:-) Nicht jeder Mensch, der hier und da mal unangenehm ist, ist ein Narzisst.

Narzissten sind zwar in gewissem Maß empfindlich, was sich selbst anbelangt, aber selten cholerisch oder impulsiv. Narzissten schmettern vielmehr Kritik oder Ähnliches direkt ab, indem sie ihr Gegenüber während der Kritik abwerten; manipulieren oder arrogant in's Leere laufen lassen. Das typische Narzissten-Auftreten in Konfliktsituationen ist also mehr eine Art "Sprich mit der Hand", mit einer gehörigen Portion Ignoranz und Arroganz. Und mitunter wird das Gegenüber sogar ignoriert und direkt so behandelt, als ob es nicht das Anrecht für Kritik oder Äußerungen hätte, da es ihm gegenüber nicht die entsprechende Position (egal ob beruflich oder privat) hat.

Wenn Jemand seine Meinung mit viel Theater durchdrücken möchte und auch zu seinen Kindern ein schlechtes Verhältnis hat, weil er eine aufbrausende Art und Weise hat, klingt das für mich eher nach dem kompletten Gegenteil: Offensichtliche Unsicherheit und Hilflosigkeit. Egal ob nun angebracht, oder aus einer falschen oder anhaltenden (alten) Opferrolle heraus, die irgendwann mal geprägt wurde.

Nach Jemandem, dessen Bedürfnisse irgendwann recht früh häufig ignoriert, oder nicht gehört wurden. Nur dass eine Abwehrreaktion nun anhaltend zum Verhaltensmuster wurde.

Also quasi nach Jemandem, dem seine nun ganz andere Position als Erwachsener in den jeweiligen Situationen nicht mehr so ganz bewusst ist. Da ihm in bestimmten Momenten seine Selbstkontrolle verloren geht, wenn das ursprüngliche Trauma getriggert wird. (Weil er in seinen Emotionen und "sich ungerecht behandelt fühlen"/"benachteiligt fühlen" hängen geblieben und in bestimmten Situationen wieder mit diesem Gefühl und Zustand konfrontiert wird.)

So dass es am Ende sogar zu Machtrangeleien mit den eigenen Kindern kommt, obwohl er anders agieren müsste, aber er ist ja selbst wieder zurück in seiner hilflosen Position und kann damit nicht fühlen oder agieren, wie ein souveräner selbstbeherrschter Erwachsener.

Durchsetzungsverhalten wird häufig schon in der Kindheit geprägt und hat selten etwas mit der aktuellen Situation zu tun.

Wichtig wäre da also, die Ursache herauszufinden und dementsprechend zu agieren, oder zu reagieren, damit das "unverstandene Kind" nicht getriggert wird. Vielleicht vor Allem auch, eine Diskussion dann selbst nicht zum Machtgerangel werden zu lassen, sondern sich mehr auf eine Gefühlsebene zu begeben. Das hilft aufbrausenden Gemütern oft. Da sie sich eigentlich hilflos fühlen. Und Einem selbst auch. Weil es nicht absolut fruchtlos ausartet und eigentlich nichts tut, außer Kräfte zu rauben.


Judith921 
Fragesteller
 28.09.2021, 20:09

Leider wollte er sich nicht helfen lassen. Er lehnte Therapie usw. ab denn - "das brächte nichts"...

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unique81  28.09.2021, 20:41
@Judith921

Das stimmt zum Teil sogar.:-) Gerade weil die meisten Therapien ambulant sind.

Da kommen so viele Punkte zusammen, wie z.B. ob die Chemie zwischen Patient und Therapeut stimmt; bei manchem Patienten ist auch das Geschlecht des Therapeuten wichtig, um sich öffnen zu können. Und außerdem kommt es noch auf die Therapiemethode an. Gerade ambulant ist es schwierig, wenn es nicht passt, denn so zwischen Tür und Angel kann sich ein Patient eh schon schwerer öffnen.

Stationär dagegen spielt die Chemie zwischen Therapeut und Patient nicht ganz so eine große Rolle. Der Patient hat Zeit sich zu öffnen und es werden mehr Therapie-Methoden angewandt. Auch und gerade welche, die den Patienten ein bisschen aus seiner Komfortzone rauslocken. Wie z.B. Hilfe zur Selbsthilfe und Konfrontationstherapien. Teilweise wird auch recht tief gegraben und eben noch mehr auf den Effekt selbst gesetzt, als auf reines Zuhören. Im Grunde genommen ist das effektiver. Bei einem kurzen Termin mitten im Alltag kann es auf Druck auch nicht ansatzweise so gut klappen.:-)

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Ja, kenne sogar mehrere. An alle, die solche Menschen als Partner haben: Nimm die Beine in die Hand und renn schneller als du Fürze schießen kannst!