Alphabetschrift und Konsonantenschrift?

5 Antworten

beide semitische Sprachen, also hebräisch und arabisch, sind vollständige Buchstabenschriften (im Gegensatz etwa zur chinesischen Ideographie oder der japanischen Silbenschrift). Nur dass meist die Vokalzeichen weggelassen werden und nur die Konsonanten geschrieben werden.

Dieses arabische Alphabet enthält eben nur Konsunanten (keine Vokale), weswegen von Konsunantenschrift die Rede ist. In einigen arabischen Schriften besteht die Möglichkeit, Vokale durch Punkte unter den Wörtern anzudeuten.

Koschutnig  13.01.2017, 17:52

Zur Orthografie/Orthographie (nix für ungut!):

Jene Laute eienr Sprache, die keine Vokale sind, sind   mit den Selbstlauten  mittönende Laute, daher Mitlaute oder  aus dem Lateinischen die Bezeichnung Kon-sonanten (wie das Sonar, die Sonographie/-grafie, die Sonate)

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Rudolf36  13.01.2017, 19:56

Wo hast du Arabisch gelernt? 

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Keine Ahnung, warum man Schriften ohne Vokalzeichen nicht als Alphabet-Schriften bezeichnen sollte.

Alles eine Frage der Definition.

Es waren die Phönizier, die auf den genialen Einfall kamen, nicht Bilder oder einzelne Zeichen für bestimmte Bedeutungen festzulegen (woraufhin ein solches System ins Unbegrenzte wachsen kann), sondern eine Alphabet-Schrift einzuführen, in der die einzelnen Zeichen (im Prinzip) Lautungen wiedergeben,. Das Inventar der Sprachlaute ist in jeder Sprache äußerst begrenzt. Kombinationen von Lauten formieren dann die Ausspracheseite der Bedeutungsträger: W, E, L,T sind im Deutschen willkürlich gegriffene Zeichen für die Laute /v, e, l, t/; die Kombination der  gemeinten Laute /velt/ trägt die Bedeutung 'Welt', die nunmehr schriftlich festgehalten werden kann, ohne dass man ein sprechendes Bild (wie zB eine Weltkugel) dafür einsetzen müsste.

Dies Prinzip gilt für alle Schriften, die der phönizischen Anregung gefolgt sind, egal, ob sie extra Vokal-Zeichen vorsehen oder nicht.

Diese Schreib-Systeme  haben nämlich die entscheidenden Charakteristika gemeinsam, vor allem wie gesagt die Lösung der Zeichen von jeglicher einzelnen Bedeutung bzw die daraus folgende starke Begrenzung des Zeichen-Inventars.

Die Anregung betr. eine solche Lautschrift wanderte rund ums Mittelmeer, wo das Inventar der Zeichen an die Gegebenheiten der Anrainer-Sprachen angepasst wurden. Aber sogar die Reihenfolge der Lautzeichen in den Zeichen-Inventaren ist in diesen Mittelmeer-Schriften für alle Sprache sehr ähnlich.

(Vgl die Anfänge der Alphabete,  hebr. Alef, Bet, Gimel, Dalet --- griech. Alpha, Beta, Gamma, Delta.)

Zum Unterschied von den semitischen Sprachen (zB Aramäisch, Hebräisch, Arabisch) wurden für die andern Sprachen am Mittelmeer auch Lautzeichen für die Vokale eingeführt (griech. Alpha und lat. A bezeichnen a-Laute, hebräisch Alef bezeichnet den glottalen Knacklaut [Konsonant] am Anfang eines Worts vor dem ersten Vokal.)

Das System der Vokal-Punktierung war fürs Hebräische im 9. Jh nChr voll entwickelt, aber die Tora-Rollen werden immer noch ohne Vokal-Zeichen geschrieben. Auch die Zeitungen in Israel zeigen keine Vokal-Punktierung, die offenbar allzu druckfehler-anfällig ist.

