Ab wann ist es Indoktrination?
Hi, ich hatte letztens eine Diskussion mit meinen Freundinnen über die Themen Indoktrination und Religion (und mich exta für diese Frage jetzt bei gutefrage registriert 😅).
Eine meinte, dass egal von welcher Religion oder politischen Ideologie man redet, es immer Indoktrination sei, bei den Followern.
Ich habe dagegen argumentiert, dass Leute auch selbst zu einer Religion finden können, aus freien Stücken (es gibt ja Leute, die konvertieren, wenn sie erwachsen sind) und dass ich das dann nicht Indoktrination nennen würde.
Ich z.B. wurde atheistisch erzogen, fand dann aber zum Christentum und sehe das inzwischen als meinen Glauben an, bin aber noch nicht konvertiert. Eine meiner Freundinnen meinte dann, dass ich einfach nur indoktriniert sei und ehrlich gesagt, das hat mich beleidigt.
Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass ich mich freiwillig damit befasste und mir niemand Druck machte, da etwas glauben zu müssen, oder so. Es hat da keiner auf mich eingeredet.
Ich fühle mich auch von niemandem unter Druck gesetzt, da dabei bleiben zu müssen. Sollte ich feststellen, dass das mit dem Christentum doch irgendwie falsch war, könnte ich es einfach hinter mir lassen und keiner würde sich darüber aufregen.
Was meint ihr? Würdet ihr eher ihr oder mir zustimmen?
Ist jeder, der einer Religion oder politischen Ideologie folgt indoktriniert oder kann das auch aus freien Stücken, bewusst, mit klarem Kopf und ohne Indoktrination erfolgen?
Ich freue mich auf eure Antworten!
🙈
7 Antworten
Indoktrination (lateinisch doctrina ‚Belehrung‘) ist eine besonders vehemente, keinen Widerspruch und keine Diskussion zulassende Belehrung. Wikipedia
Wenn jemand, wie deine Freundin, von religiöser Indoktrination spricht, dann wundere ich mich jedes Mal.
Zwischen religiöser Indoktrination und christlicher Erziehung sehe ich, bei den Menschen die ich kenne, keine Uebereinstimmung.
Bei den Familien, wo Gott eine wichtige Rolle spielte, wurde es weitgehend den Kindern und Jugendlichen überlassen, wie weit sie selber religiös lebten. Sie mussten nicht in die "Sonntagsschule" (kirchlichen Unterricht während des Gottesdienstes). Wenn sie gingen, dann wollten sie selber gehen.
Mich hat keiner gezwungen in den Gottesdienst zu gehen oder in der Kinderbibel zu lesen. Man freute sich einfach, wenn ich es tun wollte - Gottesdienst meist nicht - in der Kinderbibel lesen sehr gerne.
Man hat mich religiös so offen erzogen, dass ich nach der Konfirmation in Richtung Esoterik gegangen bin. Mich danach für diverse Religionen interessiert habe.
Ich habe sehr viele christliche Biografien gelesen. Die Geschichten, wie jemand zum Glauben gekommen ist, sind so vielfältig wie die Menschen allgemein.
Es gibt solche, die sind vom Kind bis zum Erwachsenen gläubig gewesen. Andere wurden durch einen Schicksalsschlag (z. B. Tod von Angehörigen) oder durch eine Lebensverzweiflung (Drogensucht, Depression...) gläubig. Wieder andere haben per Zufall einen christlichen Text gelesen, ein christliches Lied gehört oder durch bekamen in einer Diskussion gesagt, dass Gott ihnen etwas bedeutet und wurden so auf Gott "aufmerksam".
Wie besonders die Wege sind, die jemanden zum Glauben an Gott führen, sieht man hier:
Krimineller mit 150 Straftaten
https://www.youtube.com/watch?v=M1eLKQnd5m4
Strenggläubiger, missionarischer Atheist - so sah sich dieser Wissenschaftler
https://www.youtube.com/watch?v=8CMj4X_e1wM
Sechs Personen - darunter ein Kick-Box-Weltmeister
Religion ist Indoktrination und Gebete sind sogar Selbstindoktrination. Man legt sich damit selbst die Fesseln an, die einen klein, dumm und in Abhängigkeit halten und das eigenständige Denken unterdrücken. Man folgt mit seinen Gedanken dann der vorgegebenen Richtung.
Leider haben deine Freundinnen mehr recht, Indoktrination gibt es überall und es ist durchaus auch normal. Es darf nur nicht überhand nehmen.
