Denkt ihr der Mensch ist vorherbestimmt?

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Die Frage, ob der Mensch vorherbestimmt ist oder nicht, ist eine der Grundfragen der Philosophie. Es ist ein komplexes Thema, das seit Jahrhunderten debattiert wird.

Es gibt mehrere Ansätze, wie man die Frage beantworten kann. Einige Philosophen haben argumentiert, dass der Mensch vorherbestimmt ist, während andere die Ansicht vertreten, dass der Mensch das Ergebnis seiner eigenen Entscheidungen und Handlungen ist.

Es gibt argumentative Unterstützung für beide Ansichten. Diejenigen, die eine vorherbestimmte Welt vorschlagen, argumentieren, dass alles, was wir tun oder denken, schon vorbestimmt ist und dass wir nicht wirklich die Wahl haben, unsere Entscheidungen zu treffen. Andererseits argumentieren diejenigen, die eine weltlich-materielle Welt vorschlagen, dass der Mensch völlig frei ist und über sein Schicksal entscheiden kann.

Aus philosophischer Sicht ist es schwierig, eine definitive Antwort auf die Frage zu geben. Der Mensch kann vielleicht nicht vorherbestimmt sein, aber er kann auch nicht völlig frei sein. Einige Philosophen argumentieren, dass der Mensch vielleicht eine Kombination aus beidem sein kann – ein wenig vorbestimmt und ein wenig frei.

Das ist ein sehr komplexes Thema, aber es ist wichtig zu verstehen, dass der Mensch in vielerlei Hinsicht einzigartig ist. Wir haben die Fähigkeit, unsere Entscheidungen und Handlungen selbst zu treffen und unser Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Auf diese Weise können wir auch einen Sinn im Leben finden, indem wir versuchen, das Beste aus unserer Situation zu machen.

Aus physikalischer, weltlicher theoretischer Sicht jedoch, ist es wichtig zu verstehen, dass alles, was wir tun, durch eine Kette von Ursache und Wirkungen bestimmt wird. Diese Kette kann sehr komplex sein und es kann schwierig sein, alle Variablen zu berücksichtigen. Auf diese Weise können wir vielleicht nie wissen, ob unsere Handlungen vorbestimmt waren oder nicht.

Insgesamt ist die Frage, ob der Mensch vorherbestimmt ist oder nicht, eine sehr komplexe Frage, die nicht leicht beantwortet werden kann. Es ist wichtig, sowohl aus philosophischer als auch aus physikalischer, weltlicher Sicht zu verstehen, wie die Dinge zusammenhängen und wie wir unsere Entscheidungen treffen. Denn letztendlich müssen wir unsere eigenen Entscheidungen treffen und unser Schicksal in die eigene Hand nehmen, um unser Leben zu leben.

Laila3710 
Fragesteller
 02.12.2022, 21:25

Da gebe ich dir auf jeden Fall recht. Aber das Philosophen davon ausgehen, dass der Mensch eine Mischung aus beidem ist hört sich für mich etwas komisch an. Wie kann man denn „einwenig“ frei sein. Den Begriff der Freiheit kann man ja nicht steigern oder „abstufen“. Und wie könnte den nur etwas zu Beginn an vorherbestimmt sein, und einige Sachen nicht.

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HenningLibra  02.12.2022, 21:32
@Laila3710

Der Begriff der Freiheit kann tatsächlich nicht gesteigert oder abgestuft werden. Aber viele Philosophen argumentieren, dass der Mensch nicht völlig frei sein kann, da es eine Kette von Ursache und Wirkungen gibt, die unsere Handlungen und Entscheidungen beeinflussen. Einige Philosophen argumentieren, dass es einen bestimmten Grad an Determinismus gibt, der uns daran hindert, völlig frei zu sein. Einige glauben auch, dass wir nicht völlig frei sind, aber dass wir ein gewisses Maß an Einfluss auf unsere Entscheidungen haben. Wir können zum Beispiel durch unsere innere Einstellung und unsere Wertvorstellungen bestimmte Entscheidungen treffen, die auf unseren eigenen Werten und Zielen basieren. Diese Entscheidungen sind dann nicht vorherbestimmt, aber wir haben ein gewisses Maß an Einfluss darauf. Auf diese Weise können wir vielleicht ein bisschen frei sein, aber unsere Handlungen und Entscheidungen sind immer noch durch die Kette von Ursache und Wirkung beeinflusst.

