Blickwechsel: Christlicher Glaube – Eine Christin, ein Atheist und ein Satanist beantworteten Deine Fragen

Ein Thema – drei unterschiedliche Perspektiven. Im Blickwechsel beantworteten diesmal drei Nutzer Deine Fragen zu allem, was mit dem christlichen Glauben und ihrer persönlichen Sichtweise darauf zu tun hat. Eine sich in einer Freikirche engagierende Christin (annie80); ein in der 'Church of Satan' organisierter Satanist (MagisterSamael) und ein wissenschaftlich-materialistischer Atheist (Adjuvar) freuten sich auf Deine Fragen. Auch Fragen zu Satanismus und Atheismus waren erlaubt. Der Blickwechsel fand am Freitag, den 12. April, von 15 bis 17 Uhr statt.

Was hat es damit auf sich?

Mit dem gutefrage-Blickwechsel wollen wir die Möglichkeit für Begegnungen mit interessanten Menschen schaffen. Über den direkten Austausch soll so mehr Verständnis für die Sichtweisen des Anderen erreicht werden.

Denn hinter jeder Antwort auf gutefrage steckt ein Mensch mit einer spannenden Geschichte. Diesen Menschen kannst Du beim gutefrage-Blickwechsel begegnen und dabei versuchen, die Welt durch ihre Augen zu sehen. Denn genau das meint die doppelte Bedeutung des Wortes "Blickwechsel":

  1. Der Austausch von Blicken
  2. Der Wechsel der Sichtweise

Der Blickwechsel fand am Freitag, den 12. April von 15 bis 17 Uhr statt. Die Nutzer annie80, MagisterSamael und Adjuvar beantworteten zwei Stunden Fragen zu allem, was mit christlichem Glauben und ihrer persönlichen Sichtweise darauf zu tun hat. annie80 ist eine in einer Freikirche engagierte Christin, MagisterSamael ein Satanist und Mitglied bei der Church of Satan und Adjuvar bezeichnet sich selbst als wissenschaftlich materialistischen Atheist. Somit waren auch Fragen speziell zu Satanismus und Atheismus möglich und erlaubt.

Profil von annie80

annie80 stellt sich vor:

Hallo GuteFrage-Community!

In diesem Blickwechsel möchte ich auf Fragen rund ums Christentum, die Bibel und Freikirchen eingehen.

Warum bin ich so überzeugt von dieser Religion? Weil ich erlebe, wie das Leben mit Jesus Christus (wahlweise auch Gott / der Heilige Geist) meinem Leben eine Perspektive und eine Hoffnung gibt, die nicht mit dem Tod endet. Ich glaube nicht an Gott, sondern ich vertraue ihm, trotz dass ich auch schon Zweifel hatte und mein Leben nicht immer glatt verläuft.

Das Christentum ist sehr vielfältig – wie wohl jede Religion. Katholisch sozialisiert, bin ich seit über 10 Jahren Teil einer Freikirche und habe inzwischen auch ein bisschen Einblick in andere Denominationen bekommen. In meiner Freikirche fühle ich mich zuhause, weil sich dort das Christsein auch auf den Alltag bezieht und eine echte Lebenshilfe bietet. So habe ich zu einer lebendigen Beziehung zu Jesus Christus gefunden. Der Glaube ist Teil meiner Identität und bestimmt somit auch meine Lebensführung. Damit eckt man manchmal auch an und es kann sein, dass du mit meiner Ansicht nicht einverstanden bist – aber damit kann ich leben. 😉

P.S. Falls du wissen willst, wie oft ich schon die Bibel gelesen habe: Inzwischen bin ich mindestens das dritte Mal am Stück dran.

Profil von MagisterSamael

MagisterSamael stellt sich vor:

Ave Satanas!

Schon seit meiner Jugend lehne ich frühkindliche Indoktrination ab und bin überzeugt, dass die Entwicklung frei von religiöser Prägung erfolgen sollte. Für mich bedeutet Selbstverwirklichung, sich als das anzuerkennen, was man ist: Ein Tier mit einem eigenen Willen, Trieben und Bedürfnissen, frei von Hirngespinsten.

Vorerst durch Rebellion und später aus Neugier habe ich mir dann viele Bücher über den Satanismus angeschafft und mich darin wieder gefunden. Dabei ist der Satanismus eine Atheistische Religion und setzt sich aktiv gegen die frühkindliche Indoktrination und Fanatismus ein und befürwortet die Trennung von Kirche und Staat bzw. Politik - Ideen, die mir also schon immer sehr wichtig waren.

Heute bezeichne ich mich mit Stolz als Satanist.

Der Begriff "Satan" im Namen der Religion steht dabei symbolisch für unsere Ablehnung gegenüber religiösem Fanatismus und nicht für die Anbetung eines Dämons - leider gibt es aber immer wieder Personen, die sich als "Satanisten" bezeichnen und völlig konträr zu satanischen Vorstellungen handeln und ekelhafte Missetaten begehen. Weder sind sie aber richtige Satanisten, noch wollen wir mit diesen Personen etwas zutun haben.

Wir wollen durch unseren Aktivismus gegen Fanatismus religiösen Hass mildern - nicht schaffen! Dabei akzeptieren wir jeden Menschen und seine Religion - jedoch keine Fanatiker oder wie die heutigen Weltreligionen agieren und strukturiert sind.

Profil von Adjuvar

Adjuvar stellt sich vor:

"Das Fundament der irreligiösen Kritik ist: Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen." Karl Marx

Wie vermutlich viele in Deutschland wurde auch ich mehr oder weniger im Geiste der christlichen Religion erzogen. So ging ich auf einen evangelischen Kindergarten und besuchte bis in die 9. Klasse hinein den Religionsunterricht und auch der Gang zur Kirche sowie das fromme, hoffnungsvolle Gebet waren mir nicht fremd. Es war jedoch ca. im 15. Lebensjahr an dem sich meine kopernikanische Wende vollzog, ich zweifel am Glauben hegte und ihm schließlich innerlich abschwor, und das zur Zeit meiner Konfirmation. Ausgelöst hat dieser Abfall vom Glauben das kritische Nachdenken über Gott und die Welt, im wahrsten Sinne. Wie etwa könne Gott allmächtig und allgütig sein und gleichzeitig eine Welt wie die unsere dulden ? (Theodizee-Problem), wie der Widerspruch zwischen Schöpfung und Evolution geklärt werden? Wie der Glaube an Metaphysik und Wunder gerechtfertigt werden? All diese Fragen musste ich zum Nachteil der Religionen insgesamt beantworten, der Atheismus wurde für mich zur einzig logischen Schlussfolgerung. Gott und Geist starben für mich, an ihrer Stelle trat der wissenschaftliche Materialismus, die Überzeugung, die Welt aus seinem materiellen Selbst heraus erklären zu können. In meinem post-theistischen Lebensabschnitt nun beschäftigte ich mich sowohl mit Geschichte, was mich unweigerlich auch etwas mit Religionsgeschichte in Berührung brachte, als auch mit Philosophie, welche mich, neben anderen Strömungen, zum dialektischen und historischen Materialismus führte. Es war das Studium der Geschichte welches mir zeigte, dass Religionen stehts das Produkt des, und Mittel für, den Menschen waren und sind, es war das Studium der Philosophie, das mir zeigte, wieso. Es ist diese Weltsicht, die mir das gegeben hat, was mir keine Religion geben konnte: nachvollziehbare Antworten auf die großen Fragen dieser Welt und eine Methode zu ihrer Ergründung.

Ich hoffe, diese kleine Vorstellung konnte zu guten Fragen inspirieren und motivieren.

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