Bewusstsein dass das Leben endlich ist?

Das Ergebnis basiert auf 24 Abstimmungen

Ja ist mir bewusst (Ansicht der Endlichkeit) 71%
Ja aber ich verdränge es (Grund) 21%
Nein ist mir nicht bewusst (Begründung) 8%
Sonstiges (Bitte begründen) 0%

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Ja ist mir bewusst (Ansicht der Endlichkeit)

Alles ist endlich, selbst jedes einzelne teilchen in diesem Universum, auch wenn das Quadtrilliarden von Quadtrilliarden Jahren dauert, nichts ist für die Ewigkeit, der Gedanke dass das ausgerechnet beim Menschen eine aussnahme sein soll zeugt für mich vielleicht von Menschlicher Arroganz und Anmaßung, hat Wissenschaftlich aber wenig mit der Wirklichkeit zu tun.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Master ; PIA
Ja ist mir bewusst (Ansicht der Endlichkeit)

Mein Welterklärungsmodell beruht auf den Naturwissenschaften und der naturwissenschaftlichen Methode, von daher bin ich mir der Endlichkeit des Seins sehr bewußt und folge auch keinem Glauben, der die Gewissheit eines "Lebens nach dem Tod" postuliert.

Allerdings kann ich Deinen Punkt zum Umgang mit der gelebten Realität nicht nachvollziehen. Ich jedenfalls halte es für völlig legitim das Beste aus dem bisschen Leben das wir haben zu machen und dazu gehört auch, dass man sich Gedanken macht, die Welt verbessern will, diskutiert und auch belehrt (und sich belehren lässt)...

Geld und materielle Dingen erlauben uns eben mehr Freiheiten (und auch mehr Lebensfreude). Ich bin recht froh über meinen mühsam erarbeiteten Wohlstand, weil er mir z.B. die Freiheiten gibt in netter Umgebung mehr zu lernen, zu lesen, zu diskutieren und auch meine Kinder zu unterstützen, damit sie auch diesen Weg gehen können. Und wenn ich auf dieser Basis in ein paar Jahren in Rente gehe bin ich schon recht zufrieden.

Ein Teil der Mühe ist auch eine Balance zwischen der wohlstandschaffenden knechtischen Arbeit und den intellektuellen, familiären und zuweilen hedonistischen Ansprüchen zu finden. Glück gehört natürlich auch dazu....

RainOne101 
Fragesteller
 05.01.2022, 00:40

Danke für deine ausführliche Antwort 👍

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Ja ist mir bewusst (Ansicht der Endlichkeit)

Da ich mich schon lange mit diesem Thema intensiv beschäftige und seit einigen Jahren auch beruflich täglich mit dem Tod konfrontiert bin, lebe ich durch und durch mit dem Bewusstsein, dass meine Existenz hier zeitlich sehr begrenzt ist.

Natürlich denke ich nicht rund um die Uhr daran, dass ich irgendwann sterbe. Aber es hat schon sehr starken Einfluss auf meine grundsätzliche Einstellung im alltäglichen Leben.

Nämlich wirklich dem Grundsatz zu folgen: Ich lebe nur dieses eine Mal und nur für einen ganz kurzen Zeitraum. Ich will mein Leben nutzen, Dinge erleben, schöne Erfahrungen und Erinnerungen sammeln und mich nicht zu sehr mit unnötigen, nervigen Dingen befassen. Mich nicht zu viel aufregen.

Es ist nicht immer möglich und manchmal ist das Befassen mit negativen oder nervigen Dingen unumgänglich, um daraus eine Verbesserung der Lebenssituation folgen zu lassen. Also es kann sich eben auch lohnen, solche Phasen zu durchleben anstatt sie direkt von sich zu schieben. In einer Beziehung zum Beispiel. Meinungsverschiedenheiten und Streits gehören dazu und dennoch ist es ein wichtiger und wahnsinnig schöner Teil meines Lebens, den ich niemals kappen würde, weil es mal kriselt.

Viele Menschen jedoch verdrängen die eigene Sterblichkeit. Sie wissen zwar genau so, dass sie mal sterben werden, aber sie sind sich dessen nicht bewusst. Ein großer Unterschied, den ich selbst vor langer Zeit erkannt habe. Ich wusste natürlich schon als Kind, dass ich irgendwann mal alt bin und sterbe. Aber das war nur so ein beiläufiges Wissen. So wie man weiß, man muss atmen, essen oder trinken. Man spricht es auch immer wieder mal in Nebensätzen aus, ohne sich im Klaren zu sein, dass es nicht bloß ein Spruch ist, sondern die Wirklichkeit. "Schlafen kann ich, wenn ich tot bin", "so sterbe ich hoffentlich nicht" oder "wir Normalsterblichen" sind schnell dahergesagt, aber ohne dass man sich dabei wirklich bewusst ist, dass der eigene Tod real ist.

Zu verinnerlichen, dass ich tatsächlich sterben werde, es mich also in der Folge in ein "paar" Jahren nicht mehr und nie wieder gibt, war nochmal ein anderer Schritt. Und erst dadurch änderte sich meine Einstellung zum Leben. Ich erkannte den immensen Wert, die Zerbrechlichkeit, die Einmaligkeit, die eigentlich so unglaublich kurze Zeitspanne meine Lebens.

Ich denke, es ist dieses "bewusst machen" das vielen Menschen fehlt. Sie verlieren sich dann im unbewussten Verdrängen, im Trott des Alltags, bauen Unzufriedenheit auf. Und so weiter. Natürlich nicht nur wegen fehlendem Bewusstseins der eigenen Sterblichkeit. Es ist hat sicher viele Gründe. Aber dieser Punkt ist sicherlich ein großer, der sehr viel Einfluss darauf hat.

Allerdings erfordert es natürlich auch viel Kraft. Es sagt sich also leicht, man solle sich der eigenen Sterblichkeit bewusst sein und sein Leben so gestalten, dass man diesen Bewusstsein gerecht wird. Wir alle stecken in gesellschaftlichen Rollen, müssen funktionieren um einen Lebensstandard erreichen und halten zu können, um Akzeptanz zu finden.

Ja ist mir bewusst (Ansicht der Endlichkeit)

Ist mir schon klar. Den Tod habe ich mehrfach gesehen (bei nahestehenden Personen). Insofern denke ich mir, dass es nicht falsch ist, Spaß zu haben, dabei aber freundlich zu bleiben. Denn man freut sich auch mit anderen mit.

"Ich hatte erkannt: Es gibt kein in allem Tun gründendes Glück, es sei denn, ein jeder freut sich und so verschafft er sich Glück, während er noch lebt, wobei zugleich immer, wenn ein Mensch isst und trinkt und durch seinen ganzen Besitz das Glück kennen lernt, das ein Geschenk Gottes ist."

(Kohelet, 3,12 und 3,13)

Meines Erachtens nach ist Kohelet einer der wenigen echten Philosophen des Alten Testaments.

Ja ist mir bewusst (Ansicht der Endlichkeit)

Nur du kannst von dieser Einsicht nichts ableiten was besser oder schlechter sei beim Tun. Denn wenn das Ergebnis am Ende immer Dasselbe ist, kannst du doch auch das Leben eines unzufriedenen exzentrischen Künstlers führen.