Wenn du dich dafür interessierst, empfehle ich z.B. die Schriften Immanuel Kants, der viele seiner Ideen zur Freiheit und zum Determinismus entwickelt hat, aber auch antike Philosophen wie Aristoteles und Platon, die sich ebenfalls mit diesem Thema beschäftigt haben.

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Laila3710 
Fragesteller
 02.12.2022, 21:43
@HenningLibra

Ja vielen Dank. Ich bin auf Sartres Auffassungen gestoßen und das hat mich sehr interessiert.

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Hallo Laila,

wenn es eine Vorherbestimmung oder ein Schicksal gibt, dann muss es auch einen Lenker des Schicksals geben. Viele bringen daher Gott mit den Schicksal in Verbindung.

Es stimmt, Gott hat schon oft viele künftige Entwicklungen vorausgesagt, das heißt aber nicht, dass er sie auch bestimmt hat. Denke dabei einmal an einen Meteorologen; auch wenn seine Wetterprognose zutrifft, bedeutet das natürlich nicht, dass er das Wetter so beeinflussen konnte, dass seine Vorhersage eintrifft.

In ähnlicher Weise hat Gott manchmal Dinge lange im Voraus bekanntgegeben, deren Eintreffen er jedoch nicht bestimmt hat. Andererseits hat Gott in bestimmten Situationen sehr wohl in das Weltgeschehen eingegriffen und sogar den Lauf der Geschichte beeinflusst.

Das hat er jedoch meistens nur dann getan, wenn es um sein eigenes Vorhaben ging, nicht um eine einzelne Person. In der Bibel gibt es jedoch keinen Anhaltspunkt dafür, dass Gott das Leben jedes einzelnen Menschen vorherbestimmt.

Wäre es jedoch zutreffend, dass Gott der Lenker des Schicksals jedes Einzelnen wäre, dann müsste man sich fragen, welch ein grausamer und ungerechter Gott wohl dahinter steht.

Denn die einen wachsen in großem Wohlstand auf, während viele andere in eine Welt voller Armut hineingeboren werden. Die einen führen ein Leben in relativer Sorglosigkeit, während die anderen von der einen in die nächste Katastrophe geraten. Die einen werden steinalt, ohne jemals ernsthaft krank zu sein, während viele Kinder bereits sterben, bevor sie das Erwachsenenalter erreichen. Wie ungerecht und grausam müsste Gott sein, wenn er die unterschiedlichen Geschicke der Menschen bestimmen würde!

Du siehst also, der Glaube an ein Schicksal lässt sich wohl kaum mit einem liebevollen und gerechten Gott in Einklang bringen. Über Gott heißt es jedoch in der Bibel: "Der FELS, vollkommen ist sein Tun, Denn Gerechtigkeit sind alle seine Wege. Ein Gott der Treue, bei dem es kein Unrecht gibt; Gerecht und gerade ist er" (5. Mose 32:4). Warum aber passieren dann so viele schlimme Dinge?

Wenn jemand in einen schweren Unfall verwickelt wird oder eine lebensbedrohliche Krankheit bekommt, mag er denken: "Warum gerade ich?" Manche Dinge geschehen einfach, weil sich jemand zur falschen Zeit am falschen Ort befindet oder weil gewisse Umstände zu bestimmten Ereignissen führen.

Die Bibel sagt: "Denn Zeit und unvorhergesehenes Geschehen trifft sie alle" (Prediger 9:11). Wenn jemand schwer krank wird, dann kann das teilweise auf seinen eigenen Lebensstil, bestimmte Umwelteinflüsse oder genetische Veranlagungen zurückzuführen sein. Und ein großer Teil des Leides der Menschheit geht auf die Böswilligkeit und Ungerechtigkeit derer zurück, die Macht und Einfluss haben.

Gott hat jedoch beschlossen, all das Böse und Schlechte nur für eine gewisse Zeit zuzulassen. In der Bibel finden wir Erklärungen dazu, welche Gründe Gott dafür hat. Doch schon bald wird Gott dafür sorgen, dass es weder Ungerechtigkeit noch irgendwelche Schlechtigkeit mehr geben wird.

