Der Chef von meinem Partner ist der Meinung, dass Umziehzeit keine Arbeitszeit ist?
Mein Freund arbeitet seit knapp 8 Monaten als Naturwerksteinmechaniker in einer kleinen Firma.
Seine Arbeitszeiten sind von 7:00 Uhr bis 16:00 Uhr. Er ist jeden Tag pünktlich um 7:00 Uhr da, zieht sich um und und ist dann um ca. 7:03/ 7:04 Uhr umgezogen und Einsatzbereit. Nun wird ihm unterstellt, dass diese Umziehzeit keine Arbeitszeit wäre und er somit immer zu spät kommen würde. Er arbeitet fast täglich draußen und muss sich dementsprechend umziehen gerade im Winter (Arbeitsschuhe, Arbeitshose, Thermhose/ Oberteil etc.). Wie steht ihr dazu?
Manchmal muss er Überstunden machen, weil er seine Arbeit fertig bekommen muss. Sprich, wenn er erst um 16:20 Uhr aus der Firma geht, schreibt er sich diese 20 Minuten auf. Der Chef ist der Meinung, dass das unmöglich wäre, weil er ja schon immer zu spät kommt und sich in der Firma umziehen würde.
Ich bin einfach fassungslos, wie mit ihm umgegangen wird. Mein Freund ist eher einer von der ruhigen Sorte hat mir aber erzählt, dass er diesmal was dazu gesagt hat. Wie würdest ihr mit dieser Situation umgehen? Wir haben Angst, dass er dadurch seinen Job verliert.
8 Antworten
Nach meiner Interpretation müsste es sich in diesem Fall um Arbeitszeit handeln.
Einem Bankmitarbeiter ist es beispielsweise "zuzumuten", dass er seine Arbeitskleidung bereits zuhause anzieht, da ein Anzug im Allgemeinen auch als Alltagskleidung angesehen werden kann.
Einem Fleischer ist es jedoch nicht zuzumuten, dass bereits zuhause seine Schutzkleidung anziehen muss, genau so wie anderen Berufen, bei denen man entweder hygienische Standards einhalten muss oder mit einer entsprechenden Verschmutzung der Kleidung zu rechnen ist.
Ein Natursteinmechaniker übt ja auch eine Tätigkeit mit einem gewissen Verschmutzungspotential aus, vermutlich gibt es hier auch arbeitsschutzrechtliche Vorgaben bezüglich der Schutzkleidung. Auch muss er ja offensichtlich Kleidung mit dem Firmenlogo tragen.
Lies mal hier ein bisschen rein:
Voraussetzungen für die Umkleidezeit als Arbeitszeit | Öffentlicher Dienst | Haufe
Das Bundesarbeitsgericht hat mit einem Urteil vom 31.03.2021 (Az.: 5 AZR 292/20) erneut entschieden, dass Umkleidezeit Arbeitszeit darstellt, wenn die Arbeitskleidung vorgeschrieben ist und sich die Mitarbeiter im Betrieb umziehen müssen.
Streitfrage, ich kenne Menschen die haben Vorbereitungszeit in einem Lagerhaus 1-2 Stunden. Die Zeit gilt bei denen nicht als Arbeitszeit wenn se ihren Job behalten wollen.
Was er machen kann, ist es beibehalten wie gehabt und bei Gericht im Streifall recht bekommen.
Und wie ist das mit den Überstunden? Ab wann darf man aufschreiben? Leider hat mein Freund keine Arbeitsrechtsversicherung aber vlt. mal eine Überlegung wert.
Rechtsversicherungen sind keinen Cent wert.
Wie wird denn seine Arbeitszeit erfasst?
Garnicht? Aufschreiebn ist unterschiedlich, machne Minutengenau, andere je angefangene Virtel oder halbe Stunde...
Er muss es täglich selbst auf einem Zettel aufschreiben. Ab 15 Minuten darf er erst alles als Überstunden aufschreiben (da frage ich mich, ob das schon rechtens ist, wenn er täglich 13 Minuten länger arbeitet und diese Zeit NICHT aufschreiben darf). Er hält sich aber an dieser Reglung und schreibt dann zum Beispiel 20 Minuten auf und dann regt der Chef sich auf?
Diese "Zettel" werden oft nicht ausgezahlt. Oder wird das vom Cheff täglich unterschrieben?