Im Deutschen wird eine Buchstabenschrift verwendet, im Gegensatz zu einer Bilderschrift. 
Das Alphabet (alfa, beta, gamma) enthält alle Zeichen, die in unserer Schrift benutzt werden, für alle Laute, die in unserer Sprache benutzt werden. Die Unterscheidung von Vokalen und Konsonanten ist primär eine Sache der Sprache, nicht der Schrift. "Alphabetschrft" ist so überflüssig wie "Gebäudehaus".

Mag sein, dass es irgendwo eine reine Konsonantenschrift gibt. 
Die arabische Schrift gehört nicht dazu. a, i, u am Anfang und Ende eines Wortes werden sehr wohl geschrieben, auch wenn man manche Vokale im Inneren eines Wortes raten oder wissen muss.

Wie schreibst du denn den arabischen Artikel "al"? 

ElizaD  20.01.2017, 17:03

'"Alphabetschrft" ist so überflüssig wie "Gebäudehaus".'

Das stimmt so nicht.

Die chinesische und japanische Schrift sind sog. Morphem-Schriften, das heißt,  die  Zeichen geben Bedeutungen wieder, unabhängig von der Aussprache. Infolgedessen sind sie keine Alphabet-Schriften.

Die Zeichen-Inventare von Morphem-Schriften wie diesen sind außerordentlich groß bzw neigen zu ständigem Wachstum.

Solche Schriften können allerdings unter bestimmten kulturellen
Voraussetzungen Vorteile haben.

Der Vorteil dieser Verschriftung für ein Riesenreich wie China war, dass diese Texte in jedem beliebigen chinesischen Dialekt verstanden werden konnten. Die sog. chinesischen Dialekte
unterscheiden sich gewaltig voneinander (manche stehen einander  ferner als etwa Deutsch und Spanisch).

Egal aber, wie ein chinesischer Regierungs-Beamter seinen Text einer bestimmten für ganz China gültigen Verfügung lautierte, er wusste, dass dieser Text ohne Übersetzung im Original auch im hintersten Winkel des Reichs vorgelesen und verstanden werden konnte, weil da die Schriftzeichen eben nur Bedeutungen transportierten, egal was für Lautierungen ein Leser in 3000 km Entfernung dann daran hängte.

Demgegenüber sind Alphabet-Schriften solche, die prinzipiell als
Lautschriften konzipiert sind,*  wo die Zeichen jedes einzelne KEINE Bedeutung transportieren und wo nur bestimmte Kombinationen von Zeichen (bzw die Laut-Bündel, auf die sie hinweisen) in je einer bestimmten Sprache zu Bedeutungsträgern werden können. Also stabile, kleine Zeichen-Inventare möglich sind.

Der Ausdruck "Alphabetschrift" ist also im Kontext der sonstigen
Schriften, besonders der Morphem-Schriften, keineswegs redundant.

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*Nur "prinzipiell", weil in den historisch entstandenen Alphabet-
Schriften durch diverse historische Störungen keine 1-zu-1-Verhältnisse [mehr] zwischen Buchstaben und Lauten bestehen wie in einer wissenschaftlichen phonetischen Schrift.

Sogar das Englische hat eine prinzipiell auf die Aussprache bezogene Schrift (Alphabetschrift), obwohl  im Englischen das Beziehungs-Verhältnis der Schriftzeichen zu den gesprochenen Sprachlauten, bedingt durch die englische Sprach-Entwicklung seit 600 (dem ersten altenglischen Text) , sehr chaotisch geworden ist. But there's method in the madness;  es gibt tatsächlich gewisse Regeln, und eine Morphographie ist die englische Schreibung erst recht nicht.



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Es heißt durchaus auch arabisches Alphabet (auf Arabisch: Abdschad, abgeleitet von den 1. vier Buchstaben der semitischen Sprachen: Alif, Beth, Gimel, Daleth), wobei dieses Alphabet vom Typus her eine Konsonantenschrift ist. Also sind für Arabisch, Hebräisch oder Aramäisch gleichermaßen beide Begriffe anwendbar. Und zumindest bei den 1. vier Buchstaben des Griechischen stecken die alten semitischen Namen drin: alef=Alpha, Beth=Beta, Gimel=Gamma, Daleth=Delta ...