Denkt ihr Sehenswürdigkeit ist ein neues oder ein altes Wort, weil man früher ja nicht so viel gereist ist?

4 Antworten

sehenswürdig, das Adjektiv für ‘berühmt, außergewöhnlich und daher des Ansehens wert’, taucht im späten 17. Jh. auf; nicht lange darauf gibt es auch Belege für das Nomen Sehenswürdigkeit bereits im 1. Drittel des 18. Jh.

Verhältnimäßig große Reisen aber hat man auch früher bereits gemacht - und Sehenswertes gibt's doch in beinah jedermanns Umgebung in den deutschsprachigen Landen.


Nach neuesten Sprachanalysen wird das Wort "Sehenswürdigkeit" als "selten" bis "durchschnittlich" in seiner Verwendung eingestuft, d.h. es könnte im Rückzug sein wie viele geläufige "Bildungswörter", die ich selber vor 60 Jahren noch am Gymnasium zu erlernen hatte. Der rasante Aufstieg des Wortes "Sehenswürdigkeit" beginnt nach 1800, als jeder gebildete UND wohlhabende Deutsche auf Bildungsreise gehen musste, wie z.B. 1802 Johann Gottfried Seume, der bei seinem „Spaziergang nach Syrakus“ zu Fuß von Sachsen nach Sizilien die „Sehenswürdigkeiten“ Italiens beschreibt. Solche Reisen waren damals noch etwas ganz Besonderes und ihre Highlights waren die Sehenswürdigkeiten. Vielleicht wurde das Wort damals sogar erst für den deutschen Bildungsbürger erschaffen; wobei ich für diese meine Vermutung den Beweis noch nicht gefunden habe.
Aber heute in einer Zeit, wo praktisch jeder Deutschsprachige durch die Welt reisen kann, sind "Sehenswürdigkeiten" überhaupt nichts besonderes mehr und darum könnte das Wort zunehmend seltener werden.

Sehenswürdigkeiten gibt's auch lokal