darf mich mein Arbeitgeber in der Ausbildung zur Bürokauffrau für Büromanagement, im Lager einsetzen wenn es viel zu tun gibt?


28.02.2023, 12:41

Bzw. weil er noch einen Mitarbeiter sucht aber es dauert bis jemand kommt

3 Antworten

Auch im Lager sind Bürotätigkeiten zu verrichten. Es kommt natürlich darauf an, WAS du dort tun sollst. Wenn du Ausgangspakete verkleben sollst, ist das natürlich nicht deine Arbeit.

Sollst du allerdings den Betriebsablauf kennen lernen, gehört das zu deiner Ausbildung

das hat man auch relativ am anfang in der berufsschule beim thema arbeitsrecht. dass er seine personalplanung falsch macht, berechtigt ihn nicht, dich ausbildungsfremd einzusetzen.

wenn dein einsatz dort nix mit der ausbildung zu tun hat, darf er das nicht.

Es ist verboten, Azubis mit ausbildungswidrigen Tätigkeiten zu beauftragen und kann mit einer Geldbuße von bis zu bis 5.000 Euro geahndet werden (§ 102 Abs. 1 Nr. 3 BBiG). Außerdem kann die Eignung zum Ausbilden entzogen werden (§ 33 BBiG).

Nicht in die Ausbildung gehören Arbeiten, die

  • gegen Gesetze verstoßen
  • nur übertragen werden, um fehlende Mitarbeiter - nicht nur kurzfristig und in Notsituationen - zu ersetzen (zum Beispiel Betriebsräume reinigen)
  • die Kräfte des Jugendlichen überfordern, insbesondere die Tätigkeiten, die in der ärztlichen Bescheinigung nach § 32, 33 JArbSchG enthalten sind
  • nur privaten Zwecken des Ausbilders dienen (zum Beispiel Auto waschen oder Rasen mähen)
DerHans  28.02.2023, 12:55

In der Frage steht ja gar nicht, WAS der Azubi im Lager tun soll. Auch im Lager gibt es Bürotätigkeiten. Wareneingänge kontrollieren, Inventur vorbereiten und vieles anderes mehr.

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Lies mal deinen Vertrag durch, da steht das vielleicht sogar drin, dass man dich in Ausnahmefällen auch in anderen Abteilungen einsetzen kann. Und klar, wenn die Arbeit nicht gefährlich für dich ist, lernst du ja dann das Drumherum auch kennen. Du wirst dich in diversen Bürojobs später ja nicht nur mit dem Papierkram auseinander setzen, sondern solltest auch die Hintergründe kennen. Wie kommt die Ware rein, wie wird sie kommissioniert, wo findet man sie im Lager, wie funktioniert das Warenwirtschaftsprogramm. Der Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen im Lager festigt das dann auch, man kennt sich dann, weil man - direkt und indirekt - zusammen arbeitet. Du kannst von diesen Erfahrungen nur profitieren. Außerdem zeigt es, dass dir bewusst wird, dass man eingesetzt wird, wo Not am Mann ist. Sowas ist durchaus kollegial und wird dich nicht umbringen, wenn du mal nicht im Büro bist, sondern da, wo man dich zeitweise mehr braucht.

AshleighHoward  28.02.2023, 12:49

das ist nicht richtig. der chef missbraucht hier klar den azubi, weil ihm ein mitarbeiter fehlt.

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DerHans  28.02.2023, 12:53
@AshleighHoward

Das ist sehr wohl richtig. Ein Azubi in der Verwaltung, muss ja wissen, um was es in diesem Betrieb überhaupt geht.

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Kabeltante1266  28.02.2023, 12:53
@AshleighHoward

Wir kennen weder den genauen Hintergrund noch die Bedingungen des Vertrages. Grundsätzlich finde ich es heutzutage schon grenzwertig, dass bei jeder Abweichung von dem, was so manch ein Azubi will und unter seiner Arbeit versteht, hinterfragt wird, ob er das überhaupt darf. Wir wissen nicht, ob diese Aufgabe im Lager nicht sogar ausbildungsübergreifend hilfreich ist. Ich bin aber mal davon ausgegangen und habe auch darauf hingewiesen, ob das im Vertrag steht (dass man das Lager auch als Ausbildungs-Abteilung durchlaufen soll) und dass es nicht gefährlich sein darf. Also ist dein "das ist nicht richtig" nicht ganz richtig.

