Gehören die Kapitel zu Faust 1?
Es gibt die Kapitel Zurugnung, Vorspiel auf dem Theater und Prolog im Himmel, bis dann Der Tragödie erster Teil kommt. Sollte ich diese Kapitel davor auch lesen bzw ist es wichtig?
2 Antworten
Ich teile die Meinung von Lasalk, dass der "Prolog im Himmel" unbedingt gelesen werden muss, die "Zueignung" und das "Vorspiel auf dem Theater" aber entbehrlich sind, weil sie mit der "Faust"-Handlung eigentlich nichts zu tun haben. Die "Zueignung" enthält eigentlich nur die poetisch gestalteten Gedanken Goethes zu dem Umstand, dass er eine lange Pause bei dem Abfassen der "Faust"-Dichtung eingelegt hatte und nach dieser Pause auf ganz andere Menschen als bei den anfänglichen Dichtungen nunmehr als Leser stoßen würde. Mit dem Inhalt der "Faust"-Dichtung hat das aber im Grunde nichts zu tun. Und das "Vorspiel auf dem Theater" ist zwar eine herausragende dichterische Leistung, die man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man an "gereimten Worten" überhaupt Spaß hat. Aber inhaltlich ist das praktisch eine Debatte zu damaligen Grundsatzfragen über das Theater und dessen Zweckbestimmung, die zuweilen nur insofern mit dem "Faust" in Verbindung steht, als bei Aufführung dieses Vorspiels der Schauspieler, der den Mephisto darstellt, zugleich die "Lustige Person" im Vorspiel verkörpert, so dass insoweit eine kleine "Brücke" zum eigentlichen "Faust" entsteht.
( Großartiges Beispiel dafür ist die Faust-Inszenierung von Gustaf Gründgens vor etwa einem halben Jahrhundert, in der Gründgens diese Lustige Person und den Mephisto gespielt hat. Besorge Dir einmal die Aufzeichnung dieser Inszenierung, die es heute noch als Rarität zu kaufen gibt ) Aber meistens lassen die Regisseure bei heutigen Aufführungen auch dieses "Vorspiel" weg. Eigentlich schade, weil gerade auch in diesem Vorspiel die Verse Goethes zum Teil hinreissend und meisterhaft sind. Versucne sie daher einmal zu lesen und zu verstehen - aber versuche nicht, einen inneren Zusammenhang mit dem "Faust"-Drama zu suchen oder herzustellen. Das Vorspiel ist mehr eine dichterische Auseinandersetzung mit dem damaligen (Ende18. bis- 1.Hälfte 19. Jahrhundert) Theaterbetrieb, den Goethe ja als Direktor des Hoftheaters in Weimar bestens kannte.
Eigentlich ist davon nur der Prolog im Himmel wichtig für den Rest