Descartes Dualismus

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Bei René Descartes tritt ein Dualismus zwischen zwei Substanzen auf, der ausgedehnten Sache (res extensa) und der denkenden Sache (res cogitans). Im Cartesianismus schließen sich die beiden Begriffe Leib und Seele nicht mehr nur gegenseitig aus, sondern sollen darüber hinaus das Ganze der endlichen Wirklichkeit erfassen.

Eine Person ist für Descartes etwas Zusammengesetztes, eine Verbindung von zwei Substanzen als eine funktionale Einheit. Descartes trennt scharf Materie und Geist, die Organismusfunktion wird nicht durch substantielle Formen, sondern durch die Materiemodi (Modus = Wiesein; eine Art und Wise der Beschaffenheit, keine hinzugefügte Wesenheit [Entität]) motus (Bewegung) und figura (Figur, Gestalt) erklärt, die aufgrund der Naturgesetze eine organisierte Anordnung von Korpuskeln hervorbringen können. Bei menschlicher dispositio gießt Gott der Maschine (eine mechanische Sichtweise des Organismus) Körper eine geistige Seele ein, die im Körper willkürliche Bewegungen veranlaßt und der Körper veranlaßt, undeutliche cogitationes (Gedanken). Als organischer Sitz der Seele gilt die Zirbeldrüse (Informations- und Bewegungszentrale des Automaten). Der Geist als ganzer ist im ganzen Körper und in jedem beliebigen Teil des Körpers. Die Verschiedenheit von Geist und Materie ist beweisbar, aber ihre Vereinigung nur aus der alltäglichen Erfahrung bekannt.

Die Seele ist bei Descartes Formprinzip, aber nicht Lebensprinzip. Sie gehört zur denkenden Substanz. Der Begriff Seele ist bei Descartes bedeutungsgleich mit Geist bzw. Verstand oder Vernunft (res cogitans, id est mens, sive animus, sive Intellectus, sive ratio 2. Meditation). Die Seele denkt ohne den Körper. Die Seele ist nach ihm, da nicht ausgedehnter, unteilbarer und unkörperlicher Geist, unsterblich.

Descartes versucht in der 2. Meditation, als Grundlage etwas Unbezweifelbares aufzuweisen. Wenn/solange ich zweifle, ist kein Zweifel möglich, dass ich zweifle und ich es bin, der zweifelt. Das Denken erfaßt unmittelbar: Denken schließt eine Existenz des in diesem Augenblick Denkenden ein und wer tatsächlich in einem Augenblick denkt, muss daher existieren. „Ich bin, ich existiere; das ist gewiss.“ (lateinisch: Ego sum, ego existo, certum est.); später auch: „Ich denke, also bin ich.“ (Ego cogito, ergo sum.)

Damit ist ein erster unbezweifelbarer Satz aufgestellt. Er ist ein beispielhafter Maßstab für richtiges Wissen. Als wahr kann gelten, was ähnlich wie dieser Satz klar und deutlich erfasst wird.

Nach den Meditationes 3, 2 wird als allgemeine Regel für Evidenz aufgestellt: wahr ist alles, was ich sehr klar und deutlich erfasse (Illud omne verum est, quod valde clare & distincte percipio).

klar: dem aufmerksamen Geist gegenwärtig und offenkundig

deutlich: bei Voraussetzung der Stufe der Klarheit von allen übrigen Dingen so getrennt und unterschieden, daß sie gar keine andern als klare Merkmale in sich enthalten, die Vorstellung/Idee ist nicht nur in ihrem Gehalt richtig erfaßt, sondern auch unvermischt mit anderem allein in ihrer eigenen Tätigkeit gesehen (Principia 1, 45)

Descartes möchte einerseits eine mechanistische Physik und Physiologie (ein Körper ist nichts anderes als ein nach mechanistischen Prinzipien funktionierender materieller Gegenstand) untermauern, andererseits die Unsterblichkeit der Seele gegen Anfechtungen vertreten.