Über die herrliche Zeit, die dann anbrechen wird, heißt es in der Bibel: "Die ganze Erde ist zur Ruhe gekommen, ist frei geworden von Ruhestörung. Die Menschen sind fröhlich geworden mit Jubelrufen" (Jesaja 14:7). Und in den Psalmen steht mit Blick auf die gleiche Zeit: "Du öffnest deine Hand und sättigst das Begehren alles Lebenden" (Psalm 145:16).

Wenn auch Gott nicht das Leben jedes Einzelnen vorherbestimmt, so wird es doch letztendlich dafür sorgen, dass es eines Tages allen Menschen gut geht und niemand mehr leiden muss. Wer das erleben möchte, der sollte keine Zeit verlieren, Gott und seine Wege kennenzulernen.

LG Philipp

HenningLibra  03.12.2022, 22:53

Ich kann deiner Argumentation nicht wirklich folgen. "Gott" ist ein Konstrukt, das Menschen seit jeher als Erklärung für Dinge herangezogen haben, die sie nicht verstehen. Es ist schwer, das Konzept des Schicksals als etwas zu sehen, das von Gott bestimmt wird, wenn es keine überzeugenden Beweise dafür gibt. Außerdem ist es ziemlich naiv zu glauben, dass alles, was Gott tut, gerecht und richtig ist. Schließlich ist Gott ein Konstrukt, das von Menschen erfunden wurde, die sich eine gerechte Welt wünschen. Es ist verständlich, dass man sich in einer solchen Welt Wert und Bedeutung geben möchte, aber man muss sich darüber im Klaren sein, dass es nicht unbedingt ein Schicksal gibt, auf das man sein Leben ausrichten kann.

Auch der Bibelbezug ist interessant. Wir müssen jedoch daran denken, dass die Bibel ein sehr altes, äußerst subjektives Werk ist. Es ist ein sehr wichtiges Werk in der christlichen Kultur, aber die Menschen sollten sich davor hüten, es als einzige Quelle zu verwenden, um ihre Ansichten zu belegen.

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Philipp59  04.12.2022, 05:48
@HenningLibra
"Gott" ist ein Konstrukt, das Menschen seit jeher als Erklärung für Dinge herangezogen haben, die sie nicht verstehen.

Das ist Deine Interpretation der Dinge, ich habe eben eine andere Überzeugung! Diese Überzeugung kommt aber nicht aus dem Nichts, sondern gründet sich auf für jedermann wahrnehmbare Dinge, wie zum Beispiel die vielen Werke in der Natur. Aus meiner Sicht offenbaren sie sehr deutlich die Hand eines intelligenten Konstrukteurs, eines Schöpfers.

Auch der Bibelbezug ist interessant. Wir müssen jedoch daran denken, dass die Bibel ein sehr altes, äußerst subjektives Werk ist. Es ist ein sehr wichtiges Werk in der christlichen Kultur, aber die Menschen sollten sich davor hüten, es als einzige Quelle zu verwenden, um ihre Ansichten zu belegen.

Dass die Bibel ein "äußerst subjektives Werk" ist, ist ebenfalls Deine Interpretation! Sie ergibt sich verständlicherweise aus Deiner Sichtweise, dass es gar keine Gott gibt. Da ich aber an einen Gott glaube, sehe ich in der Bibel ein Werk, das zwar von Menschenhand geschrieben wurde, hinter denen aber ihr eigentlicher Autor, Gott, stand.

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HenningLibra  04.12.2022, 11:26
@Philipp59

Verstehe. Deine Argumentation ist legitim, aber ich möchte darauf hinweisen, dass sie nicht unbedingt auf Beweisen beruht, sondern auf subjektiven Glaubensvorstellungen. Ich verstehe, dass du glaubst, dass Gott das Schicksal des Menschen bestimmt, und ich akzeptiere deine Ansicht, aber ich bin mir nicht sicher, ob man andere Menschen dazu überreden kann, deiner Meinung zu sein, ohne dass man dafür Beweise vorlegen kann. Ich möchte keinen Fallschirmargumenten Glauben schenken, aber es ist wichtig, dass man sich immer bewusst ist, dass die eigene Meinung subjektiv ist, und dass ich versuche, andere Argumente zu verstehen und zu akzeptieren. Es sollte kein Angriff auf deine Glaubensvorstellungen sein, sondern vielmehr ein Versuch, ein offenes Gespräch zu führen, um konstruktive Lösungen zu finden. Interessant ist es schon, ich danke dir für die Einsicht in dein Denken.

