Warum mischen sich Religionen in die Sexualität ihrer Gläubigen ein?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Was versprechen sich Religionen davon?

Die Sexualität zu kontrollieren ist ein manipulatives Machtmittel.

Der Sexualtrieb ist in der Regel sehr ausgeprägt und lässt sich ähnlich schwer unterdrücken, wie etwa das Hungergefühl.

Wenn man Gläubigen jetzt einredet, bestimmte Formen von Sexualität wären "sündhaft" und sie würden dafür bestraft, ist die Falle perfekt:

Der oder die Gläubige kämpft dann gegen einen natürlichen Trieb an und wird - auf die eine oder andere Art - immer wieder "unterliegen" (nächtlicher Samenerguss o.ä.)

Die eingeredeten Schuldgefühle und die Angst vor den angeblichen Konsequenzen führt dann dazu, dass der Gläubige wieder "gehorsam" wird und sich dem Diktat beugt

So können religiöse Gruppen auch Anhänger emotional erpressen und zwingen, den Regeln der Gemeinschaft zu folgen - wie gesagt, das perfekte Machtmittel.


Rudigems 
Fragesteller
 02.03.2022, 21:26

Ja, so sehe ich das auch. Deshalb werde ich niemals in eine Religion eintreten. Ich habe mal 35 Jahre bei einem Ältesten von den Zeugen Jehovas die Bibel studiert. Der wollte mir auch jedes mal erzählen, was ich in der Sexualität darf, und was nicht.

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Enzylexikon  02.03.2022, 21:30
@Rudigems

Ich bin ordinierter Buddhist und lasse mir von niemandem in meine Sexualität reinreden

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Rudigems 
Fragesteller
 02.03.2022, 21:42
@Enzylexikon

Ist das im Buddhismus nicht üblich, das man sich in den Sex einmischt?

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Enzylexikon  02.03.2022, 21:48
@Rudigems

Gerne erkläre ich das mal ausführlich, muss für heute aber erstmal los.

Grundsätzliche Antwort: Nein, der Buddhismus hat keine göttlichen Gebote, die sich in das Sexualleben einmischen, sondern lediglich Handlungsempfehlungen und sittliche Gelübde, denen man freiwillig folgt.

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Enzylexikon  03.03.2022, 20:54
@Enzylexikon

So, jetzt weiter im Text

Der Buddhismus kennt fünf Grundgelübde, die "fünf Sittlichkeitsregeln" (Panchasila), die man als Buddhist auf sich nimmt

Eine moderne Übertragung die ich sehr mag ist die Folgende:

  • Ich gelobe, kein Leben zu nehmen
  • Ich gelobe, nicht gegebenes nicht zu nehmen
  • Ich gelobe, die Sexualität nicht zu missbrauchen
  • Ich gelobe, die Rede nicht zu missbrauchen
  • Ich gelobe, meinen Geist nicht zu betäuben

Uns interessiert jetzt natürlich vor allem die dritte Tugendregeln

Im altindischen Pali-Original lautet sie

"kamesu micchacara veramani sikkhapadam samadiyami"

"kamesu micchacara" lässt sich aufteilen in

  • kama - sexuell
  • cara - Verhalten
  • miccha - falsch

Was aber ist "falsches sexuelles Verhalten" bzw. "sexuelles Fehlverhalten" ?

In den Schriften des Anguttara Nikaya X. 176 und V. 287-292 erklärt der Buddha, bestimmte (weibliche) Personengruppen stünden in der buddhistischen Gemeinschaft unter dem besonderen Schutz

  • Mädchen, die noch unter der Obhut ihrer Eltern stehen
  • Verlobte
  • Verheiratete
  • Nonnen
  • Strafgefangene

Betrachtet man die damalige Gesellschaft, so wird klar, dass damit Personen vor sexuellen Übergriffen geschützt werden sollen, die sich in irgendeiner Form von Abhängigkeit befinden

Alles was darüber hinausgeht ist Interpretation.

So soll der Buddhist etwa vermeiden, "Leiden" zu verursachen und er soll achtsam und im Bewusstsein der Konsequenzen seiner Taten handeln.

Dass eine Vergewaltigung oder Betrügen des Partners eine Form von körperlichem bzw. emotionalem Leiden darstellen, ist naheliegend, dafür muss man kein buddhistischer Gelehrter sein. ;-)

Homosexualität, BDSM...aus buddhistischer Sicht eigentlich alles zu vertreten, solange man verantwortungsbewusst mit der Sexualität umgeht.

Dass es insbesondere unter asiatischstämmigen Buddhisten kulturell bedingte Vorurteile gegen Homosexualität gibt, ist nicht die Schuld des Buddha

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Enzylexikon  03.03.2022, 21:01
@Enzylexikon

Außerdem rief der Buddha sogar selbst dazu auf alle Lehren - inklusive seiner eigenen - kritisch zu hinterfragen.

Selbst wenn also der Buddha gelehrt haben sollte "Homosexuelle sind verabscheuungswürdig und müssen verstoßen werden"..., ist das letztlich egal.

Denn jeder heutige Buddhist kann sagen: "Da irrte der gute Mann wohl..." und seine moralischen Maßstäbe an den Werten von Weisheit und Mitgefühl entwickeln. :-)

Da es häufig gefragt wird:

Auch Masturbation ist grundsätzlich kein Problem.

Sexsucht oder Masturbationssucht wären aus buddhistischer Sicht problematisch, weil sie eine unheilsame Anhaftung darstellen, die zu Leiden führt. Man verliert seine geistige Unabhängigkeit, so wie bei anderen Suchterkrankungen auch.

Somit sind weder Sexualität noch Masturbation das Problem, sondern nur, ob der Mensch eigenverantwortlich damit konstruktiv umgehen kann.

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Enzylexikon  07.03.2022, 20:31

Vielen Dank für den Stern. :-)

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Diese "Glaubensrichtungen" (Offb.12,9)

haben auch "ihren Grund" (Joh.8,44; Offb.17,1-4).

Jesu glaubte man ja nicht (Joh.14,6).

Woher ich das weiß:Recherche

Um deine Frage beantworten zu können, müsste man wissen, was denn so fragwürdig ist. Wo es die Freiheit des Menschen zu stark einschränkt?

Manches, wie zum Beispiel die Selbstbefriedigung in der Pubertät als Sünde zu bezeichnen, ist von Menschen ausgedacht und findet keine Gründe dafür in der Bibel.

Oh, sie versprechen sich nicht nur!...

...Sie KRIEGEN: Jede Menge devote, manipulierbare, willenlose, weil angstschlotternde Schafe!

DAS hat Religionen über Jahrtausende erfolgreich gemacht und tut es - leider - heute noch!

Das ist doch so einfach, ja: PRIMITIV, aber bei Blöden funktioniert es halt!

Nimm irgendetwas Menschliches, was jeder gerne macht und gut findet und dann verteufele es und erkläre es zum Bösen und bewehre es mit Höllenstrafe!

... und schon hast Du eine Herde williger Idioten, denen Du befehlen kannst, was Du willst, wenn Du ihnen im Gegenzug versprichst, ihre - nicht-existierenden - "Sünden" zu tilgen!

Das ist DAS Erfolgsmodell des Islam und des Christentums!

Warum sollten Kirchen / Moschee- und Islmamvereine, Hocas, Imame, Ayatollahs davon Abstand nehmen, wenn es so viele Jahrhunderte gut geklappt hat und auch heute noch gut funktioniert?

Weils damals üblich war und man das verbreiten wollte