Ein Beweisversuch (Discours de la méthode pour bien conduire sa raison et chercher la verité dans les sciences [Abhandlung über die Methode, seine Vernunft gut zu gebrauchen und die Wahrheit in den Wissenschaften zu suchen]; 2. Meditation; Principia philosophiae [Prinzipien der Philosophie]) für die reale Unterscheidung von Körper und Seele als zwei verschiedenen Substanzen ist in kurzer Zusammenfassung:

a) Ich kann nicht daran zweifeln, daß ich ein denkendes Ding bin.

b) Ich kann sehr wohl daran zweifeln, daß ich einen Körper habe, ja daß es überhaupt körperliche Dinge gibt.

c) Also bin ich nur ein denkendes Ding.

d) Also bin ich von einem körperlichen Ding (wenn es ein solches überhaupt gibt) real unterschieden.

Dies ist nur ein vorläufiges Argument. Ein überzeugender Beweis ist dies nicht, weil von einem bloß auf Erkenntnistheorie bezogenen Umstand (Möglichkeit und Unmöglichkeit des Zweifelns) einfach auf die Beschaffenheit von Geist und Körper geschlossen wird. Was jemand bezweifelt oder nicht, sagt erst einmal nur etwas über das Wissen einer Person aus.

Ein endgültiger Beweisversuch (6. Meditation und Anhang zu den zweiten Erwiderungen), bei dem die Existenz Gottes Voraussetzung für einen metaphysischen Dualismus wird, ist in Zusammenfassung:

a) Alles, was ich klar und deutlich erfasse, kann von Gott so erschaffen sein, wie ich es erfasse.

b) Wenn ich ein Ding klar und deutlich ohne ein anderes Ding erfasse, dann kann es von Gott auch ohne ein anderes Ding geschaffen sein.

c) Ich erfasse mich selbst klar und deutlich als ein denkendes Ding, und ich erfasse den Körper klar und deutlich als ein ausgedehntes, nicht-denkendes Ding.

d) Gott kann mich, ein denkendes Ding, auch ohne den Körper, ein ausgedehntes Ding, erschaffen [aus (b) und (c)].

e) Wenn Gott zwei Dinge als voneinander getrennte Dinge erschaffen kann, dann sind sie real verschieden.

f) Ich, ein denkendes Ding, bin vom Körper, einem ausgedehnten Ding, real verschieden.

Descartes nimmt an, daß ich mich, wenn ich mich klar und deutlich erfasse, als ein vollständiges Ding erfasse, und dieses vollständige Ding mit allen seinen wesentlichen Eigenschaften erfasse, nicht bloß mit kontingenten Eigenschaften. Vielmehr sei in der Erkenntnis von Akzidentien (Eigenschaften, die eine mögliche Realisierung der Substanz sind) die Erkenntnis der Substanz mitenthalten.

Vom Ich ist das Denken nicht als Eigenschaft abtrennbar (1. Meditation). Daraus folgert Descartes, das denkende Ich müsse zumindest eine relative Selbständigkeit haben, weil es unabhängig vom Körper existieren könne und ihm daher Substantialität zukommen müsse. Im Gedanken der Unkörperlichkeit des Ich ist enthalten, nicht in räumliche Teile zerlegt werden zu könne. Zum Begriff Körper gehört nach Descartes Ausdehnung als eine notwenige Eigenschaft (im Wachsbeispiel der 2. Mediation besteht er darauf, die Ausdehnung erfassen zu müssen, wenn wir die Natur eines Körper erfassen wollen). Ein Körper als ausgedehntes Ding/ein Stück Materie hat in Gegensatz zum Geist räumliche Teile.

Bücher in Bibliotheken können helfen, z. B.:

Geneviéve Rodis-Lewis, René Descartes. In: Frankreich und Niederlande (Grundriss der Geschichte der Philosophie. Begründet von Friedrich Ueberweg. Völlig neu bearbeitete Ausgabe. Herausgegeben von Helmut Holzhey. Die Philosophie des 17. Jahrhunderts – Band 2/1). Herausgeben von Jean-Pierre Schobinger. Basel : Schwabe, 1993, S. 310 – 312 (Das »cogito« und die Natur des Geistes) und S. 318 – 322 (Die Vereinigung von Seele und Körper und die Moral)

Dominik Perler, René Descartes. Original-Ausgabe, 2., erweiterte Auflage. München : Beck, 2006( Beck'sche Reihe : Denker ; 542), S. 169 – 180 (Die Dualsimus-These), S. 180 – 187 (Folgelasten der Dualismus-These) und S. 209 - 219 (Zwei Substanzen und eine Person)

Welche These vertritt Descartes zur Körper-Geist Frage(Leib Seele Problem) Welche Argumente nennt er für seine Position