Archäologie Studium? Welche Aussichten?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Um die Welt reisen, heute hier, morgen dort, das ist eine falsche Vorstellung von der Lebenswelt eines Archäologen. Ohne Spezialisierung auf einen Arbeitsraum ist die Arbeit im Fach heute kaum mehr möglich.

Und da kommen wir schon zum nächsten Problem: In Asien dauerhaft archäologisch tätig zu werden, halte ich für ein Ziel mit verschwindend geringer Aussicht auf Umsetzung.

Warum? Erstmal musst du eine entsprechende archäologische Teildisziplin studieren. Das ist meines Wissens in Deutschland nach wie vor nicht möglich. Nun gibt es natürlich Epochen, v.a. die Steinzeiten, bei denen ein fachlicher Einstieg in die dortige Archäologie auch von einer anderen Teildisziplin her denkbar ist. Natürlich bestünde noch die Option, Archäologie tatsächlich bereits im späteren Einsatzgebiet zu studieren. Welche asiatische Sprache sprichst du bis zum Studienbeginn auf einem Niveau, das wissenschaftliches Arbeiten möglich macht, und das sowohl mündlich als auch schriftlich?

Allerdings entsteht dann die Frage, wie du in Asien an eine entsprechende Stelle kommen möchtest. Als Europäer im Ausland an einer Institution dauerhaft unterzukommen, ist alles andere als einfach und nichts, worauf ich meine Lebensplanung setzen würde. Bliebe als letzte Option der Weg über andere in Asien tätige Einrichtungen. Beispielsweise hat auch das deutsche archäologische Institut ein paar Außenstellen in Asien. Aber auch hier: Das sind nur sehr wenige Stellen.

Wenn du nun tatsächlich immernoch in diese Richtung gehen möchtest, würde ich die vor einer endgültigen Entscheidung dringend nahelegen, mehrere Praktika zu machen. Mindestens ein Grabungspraktikum (min. 4 Wochen für einen vernünftigen Einblick in die anfallenden Arbeiten), dazu ein Museumspraktikum und evtl. etwas im Bereich der Landes- oder Kommunalarchäologien, damit du auch mal mitbekommst, was sonst noch alles zur Archäologie gehört. Die meisten stellen im Lauf mehrerer Praktika fest, dass Vorstellung und Realität gerade bei der Archäologie meilenweit auseinander liegen.

Persönlich würde ich dir mit deinen aktuellen Angaben dringend von der Archäologie abraten, da a) das gewünschte Einsatzgebiet vermutlich von falschen Vorstellungen herrührt und b) die Aussichten, in dieser sehr speziellen Sparte auch unterzukommen mehr als überschaubar sind.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Jerne79  25.10.2020, 01:54

Mich würde ja interessieren, warum du denkst, dass die Archäologie das richtige Fach für dich wäre. Denn so leid es mir tut: Die meisten irren sich sehr in ihrer Vorstellung vom Fach.

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Auch wenn Du als Studentin oder fertige Archäologin mal zu Ausgrabungen fahren magst, so ist dieses Studium doch grundsätzlich ein stark wissenschaftliches Studium mit - nach dem Studium - eher "sitzender" Forschungstätigkeit an irgendwelchen inländischen Instituten. Promotion ist zur Verbesserung der geringen Berufschancen dringend zu empfehlen. Am besten Du informierst dich erst mal genauer über diesen Studiengang bei einer infrage kommenden Universität.

Ich hab grad leider keine Zeit, um dir ausführlich zu antworten. Aber du hast eine völlig falsche Vorstellung vom Berufsalltag eines Archäologen.

 und vor allem der Osten spricht mich an.

Was verstehst du unter Osten?

Im gsnzen arabischen Raum hast du als europäische Frau kaum eine Schnitte.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Anonymousella 
Fragesteller
 24.10.2020, 20:15

Mit Osten meinte ich China, Japan, Indonesien, Philippinen und co ...

warum ist meine vorstellung von dem Beruf falsch? Wie gesagt ich weiß auch dass man die meiste Zeit eigentlich „drinnen“ verbringt. Und Dinge die man gar nicht erst finden musste wie Stadtmauern zum Beispiel zu Zeitaltern zuordnet. Ist das falsch? Übersehe ich etwas? •_•

Würde mich freuen wenn Sie noch einmal wenn Sie Zeit haben antworten

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Kristall08  25.10.2020, 01:53
@Anonymousella
Und Dinge die man gar nicht erst finden musste wie Stadtmauern zum Beispiel zu Zeitaltern zuordnet. Ist das falsch? 

Ja. ;)

Zunächst mal müsstest du die Sprache des Landes, in dem du arbeiten willst, perfekt beherrschen. Du müsstest in der Lage sein, die Fachliteratur zu lesen und zu verstehen und die erscheint meist nur in den entsprechenden Sprachen. Übersetzt wird da selten was.

Das geht in Europa, wo die Sprachen alle irgendwie ähnlich sind. Bei den Ländern, die dir vorschweben, wäre das eine ziemliche Herausforderung.

Dann ist es sehr schwer, anderswo Fuß zu fassen. Denn alle Länder haben eigene Fachleute.. Da kriegt man nicht so leicht einen Fuß in die Tür. Als Frau sowieso.

Ausgrabungen sind selten so lustig, wie der Laie sich das vorstellt. Es bedeutet bei Wind und Wetter draußen zu sein und echte Knochenarbeit zu leisten. Spätestens, wenn einem das Wasser den Rücken runterläuft oder man im Winter an der Kamera festfriert macht das nicht mehr so wirklich Spaß.

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Ganz miserable Aussichten. Und die Archäologie "im Osten" (China, Japan) ist fest in Händen der dort ausgebildeten und einheimischen Archäologen. Alles andere wurde hier schon geschrieben.