Darf ich eine geistig Behinderte als Freundin haben?
Hallo! Ich habe vor Kurzem eine Frau kennengelernt, die in einer Werkstatt für behinderte Menschen arbeitet. Als ich sie das erste Mal angeflirtet habe, wusste ich nicht, dass sie zur Werkstatt gehört, da sie nicht im Geringsten geistig Behindert aussieht und sehr hübsch ist. Erst im Laufe des Gesprächs habe ich herausgefunden, dass sie behindert ist und in der Werkstatt arbeitet. Ich habe mich in letzter Zeit häufig mit ihr getroffen und mich in sie völlig in sie verliebt, auch wenn ich zuerst nicht einmal wusste, ob überhaupt eine Freundschaft erlaubt ist. Es geht mir aber mehr als nur um Freundschaft. Ich habe mich selbst gefragt, wieso es denn ausgerechnet eine aus der örtlichen Behinderteneinrichtung sein muss, aber ich kann gegen meine Gefühle nichts tun. Obwohl sie eine leichte geistige Behinderung hat, ist sie doch deutlich intelligenter als ich sie ursprünglich einschätzte. Sie kann normal diskutieren, selbstständig ihre Meinung äußern und hat auch ihren eigenen Willen. Sie ist von ihrem Verhalten her sehr angenehm; man merkt ihre Behinderung ohne Weiteres nicht an. Sie kann technische Geräte wie Handy problemlos verwenden, kann aber nur sehr begrenzt lesen und schreiben. Aber sie hat trotzdem keine ihrem Alter entsprechende Reife. Sie ist nicht wie eine 20-Jährige. Ich finde sie unglaublich Sympathisch und fühle mich in ihrer Gegenwart unglaublich wohl. Ich treffe mich mit ihr häufig um 4 Uhr, wenn sie von der Werkstatt kommt. Ich habe aber weder mit ihren Eltern noch mit einen von der Werkstatt über die Beziehung diskutiert und weiß auch nicht, ob ich überhaupt sie als Freundin haben darf. Nicht das mir unterstellt wird, ich würde sie ausnutzen oder so. Darf ich eine leicht geistig Behinderte als Freundin haben? Darf man mir das verbieten? Ich weiß nicht wieso, aber ich komme häufig mit Menschen zusammen, die eine kognitive Beeinträchtigung haben.
12 Antworten
Na klar ;-)
Wenn ihr euch beide liebt, wo ist das Problem?
Selbst wenn es ein (sinnloses) Gesetz dagegen geben würde, ganz ehrlich, würde dir das was ausmachen?
Hallo,
es ist weder schlimm noch irgendwie bedenklich, wenn Sie eine freundin haben, die geistig behindert ist! Das kann Ihnen auch niemand verbieten oder irgendwie reglementieren; das isst nur und einzig und allein Ihrer beide Entscheidung.
Ich weiss, dass es viele Müthen und Gerüchte gibt, nach denen behinderte Menschen, zumal geistig behinderte, nach denen diese wie unter einer Glocke leben, wenn sie 5,00 € ausgeben wollen, müsste erst der Betreuer zustimmen ... und noch Vieles mehr.
Wenn Sie eine Freundin haben, die geistig behindert ist, zeugt das von Ihrer eigenen persönlichen Reife, davon, dass Sie keine Vorurteile haben, dass Sie bereit sind, Verantwortung zu übernehmen über das übliche Mass hinaus. Dabei ist es auch nicht nötig, dass Sie fast entschuldigend erwähnen, wie hübsch sie ist und dass die Behinderung nicht zu sehen ist und auch gar nicht schlimm sei. Menschen mit Behinderung gehören zu unserem Leben, ebenso wie die ohne Behinderung, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Jeder Mensch hat das Recht auf ein menschenwürdiges leben, auch diejenigen, die gehandicapt sind. Auch Menschen mit Behinderung haben Gefühle, Bedürfnisse und vor allem auch Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ssie ausleben und entwickeln möchten.
Ihre zusätzliche Verantwortung gegenüber Ihrer Freundin besteht nicht darin, dass Sie sie in Watte hüllen, alles abzunehmen versuchen, ihr ein schönes Leben zu machen ... Nein, auch Menschen mit Behinderung wollen leben "wie Du und ich" und Ihre Aufgabe besteht darin, sie zu fördern an der Stelle, an der Sie Hilfe braucht, andererseits aber, ihr ein grösstmögliches Mass an Selbständigkeit zu gewährleisten, siee selbst über ihr Leben und alles andere entscheiden zu lassen, sie zu fordern, Ansprüche an sie zu stellen, aber immer dann, wenn das doch mal nicht so richtig geht, unauffällig helfend zur Seite zu stehen,ihr Mut zu machen, sie zu trösten und ihr immer wieder aufzuzeigen, wie weit sie sich inzwischen entwickelt hat. Dennoch wird es oft nötig sein, dass Sie Rücksicht nehmen, ohne ihr das so ausdrücklich zu zeigen.
