Behindertenwerkstätte abschaffen?

Das Ergebnis basiert auf 33 Abstimmungen

Nein 67%
Ja 33%

15 Antworten

Nein

Ich finde nicht, dass eine Abschaffung die Lösung aller Probleme wäre. Doch es sollte definitiv etwas Freiwilliges sein. Zu so etwas darf nur gegriffen werden, wenn gar nichts anderes mehr funktioniert und es die Betroffenen auch selbst möchten. Indirekt oder aus der Not heraus dort hin zu müssen geht absolut nicht klar.

Es ist auch sehr wichtig, zu erwähnen, dass Behindertenwerkstätte nicht für jeden behinderten Menschen etwas sind. Manchmal ist man weder für den normalen Arbeitsmarkt geschaffen, noch für eine Behindertenwerkstatt, aber man ist auch nicht "behindert/krank genug" für etwaige staatliche Hilfen.

Aber ich muss auch sagen, dass es zum Großteil reinste Ausbeute ist, ja. Da hatte ich letztens etwas zu gelesen. Ich schau mal, ob ich es wieder finde ...

Link: https://jobinklusive.org/2020/09/14/wie-das-system-der-behindertenwerkstaetten-inklusion-verhindert-und-niemand-etwas-daran-aendert/

Inwiefern das alles stimmt, weiß ich nicht, doch ich fand es sehr interessant.

Im Allgemeinen bin ich kein Fan von Behindertenwerkstätten. Als Autistin könnte ich mir nicht einen Tag dort vorstellen. Wie gesagt: Man sollte nicht alle Behinderte gleich dorthin abschieben, nur weil sie nicht (direkt) in dem normalen Arbeitsmarkt aufgenommen werden können. Das kann auch nicht die Lösung für alle sein. Damit wird nur eine Mauer zwischen Behinderten und Nicht-Behinderten erbaut. Mir kommt es so vor, als würden sich viel zu viele Leute darauf stützen und die Leidtragenden sind die Behinderten. Daher wäre wohl bessere Inklusion auf dem normalen Arbeitsmarkt gefragt und auch mehr/andere Alternativen.

Die Aussage, dass Behinderte ohne diese Werkstätte nur Zuhause rumsitzen würden, ist auch nur bedingt korrekt. Das kommt eben sehr stark auf die Art und Stärke der Behinderung an. Man kann auch eine Behinderung haben und in eine solche Maßnahne (Behindertenwerkstatt) geschickt werden, wenn man sich frei bewegen kann usw. und eigentlich relativ selbstständig ist. Also dieses Argument finde ich schwachsinnig. Behinderte Menschen sollten solche Werkstätte aus freien Stücken aufsuchen. Ist alles natürlich nicht so einfach.

Es soll freiwillig sein und nicht (indirekt) aufgezwungen werden. Wenn jemand gerne dort sein will: Rein damit! Aber es darf eben keine "Lösung für alles" sein, weil nun einmal jeder behinderte Mensch anders ist und nicht für jeden ist eine solche Behindertenwerkstatt geeignet - Ob mit oder ohne Ausbeute.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽
Ja

Ich finde mittel bis langfristig sollten Behinderte mit anderen Menschen in einer gemeinsamen umgebung arbeiten können. Behinderte sollten nicht mehr eine extra arbeit haben müssen, sondern andere Arbeitsstellen Inklusiv genug sein, dass alle eine chance haben können.

Ja

Ja, denn diese Werkstätten sind eigentlich eh verboten, denn das ist nicht im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention. Außerdem fördern sie nur die Ausbeutung und Exklusion von Menschen mit Behinderungen.

Stattdessen muss die Inklusion in Deutschland ganz massiv vorangetrieben werden!

Wenn nötig sollte es für Menschen, die eine so schwere Behinderung haben, dass sie absolut nicht auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten können, eine Tagesstruktur geben. Dort können dann Förderangebote wie Basale Stimulation und einfach mal ein anderes Umfeld geschaffen werden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Heilerziehungspflegerin/ Ally der Behindertencommunity
Nein

In der Werkstatt stellte man fest, dass meine Persönlichkeit sich durch ruhige sowie stets freundliche und höfliche Verhaltensweisen auszeichnet. Dieses spiegelt sich in einem guten Verhältnis zu den Arbeitskollegen wie auch dem Gruppenleiter und dem Sozialdienst wieder. Man stellte bei mir dennoch eine sehr direkte Art fest. Ergebnisse, die mir auffallen oder aus meiner Sicht angesprochen werden sollten, äußerte ich mehr despektierlich. Dennoch ist dabei eine gewisse Unsicherheit zu beobachten. Im Zuge der beruflichen Bildung müssen mir einige Arbeitsanweisungen noch etwas detaillierter erklärt werden, um erlerntes nach einiger Zeit wieder abzurufen. Ich erledige meine Aufgaben zuverlässig. Dennoch zeigt sich in der Bearbeitung der Aufgaben eine gewisse persönliche Unsicherheit. Ich benötige bei aufkommenden Fehlern die Hilfe durch den Gruppenleiter, um eine angemessene Lösung zu finden, auch wenn ich die Fähigkeit hätte, eigene Problemlösungsstrategien anzuwenden. Wiederkehrende Tätigkeiten helfen mir, um sicher in den Arbeitsablauf zu kommen. Noch ist auszumachen, dass ich stark auf die individuelle Bestätigung durch den Gruppenleiter angewiesen bin. Dennoch erkenne ich eigene Fehler in der Regel an und neige dazu, mich selbst unter zu bewerten.

Ich bin auf die Nutzung eines Fahrdienstes für den Arbeitsweg angewiesen. Durch die diagnostizierte Angststörung in Verbindung mit auftretenden phobischen Schwankschwindel bei Aufenthalt auf großen Plätzen oder warten an großen Straßenkreuzungen macht die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel derzeit nicht möglich. 

Ich scheine teilweise noch sehr auf die persönliche Bestätigung für meine Arbeit angewiesen zu sein. Da ich den Wunsch äußere, Tätigkeiten auf den ersten Arbeitsmarkt ausführen zu wollen, dient die berufliche Bildung dem Zweck, neben der Vermittlung von Fachkenntnissen mich im Selbstwert zu stärken, um so auch in stressigen Situationen angemessen arbeiten zu können. 

Nein

Nein. Ich brauche immerhin auch eine Arbeitsstelle und muss Geld verdienen. Wo sollen wir denn anders hin? Viele von uns haben keine Alternative oder nicht wirklich eine Chance.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Germany first 🇩🇪❤️