Au Pair Erfahrung/Empfehlung?

1 Antwort

Zudem erscheint mir "einfach irgendwas studieren" nicht grad als sehr sinnvoll.

Das ist klar, aber „einfach irgendwas anderes machen, um die Entscheidung aufzuschieben“ ist auch nicht automatisch besser. Ich bin grundsätzlich eine Fürsprecherin für Auslandsaufenthalte, aber nur, wenn die Person wirklich ins Ausland will und ein vernünftiger Plan dahinter steht - nicht als „Flucht“ vor etwas anderem. So wie du es beschreibst, klingt deine Motivation ins Ausland zu gehen nicht größer als deine Motivation zu studieren: ja, „irgendwie vorhanden“, aber irgendwie auch nicht besonders stark ausgeprägt. Ob du nun ein Jahr „verschwendest“, weil du irgendwas studierst und dann abbrichst oder weil du im schlimmsten Fall den Auslandsaufenthalt abbrichst, läuft auf das gleiche hinaus… nur dass Ausland mehr kostet.

habe das Gefühl ich brauche mehr Zeit zum Nachdenken und zu erfahren was ich eigentlich will

Ob dir ein Jahr auf Kinder aufpassen helfen kann, deine Berufung zu finden ist aber halt auch fraglich, es sei denn du wirst letztendlich Kindergärtnerin werden.

das ich aus so einem Jahr lernen und wachsen könnte

Das ist natürlich der Idealfall. Es gibt aber auch Leute, die im Ausland weiterhin den Kopf in den Sand stecken und auch nach ihrer Rückkehr unverändert den Kopf in den Sand stecken. Was ich immer gerne sage ist: im Grunde kann man gleichermaßen auch in einem Jahr in Deutschland reifen. Ins Ausland zu gehen ist natürlich ein sehr starker Impuls, aber zum Beispiel in 12 Monaten die Schule abzuschließen, in die Arbeitswelt einzutreten, einen eigenen Haushalt zu gründen und sich zum ersten Mal im Leben mit „Erwachsenenthemen“ wie Steuererklärung, Rentenvorsorge, Geldanlage und Haftpflichtversicherung auseinander zu setzen, ist auch ein starker Impuls.

ich habe Angst keinen Anschluss finden zu können

Anschluss an Gruppen Gleichaltriger meinst du? Dafür ist Au-Pair tatsächlich nicht sooo gut geeignet, es sei denn in deiner Gastfamilie gibt es welche. Ansonsten musst du selbst eben erstmal aktiv nach Leuten suchen, und das während du eingespannt bist mit Arbeit, die ja auch eingespannt sind mit Arbeit…. Nicht unmöglich, aber naja. Schüleraustausch ist in dieser Hinsicht jedenfalls einfacher, weil man automatisch in einer Gruppe Gleichaltriger ist und diese „nur“ noch ansprechen muss.

unsicher mit dem was ich studieren wollte

Ich weiß, dass man diesbezüglich mit sehr vielen Meinungen von allen möglichen Leuten überhäuft wird, aber im Grunde sollte die Entscheidung meiner Meinung nach nicht sooooo schwierig sein. Ich meine, bei den meisten fallen doch bestimmte Studiengänge von vorneherein heraus, sei es weil das Interesse daran wirklich Nullkommanull ist oder weil der NC utopisch niedrig ist. Dann bleibt in der Regel trotzdem noch ein Haufen Studiengänge übrig, und da muss man nach eigenem Ermessen definieren, wie wichtig einem die Verfügbarkeit von eindeutig zugeordneten Arbeitsplätzen beispielsweise ist. Bei allen Studiengängen, die als „Orchideenfächer“ bezeichnet werden oder über die gerne abschätzig gesagt wird, dass man damit Taxifahrer wird, ist es so, dass es eben doch Jobchancen gibt, man aber halt sehr viel mehr Initiative und Kreativität bei der Suche danach an den Tag legen muss als beispielsweise bei BWL. Schätzt du dich selbst ein als jemand, der auch mal ein Risiko eingeht, der „out of the box“ denkt, der es gerne spannend mag? Oder schätzt du dich eher ein als jemand, der schlicht und ergreifend keine Lebensenergie darauf verschwenden will, in irgendwelchen Nischen nach Jobs zu suchen, sondern für den Jobs tendenziell nur zum Geldverdienen da sein sollen? Welcher Typ auch immer du bist, lass dich dann mit dieser Erkenntnis über dich selbst nicht mehr so sehr von den Meinungen anderer beeinflussen. Grundsätzliches Interesse am Fach und Berufsaussichten entsprechend deinem Typ wie oben beschrieben, zack das ist dein Studiengang.

Und ansonsten sind Praktika zur Entscheidungsfindung sehr empfehlenswert.

Und übrigens ist die Versteifung auf Studieren, während man gleichzeitig aber gar nicht richtig weiß, was man studieren möchte, oft ein Hinweis darauf, dass eine Ausbildung besser wäre.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich war ein Jahr als Schülerin in Japan