Wenn das Gegenteil einer Tatsache falsch ist, ist dann die Tatsache wahr?


30.03.2023, 22:08

Das Wort Tatsache kann man besser durch "Behauptung" ersetzen

6 Antworten

Die Frage ist gut gemeint und falsch formuliert.

,,Gegenteil" ist kein formal-logischer Begriff.

Wenn ,,nicht-A" falsch ist, und DESHALB A wahr ist, spricht man von ,,Widerspruch" (Contradictio)

Die meisten Gegensätze sind aber konträr; das heisst: sie können beide falsch sein, aber nicht beide wahr.

Dann geht der von Dir gefragte Schlussfolgerung nicht auf.

Zu Tatsachen kann es kein Gegenteil geben. Gegenteile sind z.B. bei Prozessen auszumachen. Ich kann also etwas vermehren und (jetzt das Gegenteil) vermindern. Ich kann Dinge lernen oder vergessen, kann Bindungen zu Menschen aufbauen oder lösen, kann essen oder fasten. Aber zu Tatsachen, wie z.B. dem Wirken der Gravitation auf alle massehaltigen Gegenstände in der bekannten Welt, kann es kein Gegenteil geben. Auch zu der Tatsache, dass sich zwischen zwei unterschiedlich geladenen Platten ein elektrisches Feld aufbaut, kann es kein Gegenteil geben. Denkbar wäre lediglich, dass dieses elektrische Feld anders gestaltet ist als es vielleicht ein Wissenschaftler beschrieben hat. Doch ein Gegenteil ist nicht vorstellbar.

Wenn man sich dies klar gemacht hat, ist natürlich auch die von dir formulierte Frage nicht zu beantworten.

Wenn du nun aber dennoch bestimmte Aussagen zu Phänomenen betrachtest, und eben diese einfach einmal als Tatsachen deklarierst, müssen wir neu überlegen. Beispiel: Gesetzt wir bewerten Helene als ein liebenswertes Mädchen. Das Gegenteil, dass Helene kein liebenswertes Mädchen ist, erachten wir als unwahr. Ist damit nun bewiesen, dass Helene liebenswert ist? Hier könnte man geneigt sein, dem zuzustimmen, doch Vorsicht!!

Wenn wir nur die zweite Aussage allein haben, also nur wissen, dass die Aussage: "Helene ist kein liebenswertes Mädchen" ist unwahr, dann können wir daraus nicht folgern, dass Helene ein liebenswertes Mädchen ist. Es gibt einfach viel zu viele weitere Möglichkeiten, was Helene sein könnte, wenn sie etwas bestimmtes nicht ist. In der Philosophie spricht man hier von unendlichen Aussagen. Beispiel: Wenn ich einen Gegenstand beschreibe mit den Worten: "Es ist kein Stein!", dann kann er unendlich viel anders sein.

Nicht notwendigerweise.

Zum Beispiel ist sowohl die Behauptung "Die gesamte Weltbevölkerung ist christlich", als auch deren Gegenteil "Die gesamte Weltbevölkerung ist nicht christlich" falsch.

Ich gehe davon aus, dass Du über Behauptungen über das reale Universum redest (?).

Für Behauptungen würde das allenfalls in den selten Fällen einer direkten Zuordnung von sich ausschließenden Fällen zutreffen (tot-lebendig; schwanger -nicht schwanger). Generell ist die Realität über die Behauptungen aufgestellt werden viel zu komplex um durch solche, eher simplistischen, Schlüsse erfassbar gemacht zu werden.

l3487171 
Fragesteller
 30.03.2023, 23:37

Das gibt es aber doch viele Beispiele, die du ja auch nennst: "nicht schwanger". Ich frage mich eben, ob das formal logisch immer korrekt ist, dass die Verneinung des Gegenteils zur Wahrheit führt.

Wahrscheinlich hängt das auch damit zusammen, ob Logik zweiwertig oder mehrwertig ist und man wie du schon sagst z.B. unentscheidbare Zwischen-Zustände dazu nimmt. Aber da bin ich jetzt auch nicht sicher.

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PFromage  31.03.2023, 15:49
@l3487171

Es gibt 2 "Arten"" Gegenteil ;konträre können beide nicht zustimmen wahr sein aber zusammen falsch (auf W-Fragen z. B. Wann, wo, wie warum usw. ("wo war er gestern" l

Auf Fragen ohne "W" Kontradiktorisch, können nicht zusammen wahr aber auch nicht zusammen falsch sein ("ist er gekommen?)

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