Brauch Hilfe bei Religion.

4 Antworten

0. (Nullter) Teil der Aufgabe:

0.1.: Legen Sie die impliziten Grundannahmen / Suppositionen, die diesen Fragen zugrundeliegen, offen.

0.2.: Woran können wir erkennen, ob eine Aussage eine dieser Fragen beantwortet (unabhängig von ihrem "Wahrheitsgehalt")?

Das musste erstmal sein (ich bin Skeptiker).

Für mich persönlich würde ich sagen:

1. Von hier aus, als Bewohner dieses Universums, können wir nicht sagen, ob die Entstehung des Lebens zufällig oder notwendig aus den Anfangsbedingungen des Universums hervorgegangen ist oder ob es durch einen Eingriff von außen hervorgerufen wurde. Aufgrund der Thermodynamik (die Wahrscheinlichkeit jedes möglichen Zustands ist kombinatorisch klein aber im mathematischen Sinn größer als 0) ist eine zufällige Entstehung niemals auszuschließen, und dann haben wir immer noch das -> schwache anthropische Prinzip.

2. Wir schauen von hinten auf die Entstehung, von daher müssen wir uns vor bestimmten Fallen der Wahrscheinlichkeitsrechnung hüten. Insbesondere gibt es den Satz von Bayes, den man in etwa umschreiben könnte als "hinterher ist man meistens schlauer". Von daher ist die abgeschätzte Wirkungsweise der Evolution (falls sie stattgefunden hat), nichts weiter als ein Parameter für die Abschätzung, wie wahrscheinlich es ist, dass das Leben diesen oder jenen Weg zu seinem Zustandekommen genommen hat. Zur Erklärung der bekannten Fakten: Es fehlt immer noch (mindestens) ein entscheidender Parameter in der Formel von Bayes, sodass wir nichts über den Weg des Lebens in der Vergangenheit sagen können (selbst wenn wir alle Wahrscheinlichkeiten für die Zukunft exakt berechnen könnten). (Weitere Falle in der Wahrscheinlichkeitsrechnung: Wenn wir nichts sagen können, können wir nichts sagen; dass wir dann Gleichverteilung annehmen sollten, ist unsere Intuition, aber mathematisch unsinnig.)

3. Diese Frage würde ich nicht nur auf Affen bzw. einen (eventuellen) gemeinsamen Vorfahren von Menschen und Affen beziehen, sondern generell auf die übrigen Tiere. (Vielleicht auch auf Pflanzen und Pilze - können wir wirklich sagen, dass sie keine Seele haben?)

Wir können - soweit uns bewusst ist - keine Aussagen über die raumzeiltliche Ausdehnung der menschlichen Seele (falls sie existiert) machen, und über eine eventuelle transzendente Ausdehnung erst recht nichts. Allerdings ist es eine höchst interessante Frage, ob der Mensch Teil der Natur ist oder ihr teilweise transzendent gegenübersteht.

Praktische Auswirkung: Wenn wir irgendein Eingreifen des Menschen in die (übrige) Natur als "unnatürlich" bezeichnen, stellen wir uns der Natur gegenüber. Ansonsten wäre ja alles, was der Mensch tut, einfach nur Teil der Natur. (Aus pragmatischen Erwägungen ist dies natürlich sinnvoll, aber es geht hier ja um prinzipielle Überlegungen.)

Mir ist auch mal aufgefallen, dass wir hier in Europa uns fürchterlich aufregen, wenn in Südafrika Menschen europäischer Abstammung Menschen afrikanischer Abstammung unterdrücken und/oder abschlachten. Wenn Menschen afrikanischer Abstammung das untereinander tun, wird das hier zwar als schlimm dargestellt, aber nach meinem Empfinden nicht als so fürchterlicher Frevel. Das kommt bei mir so rüber, als könnten die "armen kleinen Negerlein" ja nichts für ihre "Natur".

Und ein weiterer Punkt: Wir gestalten uns unsere Kulturlandschaft. Aber auch Biber gestalten sich ihre Kulturlandschaft. Können wir sagen, dass unsere Kulturlandschaft durch unsere technische Zivilisation, unser Bewusstsein und unseren Willen geprägt werden und die der Biber ausschließlich durch Instinkte? Nicht, dass es hier nicht deutliche quantitative Unterschiede gäbe, aber gibt es wirklich qualitative Unterschiede?

Sidney33 
Fragesteller
 29.04.2015, 20:56

wow! So eine ausführliche Antwort habe ich überhaupt nicht gerechnet!!! vielen dank dafür!!!!!!! Damit komme ich schon ein schritt weiter!!!!!!!!!! Nochmals Danke!!!!!!!!!!!!!!!!!!! :-) :-) :-D

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Zu 1.: Was denn sonst? Zu 2.: "Survival of the Fitness" und ja, klar. (Und "vorangetrieben" ist ein diskussionswürdiger Begriff im Zusammenhang mit Evolution, denn die Evolution hat weder Ziel noch Richtung.) Zu 3.: Ich hebe mich nicht entscheidend von meinemVater ab. Meinem Opa seh ich auch recht ähnlich. Mit Lucy verbindet mich schon weniger, mit Affen noch weniger... usw...

Die Frage ist wirklich nicht besonders sinnvoll^^

Also erstmal die Sichtweisen nach denen gefragt wird. Es gibt nicht die eine philosophische Sicht. In der Philosophie werden gerade verschiedene Sichtweisen entwickelt, und diese dann diskutiert. Und die Soziologie beschäftigt sich mit dem Verhalten von Menschen. Die Fragen sind aber teilweise nicht mal auf Menschen bezogen. 

Die 1. Frage ist generell schlecht gestellt. Was soll eine zufällige Konsequenz sein? Also entweder etwas ist eine Konsequenz aus etwas anderem. Oder es ist eben zufällig. (oder noch etwas anderes, aber nicht beides auf einmal) 



Sidney33 
Fragesteller
 29.04.2015, 20:53

Also mit der zufälligen Konsequenz geht es darum das zum Beispiel der Theologe sagt das es kein Zufall war und wir von Gott erschaffen wurden. Der Biologe sagt aber das es Zufall war und wir uns nach tausenden von Jahren entwickelt haben ( also so verstehe ich die Aufgabe) Aber was bei der Philosophie ist und was bei der Soziologie gesagt wird weiß ich nicht.

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WotansAuge  29.04.2015, 22:00
@Sidney33

Der Biologe sagt aber das es Zufall war und wir uns nach tausenden von Jahren entwickelt haben...

Der Biologe und andere Naturwissenschaftler sprechen von "bedingtem Zufall". Vergleich mit einem Fußballspiel, in dem die eine Mannschaft hoch überlegen ist. Es ist bedingter Zufall, dass die überlegene Mannschaft zu Spielende mindestens 1 Tor mehr geschossen hat, als die andere Mannschaft.

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Da kann ich nur zu 1 etwas beitragen, es ist nichts Zufälliges, soviel Zufälle kann es nicht geben, dass einfach Leben entstehen kann. Man weiß ja noch gar nicht, wie es überhaupt entstanden ist.