DDR Kinderkur Erfahrungen 80iger Jahre in Bad Salzelmen
Ich bin auf der Suche nach anderen "Kurkindern", die damals in Bad Salzelmen zur Kur wegen Bronchitis und anderen Krankheiten der Luftwege waren. Ich selbst war 6 Wochen dort und erinnere mich nur an Bruchstücke, höchstwahrscheinlich hat mein Unterbewusstsein das Meiste verdrängt. Ich erinnere mich an den großen Schlafraum, wo alle Kinder schliefen. Morgens mussten sich alle nackt vor das Bett stellen. Es gab Räume, die aussahen wie Gaskammern, in denen man nackt mit kaltem Wasser an dr Wand stehend abgesprüht wurde. Man wurde gezwungen Sachen zu essen/trinken, selbst wenn sie einem nicht schmeckten. Ich habe von anderen Betroffenen gehört, dass jüngere von älteren Kindern in der Nacht abgehalten wurden auf die Toilette zu gehen, so dass sie sich einmachten. Diese wurden auf dem Appellplatz am nächsten Tag von den Erziehern denunziert. Hat jemand der bei einer DDR Kinderkur war und in 6 wöchiger Angst lebt heute Probleme mit Beziehungen und nahen Bindungen?
8 Antworten
Ich war damals als Kind auch zwei mal, zu je 6 Wochen, in den 80igern in Bad Salzelmen. Ich kann mich noch an die schönen Sachen erinnern. Die Märchenfigurengruppen in Bad Salzelmen oder das Gradierwerk, zu dem wir so oft hingewandert sind vom Kindersanatorium. Der große Hof vom Kindersanatorium auf denen wir immer spielten, mit den komischen Bäumen auf den Hof, die solche langen Schoten trugen. (Ich rätsel noch heute was das für Bäume waren.) Auf dem Hof war rechts (wenn man raus kam) davon die anliegende kleine Krankenstation. Aber auch das Schlechte ist mir in Erinnerung. Ich kann mich noch an die riesigen Schlafräume erinnern mit den Gitterbetten. Manchmal ließ uns eine Erzieherin zur Nacht ein Märchen vor. Morgens nach dem Aufstehen mussten wir diese abartige Bürstenmassage machen. Auch an die "Gaskammern" im Keller kann ich mich erinnern. Wir kamen dort in einen großen komplett gefließten Raum rein. Oben rechts in der Ecke war der Dampfeinlaß mit den "Inhallationsstoff" und wir mussten dort irgendwelche Spiele machen, während wir da drin vernebelt wurden. Wer weiß was da drin war. Auch erlebte ich dort, wie man ein hyperaktives Kind im Bett zur Ruhe brachte, indem man ihm zur Strafe eine riesen Spritze im Hintern stach. Diese Szene werde ich mein Leben nicht vergessen. Das Kind sprang und schrie in sein Bett umher, während eine Schwester oder Erzieherin von hinten angelaufen kam mit ne großen Spritze und großer Nadel und ihm vom hinten im Hintern stach. ...ja das war krass.... ich weiß nicht was in der Spritze war, erst schrie der Junge wie am Spieß und war kurz darauf ruhig. ... an das Essen kann ich mich nicht mehr so genau erinnern. Aber wir könnten uns gern noch weiter darüber austauschen. :)
Du findest mich unter Facebook unter Soulblighter mit mein Namen, meld dich einfach.
Für alle ehemaligen Kinder des Kindersanatoriums Bad Salzelmen gibt es auf Facebook eine Gruppe, wo ihr Eure Erinnerungen und Fotos austauschen könnt. Die Gruppe heißt: "Die Kinder vom Kindersanatorium Bad Salzelmen". Ich freu mich auf Euch! :)
Ich bin sehr sehr dankbar für die Frage. Mich beschäftigt Bad Salzelmen seit 43 Jahren. 1979 für 6 Wochen dort, komplett von den Eltern getrennt, täglich auf Post hoffend, allein mit der Angst und hilflos in der Nacht, wenn das Mädchen über mir im Doppelstockbett ins Bett machte und es furchtbar stank. Das Mädchen „schiss“ sich aller 2 Nächte ein. Aber auch anderen muss es so ergangen sein. Die Toilette war morgens komplett verschmiert, der Boden, die Fliesen. 4 jährige, wie ich es war, die es einfach nicht geschafft haben. 4 jährige, die wie ich auf Post hofften, auf Trost. Vielleicht hatten sie Angst ähnlich wie ich gezwungen zu werden die Zuckerbrötchen zu essen, die Käsestullen, die dicken Milchnudeln. Ich erinnere mich des Speisesaales. Als die Kräfte erkannten, dass ich Käse nicht ausstehen konnte, größten Ekel spürte und um überhaupt den Raum wieder verlassen zu dürfen das Brot mit Tee zu einem Brei im Mund formte und herabwürgte, nahmen sie mir den Tee. Ich saß also einsam und ewig im Raum und quälte mich mit dem widerlich ekligen Käsebrot. Ich hasse noch heute Käse. Jeder Geruch, der an Käse erinnert, lässt mich ins Jahr 1979 zurückfallen.
Es gibt ein Gruppenfoto aus dem November 1979. Die gut 20 Kinder kennen kein Lächeln.
Ich kann mich keiner Gaskammern erinnern. Wahrscheinlich verdrängt. „Bürstenprozedur“ - ja, da war etwas und dennoch komme ich nicht drauf. Über die Erfahrungen habe ich als Kind kaum bis gar nicht gesprochen. Ich wusste nur, ich muss künftig ganz doll gesund bleiben, damit ich dort nie wieder hin muss. Keine einzige Kraft blieb mir in Erinnerung. Keine einzige Angestellte, keine einzige Person, deren Lächeln oder derer Wärme ich mich entsinne.
Hallo ich suche ehemalige aus den späten 60 zigern und anfang der 70 ziger wurde aus rostock jeden sommer dorthin verschickt,
Kann sich denn noch jemaden an die Adresse erinnern?