(Anti)Speziesismus?

3 Antworten

War es also aus antispeziesistischer Sicht unethisch, diesen Menschen das Leben zu retten?

-> Ja, denn die Interessen der Menschen wurden über die der Rinder gestellt.

Wie sieht der Standpunkt bei Rettungsaktionen (etwa bei Bränden) aus, bei denen man sich unter umständen bei der Rettung zwischen Menschen und Tieren entscheiden muss?

-> Da ist es das gleiche. Aus Sicht der Antispeziesisten werden menschliche Tiere bevorzugt, nur weil sie menschliche Tiere sind. Da man annehmen kann, dass alle anderen Tiere auch das Interesse haben, gerettet zu werden, wäre es speziesistisch, nur menschliche Tiere zu retten.

Bleiben Spezies die nicht dem Tierreich zuzuordnen sind, beim Antispeziesismus außen vor?

-> Es kommt weniger auf's Tiersein, sondern vielmehr auf den Besitz von Interessen an. Da es Pflanzen bspw. an Sinnesorganen fehlt, mit denen sie Schmerz empfinden könnten, werden ihnen in dieser Hinsicht keine Interessen zugesprochen. Hier wird aber zB auch diskutiert, welchen Einfluss die Komplexität eines Organismus hat, weswegen manche argumentieren, dass es auch innerhalb des Tierreichs zu Unterschieden kommt, sodass zB ein Insekt ohne zentrales Nervensystem ein geringeres Interesse an physischer Unversehrtheit hätte als zB ein Hund, da letzterer Schmerz empfinden kann.

BibiSunlight 
Fragesteller
 28.04.2023, 00:49

Schmerzempfinden, Sinnesorgane, etc. können doch aber schon deswegen keine Kriterien im Sinne des Antispeziesismus sein weil das

1. der Versuch ist, Unterscheidungskriterien zu etablieren anhand derer doch wieder zwischen Spezies diskriminiert wird und

2. weil das bei Menschen auch kein Kriterium ist. Wenn du einen z.B. komatösen Menschen mit Vorsatz tötest, bleibt das Mord.

1
Bellbellbell  28.04.2023, 01:57
@BibiSunlight

Zu 1.: Es ist doch keine Diskriminierung, wenn aus unterschiedlich ausgeprägten Interessen auch eine unterschiedliche Bewertung folgt. Der Antispeziesismus hat ja nicht prinzipiell was dagegen, wenn zwischen zwei Lebewesen unterschiedlicher Spezies auch unterschieden wird. Er ist lediglich dagegen die Spezieszugehörigkeit an sich zur moralischen Bewertung heranzuziehen. Stattdessen sollen die viel relevanteren Interessen des/der Betroffenen bedacht werden und diese leiten sich zB daraus ab, ob die Fähigkeit zur Schmerzempfindung besteht.

Wenn man auch Merkmale wie diese von der Bewertung ausschließen würde, dann hätte man ja gar keine Faktoren mehr, die die Moralität beeinflussen können, d.h. es wäre alles grundsätzlich immer gleich moralisch.

Zu 2.: Ja über solche Grenzfälle lässt sich diskutieren. Man könnte zB annehmen, dass auch ein Komapatient, da er immer noch ein Lebewesen ist, ein Interesse hat weiterzuleben, auch wenn er dieses nicht ausdrücken kann. Genauso könnte man aber auch sagen, es wäre eher in seinem Interesse zu sterben, weil ein Leben im Koma von vielen als nicht lebenswert angesehen wird. Bei sowas ist für mich dann immer die Grenze dessen erreicht, was sich in theoretische Definitionen pressen lässt und es geht über in die vielen Grautöne dieses Universums ;)

0
BibiSunlight 
Fragesteller
 28.04.2023, 03:57
@Bellbellbell
Zu 1.: Es ist doch keine Diskriminierung, wenn aus unterschiedlich ausgeprägten Interessen auch eine unterschiedliche Bewertung folgt.

Von welchem Lebewesen ist denn von einem "Interesse" daran auszugehen, nicht zu Leben oder verletzt zu werden? In wie fern lässt sich aus einem fehlenden zentralen Nervensystem oder eines fehlenden Schmerzempfindens (letzteres gibt es übrigens auch bei Menschen) darauf schließen, das töten oder verletzen okay und im "Interesse" des Lebewesens ist?

