Chemie-warum kein Dipol?

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Kurz: Symmetrie zerstört Dipolmomente. Symmetrisch aufgebaute Moleküle wie CO2 oder BF3 haben niemals ein permanentes Dipolmoment. Achte bei der Anwendung der Regel aber darauf, dass du keine Elektronenpaare unterschlägst. Außerdem können, abhängig vom Solvat (schwache) temporäre Dipolmomente induziert werden.

Sarahmoro 
Fragesteller
 06.12.2021, 18:24

okay, aber manchmal wie bei der Verbindung von H - F haut die Symmetrie NICHT hin und dann heißt es statt kein Dipol, ein Dipol? Deswegen frage ich, wo man diese gestrichelte Linie genau hinzeichnen sollte, warum durch C?

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AllesIsi98  06.12.2021, 18:29
@Sarahmoro

HF ist nicht symmetrisch aufgebaut, auf einer Seite hast du partiell positiven Wasserstoff, auf der anderen partiell negatives Fluor. Wäre das Molekül H-F.H und linear, dann wäre es symmetrisch. Die gestrichelte Achse ist die Symmetrieachse, wie du sehen kannst sind links und rechts dieser Achse die gleichen Bindungen mit den gleichen Atomen, daher ist CO2 symmetrisch.

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Sarahmoro 
Fragesteller
 06.12.2021, 18:33
@AllesIsi98

ah, okay danke, also immer auf die Symmetrie verlassen?

und das mit dem Zusammenfallen der Ladeschwerpunkte ist nicht wirklich das Kriterium?

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indiachinacook  06.12.2021, 18:42
@Sarahmoro

Das ist dasselbe. Hinreichend hohe Symmetrie erzwingt das Zu­sam­men­fal­len der Ladungsschwerpunkte am Massenschwerpunkt des Moleküls.

Es ist ein bißchen trickreich, was „hinreichend“ ist. Grob gesagt: Alles größer als Pyra­mi­den­sym­metrie hat kein Dipolmoment.

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Sarahmoro 
Fragesteller
 06.12.2021, 18:44
@indiachinacook

und wieso eigentlich reicht die Differenz der Elektronegativitätswerte nicht aus, um zu bestimmen, ob polar oder unpolar? Wieso braucht man die Molekülgeometrie?

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indiachinacook  06.12.2021, 18:48
@Sarahmoro

Das demonstriert das CO₂ sehr schön: Jede einzelne C=O-Bindung ist für sich polar, aber das CO₂-Molekül ist es nicht, weil sich die beiden Bindungs­dipol­momente gegenseitig aufheben. Daß sie sich genau aufheben, wird von der Sym­metrie erzwungen (es liegt ja Zylinder­symmetrie vor).

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Sarahmoro 
Fragesteller
 06.12.2021, 19:24
@indiachinacook

okay, also die Differenz der Elektronegativitätswerte bezieht sich nur auf EINE Bindung, warum aber haut das nicht bei H - F hin, dann würde es heißen, es sei eine ionische Bindung, aber es ist ja in Wahrheit eine polare Atombindung?

würde mich um eine weitere hilfreiche Antwort sehr freuen!!!

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AllesIsi98  06.12.2021, 19:37
@Sarahmoro

Die EN-Differenz ist nur ein Hilfsmittel und nicht die ultima ratio. Ja, generell gilt als Faustregel, dass alle Verbindungen mit einer ΔEN > 1,7 ionisch sind, aber das ist eben nur eine Faustregel. Eisen(III)chlorid zum Beispiel hat eine ΔEN < 1,7 ist aber dennoch ein Salz und alle Bindungen im Ozon haben gar keine ΔEN, dennoch ist es ein schwacher permanenter Dipol.

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Sarahmoro 
Fragesteller
 06.12.2021, 19:38
@AllesIsi98

also ist die Molekülgeometrie da eine deutlich sichere Variante bei der Bestimmung der Polaritäten von Molekülen?

oder??

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AllesIsi98  06.12.2021, 19:40
@Sarahmoro

Warum diese Faustregel explizit beim HF nicht hinhaut weiß ich nicht, aber ich vermute, dass es an den ausgeprägten Wasserstoffbrückenbindungen zwischen den HF-Molekülen liegt, die die negative Partialladung des Fluors stabilisieren.

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indiachinacook  06.12.2021, 23:14
@Sarahmoro
und wieso eigentlich reicht die Differenz der Elektronegativitätswerte nicht aus, um zu bestimmen, ob polar oder unpolar? Wieso braucht man die Molekül­geometrie?

Die Elektronegativitätsdifferenz (mit allen von Allesisi98 aufgelisteten und noch weiteren Problemen) sagt Dir etwas über die Polarität der einzelnen Bindungen. Die Symmetrie sagt Dir, ob die Summe der einzelnen Bindungsdipolmomente zwangsläufig Null sein muß oder nicht.

