Beruf Chemielaborant oder Werkstoffprüfer?

2 Antworten

Hi,

ich hatte nach der 10. Klasse (Jahr 2003) die Möglichkeit als Chemielaborantin oder Werkstoffprüferin Ausbildung zu machen. Ich habe einen Platz als Werkstoffprüferin bekommen. Ich schreibe ausschließlich aus eigener Erfahrung. Ich kenne mich mit dem Beruf Chemielaborant nicht aus. Als Werkstoffprüfer kommst du jedoch, je nach Betrieb und Aufgabenbereich, reichlich mit Chemie in Berührung. Du bekommst sogar nebenbei Industriemechaniker-Kenntnisse und Fertigkeiten da du die Prüfteile präparieren musst.

Ein Werkstoffprüfer kann in allen Bereichen eines Betriebes eingesetzt werden, wo kontrolliert, geprüft und getestet werden muss. Es beginnt mit der Vorentwicklung des Werkstoffes bis zur Endprüfungen des fertigen Bauteils. Wenn man den Fuß in der Qualitätssicherung gefasst hat kann man leicht in das Qualitätsmanagement einsteigen. Man kann auch relativ gut zwischen den Fachrichtungen wechseln. Sobald man das Grundprinzip der Prüfungen und der Materialkunde verinnerlicht hat ist es recht leicht am neuen Arbeitsplatz zurecht zu kommen, auch wenn die Prüfverfahren noch unbekannt sind.

Ich persönlich habe Ausbildung in Fachrichtung Wärmebehandlung der Stähle gemacht und danach in der Qualitätssicherung die Endprüfungen (z.B. Härte, Festigkeit, Metallographie - da kommt Chemie zum Einsatz) der fertigen Bauteile aus Stahl und Nichteisenmetallen (Kupfer, Aluminium) nach der Wärmebehandlung durchgeführt. Währenddessen habe ich in Abendschulform Werkstofftechniker studiert (4 Jahre) - als Techniker hat man mehr Möglichkeiten. Mittlerweile arbeite ich im ganz anderen Bereich, nämlich in der Entwicklung von Kunststoffbauteilen im Prüffeld. Mein Aufgabenbereich erstreckt sich von der Erprobung der neuentwickelten Hochleistungskunststoffen bis zur Prüfung der Serienteile mit unterschiedliche Prüfverfahren, wie mechanische und mechanisch-technologische Prüfungen, chemische und thermische Beständigkeit, Dichtheits- und Funktionsprüfungen uvm.

Werkstoffprüfer ist recht vielseitiger Beruf mit viele Möglichkeiten zur Weiterbildung. Als einfacher Geselle ist es jedoch schwerer in eine gutbezahlte Abteilung oder Bereich zu kommen (es werden dann meist Techniker oder Ingenieure bevorzugt), daher am besten immer eine Weiterbildung in Betracht ziehen - man bekommt auf jeden Fall noch mehr Geld. Die Techniker-Tagesschule erstreckt sich über 2 Jahre und wenn man sein Fach versteht ist das Techniker-Studium nicht schwer (auf jeden Fall leichter als Uni oder Fachhochschule). Als Abi-Absolvent kannst du sogar sofort nach der Ausbildung an der Uni (glaube ich) oder Fachhochschule studieren gehen. Du könntest deine Fachkenntnisse beim studieren nutzen und das Praktikum überspringen. Studienabgänger mit praktischen Erfahrungen sind höher angesehen als nur "Schulbankdrücker".

Meine Arbeitszeit ist 40h/Woche = 8h/Tag, geregelte Arbeitszeit, keine Wechselschichten. Das hängt jedoch vom Betrieb und Einsatzbereich ab. Verdienst ist eine Verhandlungssache, wenn der Betrieb nicht in einen Tarifvertrag eingebunden ist. Man verdient aber als Geselle auf jeden Fall mehr als Friseur oder Verkäufer. Ich finde meinen jetzigen Arbeitsplatz als sehr interessant und abwechslungsreich. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen mit sich. Man muss die Prüfmuster für die jede Prüfung individuell präparieren (Zuschneiden, Bohren, Einbetten, Schleifen, Polieren usw.) bzw. bei Neuteilen immer schauen, wie man diese in die Prüfvorrichtungen einspannt, d.h. man muss evtl. eine Spannvorrichtung bauen. Man sitzt nie still rum, jede Prüfung ist anders und verlang nach anderen Handgriffen. Würde ich jetzt im Lotto gewinnen, würde ich trotzdem weiter arbeiten gehen, es ist einfach ein toller Beruf :)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Rosentau3 
Fragesteller
 08.11.2020, 17:15

Vielen Dank für die ausführliche Antwort:)

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Ich habe jahrelang bei einem Prüfmaschinenhersteller gearbeitet, ein guter Freund ist Ausbilder für die Werkstoffprüfer des Unternehmens :)

Die Lehrlinge in meinem Ex-Betrieb haben sehr viel über die verschiedenen Werkstoffe (Zusammensetzung, Eigenschaften, etc.) gelernt, aber auch über die verschiedenen Prüfverfahren (Drücken, Ziehen, Biegen, Härte, mit Temperatur, Dynamik, etc.) und Probenvorbereitung.

Die Ausbildung dauert 3,5 Jahre; ein Teil davon findet in der Berufsschule, der Rest im Betrieb statt. Die Arbeitszeiten lagen bei 35 Std./Woche, entlohnt wird entsprechend Tarifvertrag IGM.

Fragen? Meld dich gerne per PN! :)