Vielmehr, als in Beziehungen zwischen nichtbehinderten Menschen, müssen Sie Ihrer Freundin Halt und Stütze im Alltag sein und sie immer wieder aufrichten. Menschen mit Behinderung ist es besonders wichtig, aufrecht und mit Würde durch das Leben zu gehen. Eine sehr alte Forderung der Selbsthilfe-Behindertenbewegung ist das selbst bestimmte Leben, in jeder Hinsicht, vom Einkaufen bis zur Arbeit, von der Kultur über den tagesablauf bis zum Sex. Jeder Mensch, auch der gehandicapte, weiss, was für ihn gut und was nicht. Für Vieles brauchen sie ein wenig mehr Zeit, oft fallen sie auch aus der Rolle, weichen also von der sog. "Norm" ab, aber sie sind Menschen, "wie Du und ich", und gehören zu unserer Gesellschaft und auch wenn deren Dasein nicht profitabel ist, für das Finanzkapital nicht verwertbar und dauernd schlecht auffallen, von der feinen bürgerlichen Norm abweichen - dennoch haben wir sie so zu akzeptieren, wie sie sind!
Was absolut nicht gebraucht wird, ist Mitleid und Bevormundung.
Sie sollten aber auch wissen, dass es in unserer Gesellschaft nicht so sehr viel Verständnis für Menschen gibt, die anders sind. Sie sollten bereit sein, Ihre Freundin gegen Blöde Bemerkungen, Ausgrenzungen und noch viel Schlimmeres tatkräftig zu verteidigen!
Wenn Sie alle diese Anforderungen erfüllen wollen und können, sind Sie Ihrer gehandicapten Freundin würdig!
Ich bin im Übrigen fast blind und stark gehbehindert seit fast 2 Jahren.
Viele Grüsse und Alles Gute
Hallo Michael,
rein rechtlich kann Dir niemand verbieten, mit einer Frau gleich welcher Couleur Kontakt zu haben.
Die Frage, die sich mir stellt, ist, warum gerade sie so attraktiv auf Dich wirkt?
Ich frage Dich deshalb, weil es mir vor gut 15 Jahren ähnlich ging wie Dir jetzt - ich fühlte mich zu einer - körperlich - gehandicapten Frau hingezogen. Nach knapp einem Jahr entwickelte ich jedoch starke Depressionen, was mein "Sonnenstern" nicht verstand - und ich zunächst auch nicht. Ich beantragte eine Kur in einer Psychosomatischen Klinik, und als ich dann dort behandelt wurde, erkannte ich, warum ich diese Beziehung eingegangen war:
Ich hatte ein Helfersyndrom entwickelt, das bedeutet, daß ich mir durch übermäßiges "Helfen" und die daraus resultierende Anerkennung eine Art Selbstwertgefühl verschafft hatte. Dieses Verhalten war krankhaft, auch weil ich meine damalige Freundin von mir abhängig gemacht und ihr damit nicht wirklich geholfen habe.
Dieses Helfersyndrom hatte ich entwickelt, um mangelnde Liebe in meiner eigenen Kindheit zu kompensieren.
Als ich das alles erkannt hatte, wurde mir klar, daß ich die Beziehung so nicht weiterführen konnte, wobei ich mir gewünscht hätte, daß wir in freundschaftlicher Manier in Kontakt bleiben, sie jedoch dann die Beziehung ganz kappte.
Nun, bei Dir muß es freilich nicht so sein - ich dachte mir nur, ich schreibe Dir meine Erfahrung, damit Ihr nicht überrascht seid, wenn bei Euch Ähnliches passiert.
Herzliche Grüße an Euch beide
Moritz
Dagegen gibt es nichts einzuwenden. Sie ist ja nur nicht so clever wie der Durchschnitt, hat da Handicaps. Das ist aber kein Hinderungsgrund für eine Beziehung. Das lässt sich kompensieren.
Du solltest dich nur hin und wieder fragen, ob es nur Mitleid ist. Viele Menschen gehen eine Partnerschaft aus Mitleid ein, und dann wird es manchmal schwer. Das also immer einmal im Hinterkopf haben.
Bei Belastungen wird jede Beziehung auf eine Probe gestellt, und wenn dann nur Mitleid der Beweggrund ist, trägt es nicht gut. Nur deshalb mein Rat.
Hallo Michael,
wo die Liebe hinfällt :-))
Ich weiß nicht, ob es hier Vorschriften, Einschränkungen oder Verbote gibt. Menschen sind Menschen, sage ich als Mensch! Aber in unserer Gesellschaft gibt es mitunter Gesetze oder Regelungen, die uns nicht direkt geläufig sind. Deshalb finde ich es es gut, dass Du Dich erkundigst und wünsche Dir, dass Du eine ganz klare Antwort hierauf bekommst.
Alles Liebe
ENM