Ansonsten
Das Wichtigste in Kürze Überstunden sind grundsätzlich rechtlich zulässig. Ihr Arbeitgeber kann Überstunden allerdings nur verlangen, wenn sie im Arbeitsvertrag, Tarifvertrag oder einer Betriebsvereinbarung stehen. Ohne entsprechende Vereinbarung ist niemand verpflichtet, Überstunden zu leisten – außer in Notfällen.
Wenn dein Freund auf sein Recht besteht, kann das bei sow einem Cheff zur Streitfrage werden, welche deiN Freund allerdings gewinnt.
Ist halt Stress.
Im Arbeitsvertrag steht nix zum Thema Überstunden. Diese werden ihm auch irgendwie ausbezahlt zum Ende des Jahres. Alles total komisch. Diese Zettel werden auch nicht unterschrieben. Er muss die Überstunden einfach melden zum Ende des Monats. Wenn er das tut, kriegt er aber Ärger? Das macht alles kein Sinn. Er arbeitet für eine private Firma, da ist leider nix mit tariflichen Reglungen. Ich habe das Gefühl, die machen einfach das, was sie wollen.
Dann gilt
Tarifvertrag
Recht hast du nur wenn du dafür streitest.
Die Frage ist nur, will man das...
Ich würde mich schämen, mich in der Arbeitszeit umzuziehen. Am Schluss lässt sich jeder Zweite ordentlich Zeit am Morgen, das Gegenteil bei Feierabend
Die Frage ist,muss ee sich umziehen? Also erfordert die Arbeit,spezielle Arbeitskleidung? Bekommt er Firmenkleidung?
Dann kann der Chef nicht einfach sagen,ich zieh pauschal ab für's zu spät kommen. Er müsste ja eine Arbeitszeiterfassung haben. Sind schon ein paar Ungereimtheiten und die Gesetze verändern sich immer mehr zu Lasten der Arbeiter.
Ja, er muss sich umziehen. Er hat ein Tshirt mit dem Logo der Firma. Er muss besonders im Winter Thermhose und Oberteil anziehen ansonsten wie andere, im Handwerksberuf auch eine Arbeitshose und Arbeitsschuhe. Deswegen bin ich ebenso der Meinung, dass das Arbeitszeit ist oder? Ich verstehe auch nicht, wieso man wegen 3-5 Minuten so ein Theater macht? Gerade in dieser Branche ist es so schwer, einen vernünftigen Mitarbeiter zu finden und er wird wie Dreck behandelt.
Dann ist der Fall klar,Umziehzeit ist Arbeitszeit . Traurig daß man um sowas streiten muß.
Leider hat der Arbeitgeber recht. Bei uns ist es auch so. Wir müssen sogar an der nächstliegenden Stempeluhr vom eigenen Arbeitsbereich stempeln.
Ich arbeite im Werk. Es gab mal einen Kollegen, der direkt nach dem Tor eingestempelt hat und musste dann halt noch erstmal 5 Minuten weiter bis zur Halle laufen.
Er wurde nur mündlich vom Chef darauf hingewiesen. Im Wiederholungsfall hätte es eine Abmahnung gegeben.
Du musst dir also keine Gedanken machen, wenn er sich ab jetzt erst umzieht und dann stempelt.
Kleiner Tipp:
Je nachdem, wie es vertraglich festgelegt ist, sollte er mal schauen, ob er verpflichtet ist, Überstunden zu machen.
Wie genau kontrolliert der Chef die selbst eingetragenen Überstunden? Ich könnte dir jetzt sagen, wie er seine "Umziehzeit" wieder rausholen kann.
Erweiterung:
Bei uns wird Arbeitskleidung gestellt. Ich weiß nicht, wie das ist, wenn sie vorgeschrieben ist. Da gibt es scheinbar weitere Gesetze.
Der Arbeitgeber hat recht? Also wenn man Arbeitskleidung gestellt bekommt muss man diese Zuhause anziehen?? Also im Internet sagt das Gesetzt, dass dies Arbeitszeit wäre, weil das ja auch für den Arbeitgeber ist?! Wieso ist das in den ganzen Handwerksberufen so? Warum sind viele Chefs in dieser Branche so unmenschlich? Und dann wundern die sich, dass die keine MA finden? Haha..