Propan hat die Symmetrie eines gleichschenkeligen Dreiecks. Das ist eine Form von Py­ra­mi­den­­symmetrie und deshalb für das Dipolmoment OK. Aber die Bin­dungs­dipol­momen­te für die C–H- und C–C-Bindungen sind winzig klein, und deren Sum­me ist es auch ⇒ das Molekül ist praktisch unpolar (eine Feldmaus ist leise, und ein Chor davon füllt auch keine Konzerthalle). Die Ladungstrennung ist von vorne­herein nur sehr ge­ring, und die Schwerpunkte liegen auch noch nahe aneinander.

SiCl₄ hat vier sehr polare Si–Cl-Bindungen (es ist ein Molekül, kein Salz oder poly­merer Fest­körper). Aber die Atomanordnung ist tetraedrisch; das ist eine sehr hohe Sym­me­trie, die kein Dipolmoment erlaubt (nicht einmal ein Quadrupol­moment), oder anders gesagt, die vier Bin­dungs­momen­te summieren sich zu Null, oder nochmals anders gesagt, der Schwer­punkt der δ⁻ (der Mittelpunkt zwischen den vier Cl-Atomen) fällt genau mit dem δ⁺ (dem Si-Atom) zusammen.

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Sarahmoro 
Fragesteller
 06.12.2021, 23:19
@indiachinacook

danke!

Ist diese Frage vielleicht auch noch lösbar?

Dipol-Moleküle sind elektrisch neutral geladen.

Wie können sie neutral sein, wenn man z.B. hier die Ladungen (seine Partialladungen) von einem Wasser-Molekül anguckt:

+1 + 1 + (-1) = 1 (nicht 0)

?

danke :)

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AllesIsi98  06.12.2021, 23:22
@Sarahmoro

Der Sauerstoff im Wasser zieht 2 Elektronen zu sich: -2. Die Wasserstoffe "verlieren" jeweils 1 Elektron, 2*(+1) = +2

+2 + (-2) = 0

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indiachinacook  06.12.2021, 23:35
@Sarahmoro

Die Rechnung ist Käse — die δ⁺-Ladungsmenge an einem H ist ja nicht gleich dem δ⁻ am O, sondern nur halb so groß.

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Sarahmoro 
Fragesteller
 07.12.2021, 18:46
@indiachinacook

und wie erklärt man dann, wenn es aufgrund der Partialladungen nicht geht, dass es ein elektrisch neutrales Molekül ist?

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AllesIsi98  07.12.2021, 18:48
@Sarahmoro

ladungslose Moleküle sind immer insgesamt elektrisch neutral, bzw. hat ein Molekül eine echte Gesamtladung steht die dran (SO4^2-. CL^-, H3O^+, SCN^-, etc.)

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Sarahmoro 
Fragesteller
 07.12.2021, 18:52
@AllesIsi98

also mit + 1 + 1 + (-2) kann man doch so aufgrund der Partialladungen nicht erklären?

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AllesIsi98  07.12.2021, 18:56
@Sarahmoro

Qualitativ kann man das vielleicht vereinfacht irgendwie so machen, aber warum man das tun sollte leuchtet mir nicht ein, denn die tatsächliche Stärke der Partialladung kann so nicht beschrieben werden. Aber wie gesagt, das ist auch gar nicht nötig, die echte Ladung steht ja dran. So wie du/ ich das gemacht habe, haben wir so getan als wären die Partialladungen echte Ladungen, als wären die Bindungselektronen vollständig lokalisiert, was grob falsch ist, mach das bitte nicht in einem Test.

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Sarahmoro 
Fragesteller
 07.12.2021, 19:10
@AllesIsi98

achso, ok. und hat H immer die Ladung +1? Weil bei den Ladungen gibt es soweit ich weiß, doch eine Ausnahme bei H, dass H immer die Ladung -1 hat? Oder liege ich da falsch?

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AllesIsi98  07.12.2021, 19:53
@Sarahmoro

Ich würde dir vorschlagen hier nicht von Ladungen, sondern von Oxidationszahlen zu sprechen, dann können wir das mit Zahlen machen. Wasserstoff hat in Verbindungen mit anderen Elementen immer die Oxidationszahl +1, außer in Alkalimetallhydriden, dort hat es die Oz -1.

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Das sagt Dir doch die Symmetrie des Moleküls: Die beiden O-Atome sind gleichwertig

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik
Sarahmoro 
Fragesteller
 06.12.2021, 18:25

okay, aber manchmal wie bei der Verbindung von H - F haut die Symmetrie NICHT hin und dann heißt es statt kein Dipol, ein Dipol? Deswegen frage ich, wo man diese gestrichelte Linie genau hinzeichnen sollte, warum durch C?

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indiachinacook  06.12.2021, 18:39
@Sarahmoro

Beim O=C=O gibt es eine Spiegelebene, die die beiden O-Atome vertauscht. Sie steht normal auf die Molekül­achse, also verbietet sie ein Dipolmoment entlang der­sel­ben. Da das Molekül aber linear ist, kommt ein Dipolmoment in eine andere Richtung gar nicht erst in Frage, also hat CO₂ gar keines.

HF ist auch linear, aber es gibt keine solche Spiegelebene, die die linke Molekül­hälfte in die rechte spiegelt. Daher kann ein Dipolmoment entlang der Molekül­achse existieren.

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