Die (spirituelle) Bedeutung der Intervalle

3 Antworten

Diese Ansichten wurden vertreten, als Menschen auch noch glaubten, dass sich die Sonne um die Erde dreht. Es kommt zum Teil aus der Kirchenmusik. Aber heute glaubt da vermutlich niemand mehr daran.

Prodenez  15.08.2014, 20:18

hallo jasabia,

diese ansicht kommt aus einer zeit in der die menschheit wesentlich höher entwickelt war als es momentan der fall ist, und langsam kommt man wieder drauf ;)

koaha e

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Deine Frage zielt auf die Symbolik und die Charakteristik der Intervalle ab. Hier gibt es, auch neben pythagoräischer Philosophie, viele Systeme und auch quasi "private" Anschauungsmodelle verschiedener Autoren der vergangenen Jahrhunderte, die auch oft einander widersprechen. Insgesamt bleibt das Thema schwammig und gilt als pseudowissenschaftlich.

Ganz allgemein kannst Du in Literatur zu Intervallcharakteristik / Intervallfarben (z.B. J.Ph. Kirnberger: Die Kunst des reinen Satzes, Teil 2) nachschauen oder auch zu Tonartencharakteristik (z.B. Chr. D.Fr. Schubart: Ideen zu einer Ästhetik der Tonkunst), die damit in Verbindung steht.

Generell sollte man wissen, dass musikalische Intervalle durch Zahlenproportionen natürlicher Zahlen ausgedrückt werden (im Regelfall geht man dabei von der sog. "Reinen Stimmung" aus). Aus den Proportionszahlen dann wird oft allgemeine Zahlensymbolik herangezogen, um Konkretes auszudrücken. Dadurch entstehen Widersprüche: Die Terz heißt, ihrem Namen nach, so etwas wie Dreitonabstand und wird durch die Proportion 4:5 ausgedrückt --> was ist nun das Symbol, ist es die Drei, die Vier oder die Fünf? Auf diesem Level bleibt Intervallsymbolik also beliebig.

Geht man der Sache mehr auf den Grund, so ist Intervallsymbolik aber im Grunde "harmonikale Symbolik". Zu diesem Thema gibt es viele, teils hochkomplizierte Quellentexte, z.B. bereits von Platon (z.B. Stellen in Politeia und Timaios), und auch (musiktheoretisch anspruchsvolle) Fachliteratur, z.B. von Rudolf Haase (z.B. Die harmonikalen Wurzeln der Musik, Wien 1969; Harmonikale Synthese, Wien 1980)...

Nach harmonikaler Symbolik wird die Oktave (zwei Töne, die sozusagen "gleich" klingen) mit Gleichheit und Identität verbunden. Hier besteht eine Relation zwischen "Hörerfahrung" und semantischer Bedeutung. Dies geschieht durch Verdopplung/Halbierung von Frequenzen oder Saitenlängen. Daher steht die Zahl Zwei (und ihre Potenzen 4, 8, 16, 32 64 etc.) für Gleichheit/Identität (in traditioneller Zahlensymbolik steht sie hingegen für Dualismus/Polarität!).

Das Quintintervall steht hingegen für Spaltung, Nicht-Identität, d.h. "maximale Opposition bei gleichzeitig größtmöglicher Einheit". Die Quinte wird durch den Faktor Drei (Frequenzen/Saitenlängen etc.) erreicht (Drei in traditioneller Zahlensymbolik steht z.B. für Trinität, Heiligkeit, Vollkommenheit, etc.). In Ableitung von der Oktavsymbolik entsteht auch hier eine mit dem Höreindruck zusammenhängende symbolische Bedeutung.

"Mischungen" aus Zwei und Drei (oder deren Vielfache) stehen sehr oft für "Synthese von Gegensätzlichkeit und Gleichheit", so v.a. die Zahlen Sechs, zwölf, 36, 72 und 108.

Andere harmonikale Intervallsymboliken sind Terz/Sext (z.B. für "Liebe": Zahl Fünf) oder Tritonus ("Tyrannei", "Unglück", "Teufel" und "Tod", in der Antike z.B. in Zusammenhang mit den Zahlen 17 oder 729).