Anrede in einem Brief im 18 Jahundert
Wie schrieb man seinen Geliebten in einem Brief im 18. Jahrhundert an?
2 Antworten
"Wie schrieb man seinen Geliebten?" Am besten jeder/jedem einen eigenen Brief!
Gewöhnlich war man im 18. Jh. in D per Sie, und das dauerte dann sehr, sehr lange (Goethe und Schiller, enge Freunde über Jahrzehnte, haben einander nie geduzt!).
"Liebe, liebe Freundin!" entwarf Goethe einen Brief an Friederike Brion am 15. Okt. 1770, "Ich zweifle nicht, Sie so zu nennen"
In Gedichten allerdings wurde der/die Geliebte geduzt - das geschah ja sozusagen in Gedanken: Wo bist du itzt, mein unvergeßlich Mädchen, | Wo singst du itzt? | Wo lacht die Flur? wo triumfirt das Städtchen | Das dich besitzt? bedichtet Reinhold Michael Lenz Friederike Brion, die von Goethe sitzengelassen worden war, der aber immer noch duzend schwärmte: Ich sah dich, und die milde Freude / Floß aus dem süßen Blick auf mich./ Ganz war mein Herz an deiner Seite, / Und jeder Atemzug für dich.
Die Anrede mit der 3. P. Mehrzahl war aus Frankreich gekommmen, wo sich sogar manche Eheleute immer noch "Siezen".
In Deutschland "Ihrzte" man vorher einander, man sprach den anderen/die andere mit der 2. P. Mehrzahl an, und diese Fürwörter schreibt man immer noch groß: "Herr Ritter, ist Eure Lieb so heiß, wie Ihr mir's schwört zu jeder Stund, ei, so hebt mir den Handschuh auf!"
Statt des üblichen Ihr und des vom 15. bis 18.Jh gebräuchlichen "Er" ist das Du für den Verkehr mit Nahestehende, das "Sie" für ferner Stehende üblich geworden.