Blockflöte Oberschenkel benutzen?

2 Antworten

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6Mich würde wirklich Mal interessieren, ob und vor Allem wozu man sowas macht, also kann man so irgendwie die Intonation korrigieren, oder andere Töne erzeugen oder so, und ist das üblich? (Also sonst hab ich das noch nie gesehen, aber... so viele Blockloten sehe ich auch nicht😂)

Hi

Also. Die normalen Altblockflöten heute sind idr. keine genauen Kopien von historischen Instrumenten und haben eine leicht abgeänderte Griffweise. Die sogenannte "barocke" Griffweise. Die nicht barock ist sondern im 20. Jahrhundert entstanden ist. Sie ist dadurch entstanden, dass einer der ersten Blockflöten"wiederbeleber"- Arnold Dolmetsch- eine seiner erhaltenen barocken Flöten einfach oben und unten am Mittelstück abgesägt hat um sie etwas höher zu bringen- exakt einen Halbton unter Normalstimmung statt noch etwas tiefer. Seitdem hat sich diese neue "falsche" Griffweise (da sie einfacher ist bei einem anderen Ton, dem b'') erhalten und ist heute Standard in der Blockflötenwelt. Auch bei Schülern, Studenten und bis hin zu Profis.

Das Ergebnis ist, dass man auf fast allen ganz normalen "barocken" Altblockflöten (zum Beispiel Denner/Bressan/Stanesby Modelle) bei Tönen über f''' ernsthafte Lücken hat. f#''' geht quasi gar nicht. g''' und ab''' dafür sehr leicht, a''' aber wieder nicht.

Normalerweise spielt man nicht so hoch und es ist völlig egal. Ausgerechnet bei Telemann braucht man diese Töne aber öfter mal. Es gab damals also um 1720 Blockflöten die das sowieso konnten. Heutige "Barockblockflöten" können das nur mit dem Knietrick. In dem Video ist es jedesmal wenn ein a''' vorkommt nötig das Knie zu benutzen.

oder andere Töne erzeugen oder so, und ist das üblich? 

Ja, das ist üblich bei den zwei Tönen f#''' und a'''

Genaueres hier:

MOECK : Artikel

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – in der Schule haben wir Lieder gesungen (z.B. über Ponys)
Chantimausss 
Fragesteller
 06.03.2022, 11:04

Oh ist ja interessant, danke!

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Hallo Chantimausss,

oder andere Töne erzeugen oder so...

Genau darum geht es. Man kann durch teilweises Verschließen des Fußloches noch ein oder zwei Halbtöne tiefer spielen. Die Möglichkeit ist jedoch begrenzt, da die Töne deutlich leiser werden.

Es ist die Physik wie bei gedeckten Orgelpfeifen, die durch den Deckel eine Oktave tiefer klingen als offene Pfeifen. Bei der Blockflöte ist das mit der Oktave nicht möglich, da sie dafür nicht intoniert ist.

 ist das üblich?

Nein, es ist selten, aus der Alten Musik kenne ich das gar nicht.
Du schreibst, Du hättest das bei Telemann beobachtet. Da interessiert mich ein Link zu diesem Video.

LG
Arlecchino

Chantimausss 
Fragesteller
 17.02.2022, 22:15

Ah ok danke.

hier der Link

https://youtu.be/VRWkNyuUfbg

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Arlecchino  17.02.2022, 22:53
@Chantimausss

Schönen Dank für den Link. Eine schöne Aufnahme, besonders die ersten beiden Sätze!

Meine Antwort war so weit richtig, für diese Aufnahme jedoch nicht zutreffend.
In der extrem hohen Lage sind Blockflöten nicht sauber. Blockflötisten kennen erstaunlich viele Hilfsgriffe für die diversen Intonationsprobleme verschiedener Blockflöten. Allerdings sprechen die Flöten bei der Verwendung dieser Hilfsgriffe unterschiedlich gut an, deshalb sind diese nicht alle auf allen Blockflöten gleich gut zu gebrauchen. Hier hat die Blockflötistin das Fußloch etwas abgedeckt um die Intonation zu korrigieren.

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Grobbeldopp  01.03.2022, 01:41
@Arlecchino

Sorry will dich nicht nerven. 😉

 deshalb sind diese nicht alle auf allen Blockflöten gleich gut zu gebrauchen. Hier hat die Blockflötistin das Fußloch etwas abgedeckt um die Intonation zu korrigieren.

Ich habe noch nie eine Blockflöte mit "barocker" (also nicht originaler sondern "internationaler") Griffweise in der Hand gehabt die auch nur in die Nähe von einem akzeptablen a''' kommt. Es ist eigentlich bei diesen auf verkürzte Barockinstrumente zurückgehenden Flöten regelmäßig der selbe Defekt: f''' ok aber schwer f#''' unmöglich g''' sehr leicht g#''' sehr leicht a''' unmöglich.

Es geht auf den modernen harmonischen Blockflöten und ging sicher auf den Instrumenten die Telemann im Sinn hatte- nur die Spieler wollen keine originale Griffweise und auch keine originale Klangfarbe. Die in dem Fall wohl recht dünn und spitz sein könnte.

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