Inzest verboten - Tiere begehen aus Instinkt keinen Inzest?

18 Antworten

Die meisten Tiere haben Strategien zur Vermeidung von Inzuchtdepressionen (nicht unbedingt zur Inzuchtvermeidung), die sind aber jeweils sehr verschieden.

  • junge männliche Tiere werden aus der Herde ausgestoßen und wandern in eine andere Gruppe ab. Funktioniert zB bei allen Arten, in denen vor allem rezessive Erbkrankheiten auftreten können, wenn es einen Chef gibt.

  • Partnerwahl - (Wild-)Kaninchen zB paaren sich nicht mit Verwandten, auch nicht mit Cousins oder Cousinen. Funktioniert zB in Populationen mit großen Gruppen, wo es keinen einzelnen "Chef" gibt oder überwiegend Panmixie vorkommt.

  • solche Tiere, die sich in der Natur eher "völlig zufällig" begegnen, setzen zB auf Monogamie: die Paare bleiben ein leben lang zusammen und betrügen sich nicht - damit ist Verwandtenpaarung ebenfalls so gut wie ausgeschlossen.

es geht aber auch andersrum:

  • Tiere, die in kleinen, weit voneinander entfernten Gruppen leben, können sich auch dadurch "schützen", daß sie sich NUR mit Verwandten paaren - ist eine Gruppe einmal "reinerbig gesund", wird das gerade durch "Reinzucht" (= Inzucht) erhalten, jeder Fremde birgt die Gefahr, daß schlechte Gene eingeschleppt werden.

  • manche Tiere (vor allem solche mit extrakorporaler Befruchtung) sorgen auch dafür, sich mit jeweils möglichst vielen verschiedenen Männchen "zugleich" zu paaren, das gibts bei einigen Fischen und "niederen" Lebewesen, wenn alle Weibchen ihre Eier zugleich ins Wasser entlassen, und alle Männchen ebenfalls (zB alle bei Vollmond) - das führt dann auch zu einer möglichst großen genetischen Varianz. FUnktioniert bei Arten mit sehr großer Anzahl.

Darüberhinaus scheint es auch bei einigen weiblichen Tieren die Fähigkeit zu geben, "gut geeignete Partner" an noch nicht bekannten Merkmalen zu erkennen (wie bei den Kaninchen). Kommt also jeweils ganz auf die Tierart, die Lebensumstände und die vorhandenen Möglichkeiten an, was sich jeweils im Lauf der Evolution als Vorteil rausgestellt hat.

Bei den meisten Haustieren inklusive Mensch ist so ein Instinkt aber im Lauf der Domestikation verlorengegangen.

Wenn Tiere keinen Inzest begehen würden, wäre es nicht von einem ausgesetzten Paar zu einer Massenplage gekommen. Es gibt sogar eine Art, wo die Mütter ihre Neugeborenen "vergewaltigen". Ich weis aber nicht mehr welche, war was unter der Erde, glaub Mulle

Inzestuöse Beziehungen um der Weitertragung genetischer Defekte zu untersagen, ist eine Erscheinung der Neuzeit. Inzest ist jedoch ein älteres Phänomen. Die alten Ägypter und Griechen hatten diese Bedenken nicht. Wie evaness aufzeigte, wird ein genetischer Defekt nicht durch Inzest begründet, sondern ein vorhandener weitergegeben. Das geschieht auch in nicht inzestuösen Verhältnissen. Die Ablehnung der Paarung mit direkten Verwandten ist dem Menschen nicht angeboren, sondern wird erst gesellschaftlich befördert. Bei der Verbindung zweier Menschen treffen Kultur und Natur aufeinander. Teil der geschichtlichen Entwicklung ist die Kultivierung der Natur, einst vegetativer Prozesse. Eheliche und elterliche Liebe werden zusammengeführt. Unterschiedliche biologische Familien finden zusammen, um zu überlegen. Die Abscheu vor Inzest ist gesellschaftlich geübte Konditionierung. Im günstigstem Falle wirtschaftlich orientierte Nützlichkeitserwägung.

evaness  20.01.2011, 19:15

... und wenn ein Cousin und eine Cousine sich lieben und man es ihnen verbietet,

eine Gewalttat gegen die intimsten und schönsten Gefühle des Menschen.

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Es kommt immer auf die Haltungsdichte bei Katzen und Hunden an. Diese vielen Animalhoarding Fälle, bei denen Halter die Übersicht über ihre Tiere verloren haben. Die leben oft sehr eng und dicht miteinanderder und die Männchen decken die Weibchen: egal, welcher Verwandtschaftsgrad vorliegt. Ich bin im Tierschutz tätig, und wir hatten vor 1,5 Jahren ca. 60 Katzen ins Tierheim bekommen, die alle gleich aussahen: schmale Augen, so einen bestimmten etwas starren Blick, weißes Fell mit unterschiedlichen Graufärbungen: aber es schaute einen immer der selbe Blick an. Einige haben auch nicht überlebt, aber alle haben wir medizinisch behandelt, an menschliche Kontakte gewöhnt und dann in neue Haushalte vermittelt. Trotz des etwas schrägen Aussehens wurden alle gut vermittelt. Also wenn man über mehrere Generationen "vermehrt", treten Defekte auf! Die frei lebenden Raubkastzen, wie Tiger, töten, wenn sie eine Tigerin "erobern" die Jungen der neuen Frau, weil sie nicht sein Erbmaterial haben. Das ist bei der wenigen noch lebenden Anzahl jedes Mal ein Drama!