Zudem muss man das auch immer aus einen historischen oder kulturellen Kontext sehen. Würdest du in Afghanistan leben, würdest du die Sache bestimmt ganz anders sehen.
Auch im Christentum war es noch vor 500 Jahren tödlich "frei seine Religion zu suchen".
Sprich, solche komplexen Themen nicht so eingeengt betrachten. Aktuelles Beispiel ist die sog. Woke-Bewegung im Netz. Das ist pure Indoktrination, verflochten mit radikalen Feminismus und LGBTQ-Leuten (nicht alle)
Ich denke es kommt darauf an wie streng man den Begriff auslegt.
Indoktrination bedeutet ja (massiv) psychologische mittel zu nutzen um eine Person gezielt zu beeinflussen eine bestimmte Ansicht oder Meinung zu halten.
Das massiv steht dabei aber in Klammern.
Und psychologische mittel können vieles sein.
Ein allgemeines Beispiel wäre framing. Wenn man etwas so framed das es einen bestimmten Eindruck erweckt sodass man in eine bestimmte Richtung gestossen wird. Dann kann man das durchaus schon als Indoktrination bezeichnen. Beispiele dafür kannste imgrunde bei jedem Bild Artikel finden.
Auch Religionen kommen mit solche Mitteln. Dogmen kann man hier anführen und allgemein die Haltung das man Gott oder die aussagen nicht zu hinterfragen hat. In stark religiösen Umgebungen ist Skepsis ein regelrechter Feind.
Gesellschaftlicher oder familiärer Druck kann man auch so auslegen.
Oder Dinge wie: du musst es einfach Mal ausprobieren dann wirst du sehen. (Dieser Vorschlag baut darauf das ma Dinge wien den bestätigungsfehler nicht kennt)
Auch framing gibt es in der Religion. Meist in Form davon Dinge auf Gott zu deuten.
Google Mal nach Skinners tauben Experiment. Ein ähnlicher Effekt wird auch stark in Religionen benutzt.
Manche Gottesdienste spielen auch mit rein. (Besonders in Amerika wo ja irgendwelche Priester angebliche Wunderheilungen etc. Vornehmen)
Im Endeffekt geht es bei Religion primär darum eine gefühlte Wahrheit zu erzeugen.
Etliche Ideologien stehen dem aber in nichts nach.
Ein andere Beispiel für eine psychologische Manipulation wären z.b. Halbwahrheiten. Wenn z.b. jemand wichtige Infos weglässt um den Anschein zu erwecken das eine Situation anders war als sie in Wirklichkeit war. Ein gutes Beispiel dafür ist das kindliche: "der hat mich gehauen" als einzige Information. Es wird weggelassen das die Person selbst vielleicht die andere vorher massiv geärgert und beleidigt hat. Oder anderweitig bedrängt hat.
Ich denke im Falle von Religionen wird man auch bei der Freiwilligen beschäftigung mit diesen Dingen in Kontakt kommen. Wirklich konfrontiert damit wird man aber durchaus erst richtig innerhalb einer religiösen Gemeinde/Gruppe. Aber auch da gibt es dann durchaus Unterschiede.
Bedenke bei dem ganzen: es gibt auch Menschen die freiwillig dem IS beigetreten sind. Und nicht innerhalb dieser Strukturen groß geworden sind. (Das sind halt die extremen auswüchse von Indoktrination)
Religiöse Überzeugungen folgen i. d. R. einem kulturellen Kontext - was nicht heißt, das der nicht schon via Habitualisierung Ergebnis einer traditionellen Form von "Indoktrination" darstellt.
Bei sozialen/ politischen Überzeugungen ist es ähnlich, sie sind traditionell Milljöh verhaftet und sollten der sozialen Position des Überzeugungsträgers zumindest korrespondierend sein.
Erst wend as aufgebrochen wird, wenn Menschen gegen ihre objektiven Interessen oder in Verkennung ihrer kulturellen oder sozialen Situation zu "fremden " Ideen/ Haltungen übergehen kann man von dergleichen reden - obwohl das auch alles durch "andere Umstände" induziert und motiviert sein kann.
Erst wenn ein einseitiger Zwangscharakter bei der Steuerung von Gedanken/Informationen und Interpretationen erkennbar ist wird man vermutlich von I. reden wollen (Beispiele hier, die "Erziehung" der Menschen in Nordkorea und vermutlich die Anpassung der Uiguren und früher der Tibeter an die Chinesische "Wirklichkeit")