Differenzierung: Gefühl - Affekt - Leidenschaft - Emotion

1 Antwort

Gefühl ist eine Empfindung der äußeren oder inneren Sinne ohne Wertung oder Grad (muss extra hinzugesetzt werden). "Ich fühle, die wie Sonne sticht. Ich fühle die Kälte. Ich fühle, dass das ein harter Gegenstand ist." für äußere Empfindung. "Ich fühle, dass ich hungrig werde. Ich fühle einen starken Durst. Ich fühle mich unwohl. Mein Gefühl sagt mir, dass da was nicht stimmt."

Affekt meint die unmittelbare emotionale Betroffenheit, Reizung. "Er hat meine Mutter eine H.ure genannt. Da habe ich im Affekt zugeschlagen."

Leidenschaft ist eine starke innere Emotion, die antreibt, oft von längerer Dauer. "Ein Künstler ohne Leidenschaft hält die Durststrecke der Missachtung nicht durch." Leidenschaft ist eine positive, antreibende emotionale Energie.

Emotion hat eine bewegende Kraft, aber ist nicht von gleicher Ausdauer wie Leidenschaft. Emotion kann kurz aufwallend auch mit Affekt gleichgesetzt werden, muss aber nicht. Ich würde Emotion auf der Skala zwischen Affekt und Leidenschaft einordnen. Emotion kann aus einem Gefühl heraus motiviert sein und aus der Vernunft, oder beidem. Wenn man klar sieht, dass Rechtsnormen verletzt sind (Vernunft), das Gefühl einem sagt, dass über die sachliche Rechtsnormenverletzung hinaus eine bewusste Hinterhältigkeit angenommen werden kann, kann eine starke Emotion entstehen, das positiv zu lösen. Die Emotion stellt die Energie zur Reaktion bereit. Gefühl und Verstand/Vernunft steuern Information bei. Doch der Impuls zum Handeln kommt aus der Kraft der Emotion.

Darum heißt es bei Hume zu Recht, dass die Vernunft eine Dienerin der Emotion ist. Unsere emotionale Engerie muss angestoßen werden, damit wir Einsicht in Handeln umsetzen. Da blieb er im Gegensatz zu Kant, dem der antreibende Motor der Emotion suspekt war, weil da immer auch Gefühl mitspielt, und das mochte Kant nicht. Anders Schopenhauer, der mit WILLE die UREMOTION meinte, die wilde Kraft des Lebens. Seine Lebensweise zeigt, dass sie ihm eher etwas ungeheuer war. Anders Nietzsche, der sich ja gern mit Dionysos identifiziert hat, der wilden Kraft der Emotion (dionysische Feste waren wie heute teils unser Karneval sehr ausgelassene Feste), der die bändigende, ins Maß bringende Kraft des Apoll den Konterpart bot.

MaNic22 
Fragesteller
 30.11.2011, 19:34

Danke dafür, und der Kommentar zu Schopenhauer ist auch sehr interessant. Ich glaube einfach er war sich zu gut dafür, sich treiben zu lassen - wollte sich selbst entmenschlichen, indem er seinen Willen erstickte. Ist die Frage, welcher Lebensstiel logischere konsequenz aus seiner Philosophie ist... Schopenhauers oder Nietzsches?

0
berkersheim  30.11.2011, 19:42
@MaNic22

Nun, Philosophie kann auch Reaktion auf eine Lebenseinstellung sein, die einen z.B. für bestimmte Empfindungen dünnhäutig werden lässt. Wie weit ist Schopenhauers Idee des WILLEN nicht nur die Bannung der bösen Welt durch einen überängstlichen Menschen. Und Nietzsches Kraftmeierei, wie viel Trotz war darin gegen seine lästige, angeschlagene Gesundheit, die ihn letztlich hat zerbrechen lassen. Niemand philosophiert n u r für die Nachwelt. Alle philosophieren auch für sich selbst. Weiß der Teufel, warum ich Epikur liebe, obwohl mein Leben von dessen Asketischem Freiheitsideal weit weg ist. Ist das die Sehnsucht?

0