Sollte ich eher Italienisch oder Russisch lernen?

9 Antworten

Grammatikalisch geben sich beide Sprachen die Hand. Habe Russisch 5 Jahre lang in der Schule gelernt.

Bei Russisch fängst du erstmal mit dem kyrillischen Alphabet an. Das dauert auch seine Zeit, bis das sitzt und man muss viel lesen, um das zu üben. Hier werden dir auch Buchstaben und Laute begegnen, die einem sehr fremd sind. Im italienischen hast du dafür Buchstabenkombinationen, die du lernen musst.

Russisch hat auch, im Gegensatz zu Deutsch, sechs Kasi. (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Instrumental und Präpositiv). Italienisch hat nur fünf. Statt Instrumental und Präpositiv, Ablativ.

Bei den Zeiten hast du im Russischen nur drei Stück, während sich die Italiener hier echt Mühe gegeben haben. Insgesamt kommt man hier auf 21, mit congiuntivo und condizionale. Das bricht vielen Lernern etwas die Beine, aber hier kann ich dich beruhigen, selbst viele Italiener scheitern daran und es ist nicht zwingend nötig alle Zeitformen perfekt zu beherrschen.

Bei den Vokabeln hast du im italienischen mehr Wörter, die du bereits kennst, zumindest in einer abgewandelten Form. Vieles kennt man aus dem Englischen.

Wie man am besten vorgeht, kann man pauschal kaum sagen. Beim Russischen, sie gesagt, erstmal das Alphabet lernen. Beim Italienischen kannst du direkt mit Personalpronomen und gängigen Verben anfangen.

Ich hoffe, ich konnte dir etwas weiter helfen. Was dich am Ende mehr reizt, musst du selbst entscheiden ☺️

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 2010 in Italien
GSPierre 
Fragesteller
 20.08.2023, 16:31

Okay fange mit dem Italienischen an. Man kann ja irgendwann noch Russisch dazu lernen, nachdem man Italienisch bis zu einem Level gelernt hat. Kann ich dir privat ein paar fragen zum Lernen stellen?

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italienisch ist jedenfalls leichter als russisch und aufgrund deiner anderern sprachen kannst du zusätzlich darauf aufbauen

Ich finde Italienisch wesentlich leichter als Russisch; freilich habe ich in der Schule Latein gelernt. Aber auch das Englische hat sehr viele Wörter, die aus dem Lateinischen stammen, und die man ähnlich im Italienischen wiederfindet.

Das Russische hat mehr Fälle und den für slawische Sprachen typischen Aspekt, d.h. für viele Verben gibt es zwei Varianten, die je nach Kontext verwendet werden. Hinzu kommt die kyrillische Schrift und die Aussprache. Das Russische hat Laute, die im Deutschen, Englischen und Türkischen nicht vorkommen und für Erwachsene kaum noch korrekt zu erlernen sind.

Die Schrift gibt die Aussprache weniger exakt wieder als im Italienischen. Eine besondere Schwierigkeit sind die Betonungen, die praktisch keiner Regel unterliegen, sogar beim gleichen Wort je nach Fall variieren können, und von denen wiederum die Aussprache der Vokale abhängt. In Lehrbüchern stehen zwar normalerweise Akzente als Hilfe, aber in normalen russischen Texten nicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich würde dir glaub ich Italienisch empfehlen. Ich lerne seit einem Jahr russisch und kann fast gar nichts (Vllt liegt es auch daran das ich mich nicht so richtig damit beschäftigt habe). Ich stelle mir Italienisch leichter vor und dort kannst du auch Wörter zurückleiten und wenn du so ein bisschen Grundkenntnisse in Latein hast hilft das auch.

Hoffe das ich dir irgendwie weiterhelfen konnte! :)

GSPierre 
Fragesteller
 20.08.2023, 16:53

Danke dir.

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Ich halte mich für Sprachen-"affin" und hatte in der Schule drei Jahre lang Italienisch. Seit 2016 lerne ich mit wenigen Unterbrechungen Russisch an der VHS. Ich mag beide Sprachen sehr, aber es kann für mich kein Zweifel daran bestehen, dass Russisch für einen deutschen Muttersprachler entschieden schwerer zu erlernen ist als Italienisch.

Das liegt nicht etwa nur am kyrillischen Alphabet, denn die einzelnen Buchstaben und Zeichen hat man in ein bis zwei Wochen "drin". Schwieriger wird es, wenn man auch die russische Schreibschrift erlernen möchte, denn einige Buchstaben werden ganz anders geschrieben als ihre Druckbuchstaben-Version. Zudem sehen viele Buchstaben in der Schreibschrift genauso aus wie im Deutschen, haben aber eine völlig andere Bedeutung. Beispielsweise entspricht unser kleines "g" im Russischen dem Laut "d" und unser "m" dem Laut "t".

Noch schwieriger ist die nicht einfach nachvollziehbare Verwendung von Weichheits- bzw. Härtezeichen oder von "weichen" Konsonanten. Erstere gibt es im Deutschen gar nicht in dieser Form, auch wenn wir ihre Funktion sehr wohl kennen. Hinzu kommt die sehr ausführliche Deklinationen der sechs grammatischen Fälle, wobei auch Adjektive und Pronomina jeweils individuell mitdekliniert werden.

All das ist im Italienischen vergleichsweise einfach. Auch die berüchtigten "21 Zeiten" sind in Wirklichkeit nicht so wild, da die Italiener selbst nur wenige davon tatsächlich im Alltag benutzen. Richtig ist, dass im Russischen zwar lebhaft konjugiert wird, es dafür aber nur eine Vergangenheitsform gibt, die vergleichsweise einfach zu erlernen ist und nur bezogen auf Genus und Numerus variiert wird. Allerdings existiert dafür jedes russische Verb gewissermaßen zweimal mit unterschiedlichen Formen - Stichwort "Verbalaspekt" -, was die Sache wieder komplizierter macht.

Als größte Schwierigkeit empfinde ich im Russischen die Vielzahl langer und komplex zusammengesetzter Wörter, deren Erlernen für unsereinen schon eine Herausforderung ist. Das kann man m.E. mit dem Italienischen nicht vergleichen.

Beispiel gefällig?

Ein einfaches "hallo" ist im Italienischen "ciao" und im Russischen "здравствуйте" (sprich: "sdrastwuite").

Trotzdem kann ich nur sagen, dass mir Russisch sehr viel Spaß macht und ich es noch nicht einen Moment lang bereut habe, damit angefangen zu haben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung