Autoren, wie geht ihr an ein Buch heran?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hey, bin kein professioneller Autor aber ich arbeite schon Recht lange an einem Buch und würde trotzdem mal was dazu teilen. 😂

Ich würde mit einer Grundlegenden Story-Idee anfangen und immer vom Groben ins Feine arbeiten. Also zu Beginn erstmal das generelle Genre, Setting und Thematiken festlegen und mit der noch groben Ausarbeitung wichtiger Charaktere und der Umwelt beginnen. Viele Details ergeben sich während der Entwicklung und des Schreibens, aber wichtige Elemente, besonders Konflikt, Hürde und Ziele der Hauptcharaktere sollte frühst möglich klar sein, um quasi einen roten Faden zu haben und einen sinnvollen Aufbau zu verfolgen, es wäre komisch wenn sich zB. die Motivationen des Helden irgendwann in der Geschichte ohne ersichtlichen Grund ändern. Dazu verfolge ich meist den klassischen Aufbau: Protagonist(en) haben ein Ziel, Antagonist(en) ein entgegengesetzten Ziel, folglich gibt es einen Konflikt, Protagonist muss eine Hürde überwinden um Ziel zu erreichen, usw. Es ist wichtig, dass es diese entgegengesetzten Ziele gibt, damit ein Konflikt und die ganze Story überhaupt Sinn machen, der Konflikt muss natürlich nicht unbedingt mit einem anderen Charakter sein, kann zB. auch ein innerer Konflikt usw. sein.

Da ich eigentlich immer in High-Fantasy oder Horror Genres schreibe, wo es natürlich oft Magie, übernatürliche Fähigkeiten, mystische Waffen, Fabelwesen etc. gibt, ist es wichtig diese zu definieren und deren Möglichkeiten und Grenzen für sich festzulegen, damit keine Logik-Fehler entstehen und alles in sich überzeugend bleibt. (Zb. Der Held kann sich auf einmal teleportieren, konnte das aber in einem früheren Kampf ohne fehlende Erklärung nicht und hat verloren. Da würde sich der Leser natürlich fragen, warum er diese Fähigkeit nicht früher verwendet hat.)

Generell ist World building in so ziemlich jeder Story ein wichtiger Faktor. Ich würde immer die Welt um die eigentliche Story herum etwas weiter ausführen, ebenfalls um Logik-Fehler zu vermeiden, aber auch um die Geschichte, und insbesondere Nebencharaktere und die Umwelt deutlich glaubwürdiger und lebendiger wirken zu lassen. Man sollte sich eigentlich bei jedem Charakter fragen, wer diese Person eigentlich ist und welche Ziele sie verfolgen könnte, außerdem in welchem Verhältnis die Charaktere zueinander stehen. Gleiches kann zum Beispiel helfen, alle erdenklichen Organisationen, Religionen, Staaten, Gruppierungen etc. glaubwürdiger und sinnvoller zu gestalten, ich achte dabei immer darauf, dies aus dem Gesichtspunkt der Personen in dieser Welt und dieser Geschichte zu betrachten, nicht aus der Sicht eines Autors, denn die Charaktere sollten auch so wirken, als hätten sie ein eigenes, unabhängiges Leben und wären nicht nur zum Zweck der Geschichte geschrieben worden.

Ich kann nur empfehlen immer ein Notizbuch dabei zu haben und Ideen zu deiner Geschichte immer sofort zu notieren, danach würde ich diese übersichtlich ordnen, ich persönlich benutze WorldAnvil, es gibt aber Recht viele Programme und Seiten, die dich dafür gut eignen. Ich zeichne eigentlich immer Landkarten und Pläne und schreibe Zeitleisten, um die Übersicht zu behalten, so kann ich wieder typische Fehler vermeiden, wie dass die Distanz zwischen 2 Orten plötzlich anders ist, oder irgendwas plötzlich zu einem falschen Zeitpunkt passiert. Außerdem zeichne oder beschreibe ich wichtige Charaktere, Orte oder Gegenstände ganz genau, aus dem selben Grund wie gerade, aber auch um mich selbst besser hineinversetzen zu können.

Wie gesagt, ich würde immer von Grob nach Fein arbeiten: Meist hat man vor dem Schreiben ja schon einige coole Szenen im Kopf, diese notiere ich in einem Zeitstrahl und skizziere sie oft auch in einem Storyboard. Ich persönlich arbeite gerne visueller und dabei hilft eben ein Storyboard enorm, ich kann mir die Szene dann bildlich vorstellen und die auch beim Schreiben so deutlich besser ausschmücken, außerdem hilft das natürlich auch wieder, Fehler und Unschlüssigkeiten zu erkennen und zu vermeiden, die man beim bloßen schreiben nicht bemerken würde.

Das Schreiben an sich besteht dann eigentlich noch darin, die einzelnen Szenen zu verbinden und alles auszuschmücken, das war's dann eigentlich so grob. Ist natürlich schwierig das alles in einem Kommentar zusammenzufassen und bin die gesagt kein Profi, aber vielleicht hilft es dir ja trotzdem irgendetwas wenn ich meine Vorgehensweise teile.🙃

Viel Erfolg bei deinem Werk :)

TsukiWriter 
Fragesteller
 13.04.2024, 21:22

Das war eine super interessante und informative Antwort. Danke!

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was für euch in dem ganzen Prozess am wichtigsten ist?

Die Grundidee. Mit ihr steht und fällt alles. Wenn die nicht passt, dann können die Punkte 2 (Charaktere) und 3 (Worldbuilding) noch so gut sein, es wirkt nur lau. Außerdem ist natürlich der Schreibstil wichtig. Der darf nicht zu gekünstelt sein.

Herangehensweise ist dann auch, diese drei Punkte auszuarbeiten und einen relativ umfassenden Plot zu bauen. Die Reihenfolge der drei Punkte ist dabei egal. Meist leitet sich die Welt aus der Grundidee irgendwie ab, weil sie da ja reinpassen muss. Und die Charaktere aus der Geschichte selbst.