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AshleighHoward  28.02.2023, 12:55
@DerHans

hier steht doch, dass der chef ihn/sie nur ins lager steckt, weil dort ein mitarbeiter fehlt.

ich hab selbst diese ausbildung gemacht und es wurde uns von allen seiten so erklärt. wir hatten auch in der schule genau solche beispiele.

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DerHans  28.02.2023, 12:58
@AshleighHoward

Auch ein vorübergehender Personalausfall kann von einem Azubi ausgeglichen werden. Das darf natürlich nicht dauerhaft sein. Selbstverständlich muss die Ware ja trotzdem raus, auch wenn der zuständige Mitarbeiter sich krank meldet.

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AshleighHoward  28.02.2023, 13:01
@DerHans

im gesetz steht doch, dass genau das kein grund ist. wenn man ne kfm. ausbildung macht, darf man nicht plötzlich zum kisten schleppen eingeteilt werden, nur weil wer krank ist.

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DerHans  28.02.2023, 13:02
@AshleighHoward

Es steht ja auch nirgends, dass sie Kisten schleppen soll. Im Warenausgangsbereich müssen auch die kommissionierten Waren mit Dem Lieferschein verglichen werden. Das ist durchaus eine Tätigkeit für eine Azubine.

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Kabeltante1266  28.02.2023, 13:04
@AshleighHoward

Dann unterscheide ich in meiner Antwort noch mehr zwischen "vertraglich" und "moralisch". Klar, Azubis haben natürlich viele Rechte. Auf diese zu pochen, weil es ihnen erlaubt ist, sich zu weigern, bringt sie später bei vielen Arbeitgebern nicht weiter. Wenn ich in einem Betrieb bin, wo ich aufgrund von Fachkräftemangel oder sonstigem Mangel an Mitarbeitern auch mal auf mein Recht verzichte, im warmen Büro zu sitzen, sondern mich sogar kollegial zeige und da mit anpacke, wo ich aktuell dringender gebraucht werde, dann muss ich nicht noch lange fragen, ob mein Chef das überhaupt darf, wenn es zumindest ungefährlich ist und ich sogar noch was lerne. Dann darf ich froh sein, dass wir alle einspringen, zusammen halten und mein Chef wegen des Mangels an Mitarbeitern die Firma nicht sogar schließen muss.

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich noch gelernt habe, ALLE Abteilungen eines Betriebes zu durchlaufen, um alle Kolleg*innen kennenzulernen, um die Abläufe zu verstehen und um mich hinterher vielleicht zu spezialisieren. Ich habe das als Vorteil gesehen und nicht als Eingriff in meine Rechte. Mich hat auch ein kaltes Lager im Winter nicht umgebracht und ich habe sehr viel gelernt in dieser Zeit. Allerdings hätte ich damals niemals auch nur gefragt, ob der AG das überhaupt darf.

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DerHans  28.02.2023, 13:10
@Kabeltante1266

Ich habe (allerdings in den 70er Jahren) als Abteilungsleiter in einer Lebensmittelabteilung eines Kaufhauses gearbeitet. Da kam einmal im Monat ein kompletter Lastzug Tiefkühlware. Um diese zeitgerecht in den Kühlraum zu schaffen, haben ALLE männlichen Mitarbeiter des Hauses, eine Kette gebildet um die Kühlkette aufrecht zu halten. Und zwar vom Filialleiter, Bürochef, Personalleiter bis hin zum Azubi, haben ALLE mitgemacht. Und Anschließend gab es in der Kantine ein Chef-Bier.

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Kabeltante1266  28.02.2023, 13:12
@DerHans

Das habe ich unter "moralisch" verstanden. So kenne ich das nämlich auch noch! Aber das ist wahrscheinlich heute der Dinosaurier unter der Einstellung vieler Azubis. Heute geht es nur noch um "darf DER das überhaupt? MUSS ich das überhaupt?"......schön, dass wir uns da so einig sind, DerHans.

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