Corioliskraft und Flüsse in Deutschland - Widerspruch?
Guten Abend zusammen,
bei einer Recherche ist mir nebenbei etwas aufgefallen, was mich ein wenig irritiert. Es geht um die Corioliskraft und die Fließrichtung deutscher/europäischer Flüsse.
Grundsätzlich wirkt die Corioliskraft ja in sofern, als dass alle Flüsse auf der Nordhalbkugel "nach rechts abgelenkt" werden, ergo (extrem vereinfacht gesehen und alle anderen Faktoren ignorierend) nach Osten fließen müssten.
Zugleich scheint aber z. B. kein bzw. kaum ein einziger Fluss in Deutschland diese Regel zu beherzigen. Ganz im Gegenteil - mit Blick auf die Karte (verlinkt) scheinen sie trotzig genau in die entgegengesetzte Richtung zu fließen. Müssten sie z. B. nicht alle eher nach Nordosten fließen und in die Ostsee münden statt in der Nordsee?
https://stock.adobe.com/de/images/deutschland-flusse/41270106
Ist das alles nur "Zufall" und liegt an unserer Topographie oder habe ich irgendwo ein Brett vorm Kopf?
Danke euch! :)
5 Antworten
Rechts heißt nicht rechts auf der Landkarte, sondern von der Fließrichtung aus gesehen, also z.B. nach Norden, wenn der Fluss westwärts fließt.
Davon abgeshen ist die Fließgeschwindigkeit eher gering, sodass sich die Corioliskraft kaum auswirkt, und wirken viel stärkere Kräfte. So floss der Amazonas früher nach Westen, als Unterlauf des Kongo, bevor sich der Atlantik auftat und die Anden auftürmten.
Die Corioliskraft kannst du nur dann am Wasser sehen, wenn du aus einem vollen Becken den Stöpsel ziehst und dann beobachtest wie das Wasser abfließt. Dann wird der Sog nämlich immer gleich sein.
Bei Flüssen ist die Auswirkung soooooo unglaublich klein, dass sie schlicht und einfach keine Relevanz hat. Da ist die Landschaft die einzige Kraft, die den Verlauf bestimmt.
Versuch das mal unter „Laborbedingungen“, und du wirst feststellen, dass es kein anderes Ergebnis liefert als Roulette.
Das ist ein Irrtum. Grund: Die Badewanne ist viel zu klein um von der Corioliskraft erfasst zu werden.
Dies lässt sich auch leicht aus der Rossby-Zahl folgern, welche definiert ist als
R0 = U / (L f),
mit
- U: charakteristische Geschwindigkeit
- L: charakteristische Länge
- f: Coriolisparameter
f_Äquator —> 0
f_Mitteleuropa ca. 1
Die Winkelgeschwindigkeit U — resp. die Sogwirkung eines Wasserstrudels — ist verglichen mit seiner räumlichen Ausdehnung L ziemlich gross (U > L).
Das bedeutet, wie schnell auch immer der Strudel rotiert, R0 wird zwangsläufig relativ sehr gross werden.
Die Rossby-Zahl für einen Wasserstrudel ist damit deutlich grösser als 1, weshalb die Erdrotation — und somit die Corioliskraft — absolut vernachlässigbar ist.
Die Corioliskraft wirkt sich auf sich bewegende Objekte wie Luftmassen in der Atmosphäre prägnant aus, nicht jedoch auf in die Erdoberfläche eingebettete Flüsse.
Das Gelände, die Topographie, bestimmt, wohin Flüsse fließen, nicht die Corioliskraft.
Wie führt die Corioliskraft denn bitte adzu dass flüsse nach osten fließen? Flüsse fließen so wie sie am wenigsten widerstand haben, also immer so steill wie möglich bergab. Dieser Einfluss ist unmengen größer als der der Corioliskraft
das funktioniert nur unter Laborbedingungen, wenn das Wasser tagelang stillstand und durch das Öffnen kein Drehimpuls hinzugefügt wird. Zuhause schafft man das nicht.