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Philipp59  05.12.2022, 07:32
@HenningLibra
Deine Argumentation ist legitim, aber ich möchte darauf hinweisen, dass sie nicht unbedingt auf Beweisen beruht, sondern auf subjektiven Glaubensvorstellungen.

Es kommt darauf an, wie man in diesem Zusammenhang "Beweise" definiert. Meine Glaubensüberzeugung beruht auf der Bibel, die ja nicht irgendein Buch ist, sondern das herausragenste Buch der Weltliteratur! Und für den gläubigen Christen ist sie überdies auch Gottes Wort und daher im Hinblick auf den Glauben voller "Beweise"!

Ich verstehe, dass du glaubst, dass Gott das Schicksal des Menschen bestimmt, und ich akzeptiere deine Ansicht, aber ich bin mir nicht sicher, ob man andere Menschen dazu überreden kann, deiner Meinung zu sein, ohne dass man dafür Beweise vorlegen kann.

In meiner Antwort habe ich eigentlich gegen den Schicksalsglauben argumentiert. Offenbar bin ich da von Dir gründlich missverstanden worden. Und nein, ich will niemanden "überreden", meiner Meinung zu sein. Ich denke, beim Thema Glauben geht es weniger um Meinungen, als vielmehr um Überzeugungen. Und diese sollten, wenn man sie an andere weitergeben möchte, eine gute Grundlage haben. Ich meinem Fall ist das die Bibel.

Ich möchte keinen Fallschirmargumenten Glauben schenken, aber es ist wichtig, dass man sich immer bewusst ist, dass die eigene Meinung subjektiv ist, und dass ich versuche, andere Argumente zu verstehen und zu akzeptieren.

Was sind eigentlich "Fallschirmargumente"? Ich stimme aber völlig mit Dir überein, dass Meinungen immer subjektiv sind. Doch wie gesagt, ging es mir bei meiner Antwort nicht darum, eine Meinung in den Vordergrund zu stellen. Meine Argumentation beruhte in erster Linie auf der Bibel, die die Basis für meinen und den Glauben vieler anderer darstellt. Wenn mir aber jemand sagt, dass er die Bibel nicht akzeptiert, ist das für mich auch in Ordnung und ich respektiere seine Ansicht.

Es sollte kein Angriff auf deine Glaubensvorstellungen sein, sondern vielmehr ein Versuch, ein offenes Gespräch zu führen, um konstruktive Lösungen zu finden.

Das habe ich auch nicht als Angriff verstanden! Ich habe es bisher als sehr angenehm empfunden, mich mit Dir auszutauschen.

Interessant ist es schon, ich danke dir für die Einsicht in dein Denken.

Gerne, vielen Dank!

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HenningLibra  05.12.2022, 14:47
@Philipp59

Danke, auch wenn ich nicht mit deiner Ansicht übereinstimme, ist es schön, deine Argumentation zu hören und zu sehen, dass du deine Überzeugungen auf einer so soliden Grundlage aufbaust. Fallschirmargumente sind Argumente, die man heranzieht, um ein Thema zu vermeiden, das man nicht diskutieren möchte. (Wort kommt ursprünglich aus dem Englischen) Ich bin froh, dass du keine solchen Argumente verwendest und dass du offen bist, andere Ansichten zu hören. Respekt und Akzeptanz jenseits von Argumenten und Glaubensüberzeugungen sind wichtig, zumindest aus meiner Sicht. Ich danke dir für diesen kurzen Austausch.

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Es gibt auf der Quantenebene nichtkausale Vorgänge, die eine Rückwirkung auf die Ebene des Makrokosmos haben. Damit ist der strenge Determinismus allen Geschehens, an den noch Schopenhauer glaubte, überwunden. Die Folge ist: Es gibt die Vorherbestimmung, da alles Geschehen nach wie vor deterministisch ist oder besser gesagt: deterministisch erscheint. Jedoch durch das nichtkausale Geschehen im mikrokosmischen Bereich ist auch das Eingreifen Gottes möglich geworden, sodass völlig neuartige Entwicklungen - entgegen der deterministischen Vorhersage – möglich sind, zum Beispiel die plötzlich neu auftauchenden denkerischen Fähigkeiten des homo sapiens ca. 40 000 bis 70 000 v. Chr., die man mit dem Determinismus nicht erklären kann.