Er wird förmlich gezwungen, Überstunden zu machen, weil er immer den Auftrag bis 16 Uhr fertig haben muss, was er manchmal nicht schafft, weil er oft noch mit dem Firmwagen zur Firma 20-30 Minuten fahren muss und deswegen macht er öfters mal 20-30 Minuten Überstunden. Dann schreibt er die sich auf und die sind unzufrieden. Ich verstehe das alles nicht. Es wird quasi für alles was er tut bestraft.
Wir müssen uns nicht unbedingt zu Hause umziehen. Wir haben auch Umkleidekabinen. Stempeln dürfen wir aber erst in angezogenen Klamotten.
Wir bekommen die Kleidung gestellt, heißt nicht zwangsläufig, dass wir verpflichtet sind, diese zu tragen. Wir müssen eigentlich nur darauf achten, dass sie "normal" eng anliegt (bspw wäre bei einer Frau das Kleid eine Unfallgefahr), und dass wir keine metallischen Gegenstände an uns haben (bspw Knöpfe, Reißverschluss, Kugelschreiber müssen bedeckt, oder aus Plastik sein).
Bei der Unmenschlichkeit stimme ich dir liebend gerne zu. Kein Wunder, warum alle studieren wollen oder lieber Bürgergeld bekommen.
Fachkräfte-Mangel? PPFFF, wenn ich das schon höre. Wer bildet aus? Wer bezahlt ein faires Gehalt, von dem man leben kann? Wer steckt sich lieber die Kohle in die eigene Tasche? Wer besetzt die Fachplätze mit Zeitarbeitern? Wie geht man mit sozial-engagierten Leuten um (bspw Pflegekräfte)? Wer unterstützt den Niedriglohnsektor? Und dann auch noch zum Spenden aufrufen.
Von wem werden unsere Flutopfer unterstützt, während wir die Kohle in die ganze Welt schmeißen? Von wem bekommen wir etwas zurück, wenn es uns schlecht geht, dem wir geholfen haben?
So jetzt ist erstmal genug gekotzt.
Danke, das musste mal raus. Tut mir leid.
Alles gut, kann deine Aussagen absolut nachvollziehen! Aber dann hast du ja genau das Selbe Problem, wie mein Freund?! Wenn dein Arbeitsgeber von dir verlangt, dass du Arbeistkleidung anziehen sollst, dann muss er dir auch die Zeit dafür geben und bezahlen. Natürlich keine 30 Minuten aber 5 Minuten Umziehzeit ist doch menschlich. Mein Freund hat mir vorhin auch noch erzählt, dass sein Chef sich aufgeregt, weil er 8! Minuten auf Toilette war also Quasi Stuhlgang hatte. Das ist doch nicht mehr normal. 😂
Ich bin Bandarbeiter. Mit den Klamotten kenne ich es nicht anders. Das war vor 20 Jahren schon so. Bei den Pausen ist man bei uns etwas toleranter. Wir geben Bescheid, wenn wir ausgelöst werden müssen (schlimmer als in der Grundschule), dabei müssen wir auch nicht ausstempeln. Genauso ist es mit der Raucherpause. Falls der Ablöser Zeit hat, dann passt das.
Nur weil es bei euch so ist, hat der AG nicht automatisch recht :-)
Ich bin ziemlich sicher, dass die Abmahnung wegen dem "zu frühen" Einstempeln von einem Gericht kassiert worden wäre. Normalerweise beginnt die Arbeitszeit mit Betreten des Betriebsgeländes. Du stellst ja ab diesem Zeitpunkt deine Arbeitskraft dem AG zur Verfügung. Dass das Betriebsgelände so groß ist und es einige Minuten zu deinem Arbeitsplatz dauert, ist ja nicht dein Problem. Mit der Logik dürfte ja beispielsweise auch ein Minenarbeiter die Fahrzeit in den Schacht nicht vergütet bekommen....
Deswegen habe ich nochmal die Erweiterung zum Schluss geschrieben
Die Sache ist, dass der Chef der Meinung ist, dass er die vorgeschriebene Kleidung bereits Zuhause anziehen soll, um Zeit zu sparen. Darf er das vorschreiben? Ich bin der Meinung, dass sie ihn komplett ausnutzen.