warum können natürliche Selektion und sexuelle Selektion gegenläufig wirken.?

4 Antworten

und warum ist es eigentlich so dass Männchen aus Sicht der intrasexuellen Selektion untereinander oft um Weibchen konkurrieren, aber Weibchen nie?

Nie stimmt nicht so ganz. Intrasexuelle Selektion findet manchmal auch zwischen Weibchen statt. Gerade beim Menschen findet die intrasexuelle Selektion sowohl zwischen Männern als auch zwischen Frauen statt. Man denke nur einmal daran, wie viel Aufwand Frauen in Kauf nehmen, indem sie sich z. B. ihre Beine rasieren, die Augenbrauen zupfen, sich schminken und Lippenstift auftragen - und das alles nur, um den Männern zu gefallen. Das Extrembeispiel für inteasexuelle Selektion unter Weibchen sond aber die Wassertreter und einige Laufhühnchenarten, bei denen die Wribchen das schönere Prachtkleid tragen, nicht die Männchen.

Trotzdem stimmt es, dass die intersexuelle Selektion oft eher vom Weibchen ausgeht. Man nennt das auch female choice. Der Grund dafür liegt in der Anisogamie der Geschlechter.

  • Männchen produzieren viele kleine Gameten (Spermien). Sie sind meist beweglich und enthalten wenig Energie. Das Investment in gemeinsamen Nachwuchs ist deshalb gering.
  • Männchen produzieren wenige große Gameten (Eizellen). Sie sind meist unbeweglich und enthalten viel Energie. Das Incestment in den gemeinsamen Nachwuchs ist deshalb hoch.

Erschwerend kommt bei Säugern durch die innere Befruchtung noch hinzu, dass die Kosten für die Schwangerschaft und die Aufzucht der Jungen häufig nur vom Weibchen getragen werden, während das Männchen es sich leisten kann, sich aus dem Staub zu machen.

Da Männchen in ihren Nachwuchs wenig investieren, lautet die für sie beste Fortpflanzungsstrategie: Paare dich so oft du kannst mit so vielen Weibchen wie möglich. Die Weibchen werden damit zu einer begrenzten "Ressource" und die intrasexuelle Selektion zwischen den Männchen ist hoch. Jedes Männchen will eben vom Kuchen das größtmögliche Stück haben. Die Varianz im Fortpflanzungserfolg ist deshalb zwischen den Männchen sehr unterschiedlich. Bei Rhesusaffen hat z. B. das dominante Männchen den größten Fortpflanzungserfolg. Fast alle Jungen der Gruppe sind von ihm, während es den rangniedrigsten Männchen oft nie gelingt, auch nur ein einziges Junges zu zeugen.

Bei den Weibchen ist das anders. Als von den Männchen umkämpfte Ressource ist der Fortpflanzungserfolg der Weibchen praktisch garantiert. Für Weibchen ist deshalb und weil ihr Investment in den Nachwuchs hoch ist, etwas anderes wichtig. Ihre beste Fortpflanzungsstrategie lautet, jedes einzelne Junge nach bester Möglichkeit durchzubringen. Wenn ein Junges stirbt, hat ein Weibchen viel zu verlieren, da es ja schon im Voraus viel mehr investiert als das Männchen. Das Aufziehen der Jungen kostet das Weibchen auch viel Kraft und Energie (z. B. die Milchproduktion), weshalb ein Weibchen v. a. auf eine ausreichend hohe Energieversorgung angewiesen ist. Ein Leitspruch der Verhaltensbiologie lautet deshalb: Females go, where food is and males go, where females are. Außerdem lohnt es sich für die Weibchen, bei der Partnerwahl wählerischer zu sein. Wenn das Männchen schon nicht viel zum Nachwuchs beiträgt, im Grunde genommen ja nur seine Gene, soll das wenigstens das beste sein. Ein möglichst guter Vater ist also der mit den besten Genen.

warum können natürliche Selektion und sexuelle Selektion gegenläufig wirken.

Schauen wir uns das doch einfach mal an einem Beispiel an, beim Blauen Pfau (Pavo cristatus).

Die Hennen sind schlicht gefärbt. Warum, ist logisch. Sie sind dadurch gut getarnt, was einen echten Überlebenserfolg garantiert, also gegenüber der natürlichen Selektion einen Vorteil.

Ganz anders die Hähne. Die sind erstens knallbunt und schleppen zweitens ihre Schleppe mit sich herum, die bekanntlich zum Rad aufgeschlagen werden kann. Übrigens sind die Federn des Pfauenrads keine Schwanzfedern, sondern die Schwanzdeckfedern. Die eigentlichen Schwanzfedern sind kurz und unscheinbar. Mit ihrer Schleppe und ihrem metallisch grün und blau glänzenden Prachtkleid sind die Hähne jedenfalls alles andere als gut getarnt. Die Schleppe ist bei der Flucht sogar hinderlich. Das Prachtkleid der Hähne ist also eigentlich sogar ein Überlebensnachteil. Aus Sicht der natürlichen Evolution wäre es am besten, die Männchen wären so schlicht gefärbt wie die Weibchen.

Die sexuelle Selektion hat aber das Gegenteil bewirkt, indem die Hennen die buntesten Hähne mit dem größten Rad und den meisten "Pfauenaugen" bevorzugen.

Fragt sich natürlich, warum die Hennen die auffälligsten Hähne am attraktivsten finden, wo das doch eigentlich ein Handicap ist. Dafür gibt es mehrere Erklärungen:

  • die Gute-Gene-Hypothese: das bunte Federkleid zu produzieren ist aufwändig und erfordert ein gutes Immunsystem. Tatsächlich bilden Hähne mit schwachem Immunsystem auch nicht so leuchtende Farben aus und bleibe. eher matt. Das bunte Federkleid garantiert also, dass das Männchen über die besten Gene verfügt und deshalb topfit ist.
  • die Handicap-Hypothese: gerade weil sein Prachtkleid so ein Handicap ist und weil das Männchen trotz dieses Überlebensnachteils überlebt hat, muss es seinen Nachteil durch andere Qualitäten wett gemacht haben.
  • die Sexy-Söhne-Hypothese: die Söhne eines bunten Männchens werden wahrscheinlich ebenso bunt sein wie ihr Vater und deshalb wie dieser auch von den Weibchen bevorzugt. Schöne Männchen produzieren also schöne Söhne, die wiederum bevorzugt gewählt werden.
Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Weil ich mich fortpflanze bin ich nicht automatisch der bessere Genpool, vorallem in der heutigen Zeit da wir nicht mehr direkt im Überlebenskampf stehen.

https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwitoquOgeH1AhW2SfEDHV7qAXEQyCl6BAgDEAM&url=https%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3DsP2tUW0HDHA&usg=AOvVaw0xSQIi5oleCiuLDmJ6pjCs

Warum sollten Weibchen kämpfen? macht evolutionär keinen Sinn. Es geht um starke Alpha Männchen und dieser kann mehrere Weibchen befruchten.

1 männchen kann mehrere Weibchen befruchten, wenn also ein kräftiges Männchen sich behaupten kann, tragen mehrere Weibchen seine Jungen mit meinen Genen aus, wenn also die weibchen um die männchen kämpfen würden, würde nur 1 mal "das gute gen" weibervererbt werden.

und warum ist es eigentlich so dass Männchen aus Sicht der intrasexuellen Selektion untereinander oft um Weibchen konkurrieren, aber Weibchen nie?

Das habe ich aber schon anders erlebt.