Siehe auch die Meinung der Professorin für Theoretische Physik, Drossel, Darmstadt. Sie widerspricht der verbreiteten Auffassung, Naturgesetze legten alles Geschehen von vornherein fest. Diese Auffassung habe mit dem Physiker Isaac Newton ihren Anfang genommen und habe sich zur Weltanschauung verfestigt. Dabei sei sein Bild von der Natur durch neuere Erkenntnisse der Naturwissenschaft – etwa die Relativitätstheorie und Quantenmechanik – gänzlich zerstört. Die Natur sei durch Naturgesetze nicht vollständig bestimmt, es gebe also eine Offenheit für kausale Verursachung von oben nach unten – wie etwa die Auswirkungen der Psyche auf die Biologie des Leibes. Ihr Fazit: Gott kann handeln, ohne dabei Gesetze zu übertreten (s. im Internet. “Die Grenzen der Naturgesetze“). Auch der Physiker Pascual Jordan sagt: „Man kann in der übermächtigen Fülle neuer indeterminierter Entscheidungen göttliches Wirken, göttliche Fügung und Herrschaft sehen.“ (siehe „Der Naturwissenschaftler vor der religiösen Frage"). Ähnlich auch Nobelpreisträger Anton Zeilinger: „Ich kann ein Eingreifen Gottes nicht widerlegen“  

Woher ich das weiß:Recherche

Das Schicksal ist nicht in jedem Detail vorbestimmt.

Aber die ,,Randbedingungen" sind es (leider).

Das heißt, dass es für gewisse Menschen Möglichkeiten gibt, die für Andere verschlossen sind.

Das ist meine Erfahrung: Selbstverständlich haben andere Antwortgeber andere Erfahrungen und demzufolge andere Ansichten. Darüber streiten ist sinnlos.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Vorherbestimmung setzt ein deterministisches Universum voraus. Die Grundlage davon wäre das alles kausal zusammenhängt und es keinen objektiven Zufall (ohne rationale Erklärung und unabhängig vom Kausalitätsprinzip) gibt. D.h. das ganze Universum wäre durch Ursache und Wirkung festgelegt und was wir als Zufall empfinden wäre in Wirklichkeit nur ein subjektiver Zufall (weil wir nicht alle Parameter kennen oder die Zusammenhänge zu komplex sind um eindeutige Zuordnungen zu erlauben).

Allerdings gibt es in der Quantenphysik durchaus nicht-kausale Vorgänge und damit den objektiven Zufall. Da es absurd wäre zu vermuten, dass es zwischen Quantenebene und Makrokosmos keine Rückwirkungen gibt, muss letztlich auch der Makrokosmos objektiv zufällig und damit nicht-deterministisch sein.

Das eröffnet zumindest die grundsätzliche Voraussetzung zum freien Willen. Innerhalb unserer Wahlmöglichkeiten sind wir natürlich eingeschränkt, aber nicht prinzipiell determiniert (man kann sich kaum gegen das Atmen entscheiden :) ).

Unabhängig von der Willensfreiheit in einem nichtdeterministischen Universum könnte man auch in einem deterministischen Universum ein komplexe Pseudofreiheit postulieren, die entsteht wenn die Anzahl der mit-einander rückwirkenden Parameter so groß wird, dass es keine praktische Möglichkeit gibt Ursache-Wirkungsverknüpfungen darzustellen (siehe auch "Chaos-Theorie"). Von einer Metaebene aus betrachtet wäre das Universum als Ganzes determiniert, aber durch die Nichtnachvollziehbarkeit der Kausalitäten auf der individuellen Ebene wäre Raum für individuelle Entscheidungen.

Allerdings tendiere ich eher zur ersten Variante, i.e. Willensfreiheit aufgrund des existierenden objektiven Zufalls. Insbesondere wäre zu überlegen, ob das Bewußtsein und der erweitere kognitive Prozess als emergente Eigenschaft des komplexen neuronalen Netzwerks des Hirns nicht sowieso schon Elemente des objektiven Zufalls beinhaltete.