Bekommt der Anzug ein schlechtes Image?

9 Antworten

Das wandelt sich immer. Irgendwann sind auch Anzüge wieder im Trend. Ich denke viele finden das etwas zu übertrieben für die Schule oder so und finden es zu unbequem

...nein, ich glaube nicht. Er wird in manchen Branchen tatsächlich noch erwartet - auch von Kunden. Typische Bereiche sind Banken, Versicherungen, aber auch Verkaufs- und Außendienstbereiche. Ich war einige Jahre Mediaberater und unfreiwillig, aber leider gezwungenermaßen häufig im Anzug oder zumindest mit Sakko, Twillhose, Hemd und ggf. Krawatte unterwegs - und habe viel Lob bekommen dafür. Ich konnte aber auch nicht bei Zeitungsannoncen im vierstelligen Bereich bei großen Banken oder Krankenkassen oder sonstigen Gewerbekunden - ich habe u.a. mehrere sehr große Autohäuser betreut und renommierte Hotels - nicht einfach mit Longsleeve und Jeans kommen, obwohl mir das lieber gewesen wäre. Das ist irgendwie eine Frage der "Ehre", wenn man das so sagen kann. Heute laufe ich im neuen Job etwas lockerer herum, aber ich finde, gute Kleidung ist eine gute Visitenkarte und man zeigt dadurch, dass man die Arbeit ernst nimmt und sich selber ebenfalls nicht vernachlässigt.

Und ganz ehrlich: Wenn ich selber viel Geld ausgebe bzw. ein Auto der Premiumklasse - ich fahre Mercedes - bei einem Berater kaufe, der in halb ausgewaschenen Jeans und einem Streifenhemd ohne Sakko "berät", fühle ich mich bei der Geldsumme um die es da geht irgendwie auch veralbert.

Bin echt nicht ehrkäsig oder so ... aber ich finde, ein Anzug steht schon für Seriosität - genau die hätte ich durch meinen Auftritt meinen Kunden vermittelt, das stand sogar mal anerkennend in einem Arbeitszeugnis.

Irgendwie habe ich das Gefühl die Breite Masse denkt Anzüge wären nur für Banker, Reiche Leute, Hochzeiten und Co.

Das mag so sein, aber ich denke, das ist auch die psychische Blockade im Kopf und das Ungewohnte. Gerade wer als einfacher Arbeiter in der Regel den blauen Anton trägt oder mit Jeans und Longsleeve überall hin rennt, weil er nichts Anderes braucht außer alle zehn Jahre mal für eine Familienfeier, denkt so - aber jeder andere, der beruflich mal feine Kleidung benötigt hat, sieht das anders. Ist also rein milieubedingt. Auf dem Land galt ich tatsächlich bisweilen - obwohl ich die Leute alle freundlich behandelt habe und oft Zweifel hatte - als der arrogante Mann mit dem Anzug, dem Aktenkoffer und den eigenen Visitenkarten; der Bonze, der mit den Leuten per Sie ist, der feiste Besserverdiener, der einen Benz fährt. Überall anders bekam ich - wenn ich echt was gesagt bekam - positive Rückmeldungen. Auch von Frauen ;-)

Ansonsten muss ich auch sagen: Wenn ich (30 Jahre) beruflich bedingt mit Sakko und Hemd unterwegs bin, wird man einfach irgendwie anders angesehen wie privat mit Longsleeve, umgewickeltem Jeanshemd und Chino. Liegt aus meiner Sicht an gesellschaftlichen Wertvorstellungen: Wer einen Anzug trägt, gilt als autoritär und eventuell wohlhabend oder als einer, der eine höhere gesellschaftliche Stellung inne hat. Kommt aber auch auf den Anzug und den "Pflegezustand" des Körpers sowie die Ausstrahlung an - ein vergammelter, ungehobelter Typ in einem alten, nach Rauch stinkenden und eventuell nicht gut sitzendem Anzug in unmoderner Farbe wirkt eher belustigend als stilvoll.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ja, definitiv. Es gibt Leute (übertrieben oberflächliche, meiner Meinung nach), die Anzüge einfach sehr stark mit Banken und Versicherungen in Verbindung bringen, oder generell mit Leuten die nicht vertrauenswürdig sind, und nur Geld wollen. Ich schätze die Wirtschaftskrise vor etwas über 10 Jahren hat da viel beigetragen.

Dazu werden manche den Anzug wohl auch noch mit einem Dresscode in der Arbeit verbinddn, wo sie einen Anzug tragen mussten/müssen, obwohl sie nicht wollen.

Persönlich hoffe ich, dass der Anzug aus der Arbeitswelt so weit wie möglich verschwindet, und die negative, emotionale Verbindung zum Anzug damit aus der gesellschaftlichen Gedankenwelt so weit wie möglich verschwindet. Dann wäre emotional nämlich wieder mehr Raum, um den Anzug einfach als Kleidungsstück zu sehen, das man tragen kann, aber nicht muss. Und dann werden auch mehr Leute wieder welche tragen. In der Freizeit, und auf kteativere, freiere Art, bei der man die "Regeln" ignoriert, und Anzüge (und auch Krawatten, für die gilt das auch alles) halt so trägt, wie es einem am besten gefällt.

Ist vielleicht naiv, aber ich fände das nett.

Persönlich finde ich Anzüge mit Krawatte/Fliege toll. Gibt wenig, vielleicht nichts, mit dem ein Mann mir besser gefällt. Wobei ichs schon gron albern finde, wenn Leute die sich leger anziehen, einen als oberflächlich kritisieren, nur weil man einen Anzug trägt. Faszinierend, wie ihnen die Ironie dabei entgeht.

Bei mir hat der Anzug ein schlechtes Image. Kommt mir jemand im Anzug, bin ich gleich misstrauisch, denn der will mir sicher was verkaufen... Warum Banker immer noch meinen, nur mit Anzug seriös rüberzukommen, kann ich nicht verstehen. Bei mir hat es eher den gegenteiligen Effekt - ich werde übervorsichtig.

Ich selbst trage nie Anzüge, und es wäre mir Recht, wenn dieser ausstürbe.

Eine rein praktische Erwägung: sich Kleidungsstücke zuzulegen, die man nicht waschen kann, erscheint mir absurd.

Nein, warum sollte das so sein., dann würden ja alle Modedesigner, die Anzüge schneidern, Pleite gehen.

Anzug ist immer noch angesagt, weil es genug Berufe gibt, wo man Anzüge noch trägt.

Außerdem sollte man zu jeder Gelegenheit passend gekleidet sein, wenn man etwas Modegeschmack besitzt.

Schlechtes Image wird nur von Menschen verbreitet, die sich nie und irgends einer bestimmten Kleidungsordnung anpassen wollen.