Und wie passt deine Idee der "unterschiedlichen Bewertung" zu der Idee des Antispezisismus, „daß wir, wenn wir das Prinzip der Gleichheit als eine vernünftige moralische Basis für unsere Beziehungen zu den Mitgliedern unserer Gattung akzeptiert haben, auch verpflichtet sind, es als eine vernünftige moralische Basis für unsere Beziehungen zu denen außerhalb unserer Gattung anzuerkennen.“ ?

Wenn man auch Merkmale wie diese von der Bewertung ausschließen würde, dann hätte man ja gar keine Faktoren mehr, die die Moralität beeinflussen können, d.h. es wäre alles grundsätzlich immer gleich moralisch.

Was moralisch ist, entscheidet normalerweise eine Gesellschaft für sich selbst. (unter Einbeziehung aller betroffenen und als offenbar Spezisist, den ich halte Antispezisismus, zumindest nach deinem Verständnis für Menschenverachtend meine ich damit ausschließlich Menschen.)

Bei sowas ist für mich dann immer die Grenze dessen erreicht, was sich in theoretische Definitionen pressen lässt

Die theoretischen Definitionen, die sich nicht Konsequent anwenden lassen, taugen einfach nichts... ;)

Wenn man den "Antispezisismus" beliebig aus dem Hut ziehen kann, wenn er gerade passt und ansonsten stecken lassen kann, ist er doch völlig überflüssig

1
Bellbellbell  28.04.2023, 04:29
@BibiSunlight

Hä? Nirgendwo sage ich irgendwas von dem, was du in meine Erklärungen reininterpretierst :D Wieso geht es jetzt plötzlich nur um's Verletzen und Töten, davon sage ich im ersten Abschnitt kein Wort. Ich hab ganz allgemein erklärt, wie im Antispeziesismus die Interessen der Betroffenen genutzt werden, um moralisch bewerten zu können statt auf Basis der Spezies zu bewerten. So ist das nach Singer halt definiert?!

Und wieso stellst du es so dar, als wäre das meine Meinung? Ich hatte den Eindruck, hier würde eine Diskussion über einen bestimmten philosophischen Begriff geführt (Speziesismus nach Peter Singer), da du den auch immer wieder fleißig zitierst. Ich glaub du hast dich einfach noch nie richtig mit Philosophie beschäftigt und verstehst daher nicht, wie man darüber diskutiert. Es geht dabei nicht um die eigene Meinung zu dem Thema, sondern um die Definition eines oder mehrerer bestimmter Philosophen und auf Basis derer Erkenntnisse wird die Welt betrachtet und Gedankenspiele durchdiskutiert unter Anwendung der entsprechenden Definition.

Aber da ich eh den Eindruck habe, du verstehst die Definition von Singer auch gar nicht richtig (das Gleichheitsprinzip bedeutet nicht, dass keine Unterschiede existieren ;)), brech ich das hier mal ab :D schönen Tag noch!

0

Ich bin selbst vegan und habe auch schon gesehen, dass Veganer ihre Lebensweise unter anderem mit Speziesismus begründen. Ich persönlich finde, der Fokus sollte auf dem Großen und Ganzen bleiben.

Momentan ist es so: Im Jahr werden durchschnittlich 72 Milliarden Landtieren und 1,2 Billionen Meerestieren weltweit für den Menschen getötet. Das sind SO SO viele, es ist einfach schrecklich. Das Leben eines Tieres ist für den Menschen nicht mehr, als ein Produkt, aus dem er kurzen Genuss ziehen kann.

Meine Meinung: Ein Tierleben sollte nur dann beendet werden, wenn ein Menschenleben davon abhängt (was es in den wenigsten Fällen tut). Fleischkonsum in einer Zeit, in der es so viele Alternativen gibt und vegan so zugänglich ist, wie nie zuvor, ist nicht nur unethisch, sondern auch unnötig. Es geht hauptsächlich darum, dass der Mensch sich nicht länger verhalten soll, als wäre er der König der Welt und hätte deshalb das Recht, Tierleben nur für seinen eigenen Vorteil zu beenden.
Das ist denke ich das, worauf viele Aufmerksam machen wollen.

Bei Lebensgefahr eines Menschen finde ich es vollkommen legitim, den Menschen über das Tier zu stellen.

Ja, das wäre völlig verrückt und würde Tiere auch über Menschen stellen,

Weil sie die gleichen Rechte hätten, aber keine Pflichten.

Es ist kompletter Bullshitwahnsinn und für keine menschliche Gesellschaft geeignet.

Jedes Scheißetierleben wäre unendlich wertvoll.

Du müsstest jeden Schädling erdulden etc.

Es ist komplett verrückt.